Vergütung

Marx oder Murmeltier?

Erneut wird über die Vergütung von Finanzberatern debattiert, diesmal auf europäischer Ebene. Dabei sollten die negativen Folgen eines Provisionsverbots mittlerweile hinlänglich bekannt sein, bemerkt AfW-Vorstand Norman Wirth in seinem Kommentar.

09:02 Uhr | 07. Februar | 2023
Norman Wirth

Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand beim Vermittlerverband AfW

| Quelle: AfW

Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Provisionsverbots. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen Provisionen verbündet, der Verbraucher“-schutz“ und die dogmatischen Honorarberater, eine EU-Kommissarin, die Linke und auch manche Grüne.

Na gut, ich schalte einen Gang zurück. Lassen wir Karl Marx auf dem Friedhof der Geschichte, auf nach Hollywood. Nennen wir es: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Die Argumente in dieser Diskussion sind unzählige Male bereits vorgetragen und doch kommt dieses Thema aus Brüssel und dort direkt von der EU-Kommission jetzt wieder auf den Tisch. Es wurde bereits ausführlich berichtet.

Eines der Hauptargumente GEGEN ein Provisionsverbot ist klar im Verbraucherschutz angesiedelt: Kundinnen und Kunden würden eklatant weniger unabhängige Beratung erhalten. Das ist nun auch die Lehre aus jetzt 10 Jahren Retail Distribution Review in Großbritannien, also der Regulierung, die unter anderem ein Provisionsverbot beinhaltete. Untere Einkommensgruppen und große Teile der Mittelschicht mit einem verfügbaren Vermögen unter 25.000 Pfund kommen nicht mehr in den Genuss von unabhängiger Beratung und Vermittlung zu Versicherungs- und Finanzanlageprodukten.

Sieht so Verbraucherschutz aus, fragt man sich da verwundert. Oder sind die Erfahrungen aus Großbritannien in Brüssel einfach nicht bekannt? Die deutsche Regierung hat auf Druck der FDP und aus guten Gründen darauf verzichtet, einen Provisionsdeckel oder sogar ein Provisionsverbot in ihre Agenda aufzunehmen. Die entstehende Beratungslücke bei weiten Teilen der Bevölkerung wäre immens und kann nicht gewünscht sein.  

Es ist an uns Branchenvertretern, aber auch an jedem Einzelnen, der in dieser Branche tätig ist, weiter Aufklärung zu betreiben. Jetzt in Brüssel, jetzt aber auch bei den Abgeordneten des Europaparlaments aus den eigenen Wahlkreisen.