bessergrün-Stipendiaten über grüne Büroausstattung
Ein grünes und achtsames Leben spielt auch zuhause oder am Arbeitsplatz zunehmend eine größere Rolle und hört nicht beim Fairtrade-Kaffee oder dem Solarpaneel auf dem Dach auf. Wir haben mit den drei Nachhaltigkeitsbotschaftern des bessergrün-Stipendiums über ihre Vorstellung von nachhaltiger Büroausstattung gesprochen. Denn auch hier kann angesetzt werden und auf Nachhaltigkeit geachtet werden.
Neben der klassischen Ausstattung wie Möbel oder Beleuchtung, können auch Vorkehrungen für die Mitarbeiter umgesetzt werden: Ergonomische Stühle und Tische beispielsweise schonen die Gesundheit der Mitarbeiter und können perspektivisch die medizinische Versorgung reduzieren.
Während des bessergrün-Stipendiums haben die drei Nachhaltigkeits-Botschafter auch die Möglichkeit einen Teil der Förderung in eine nachhaltige Büroausstattung zu investieren. Hierbei stehen sowohl die optimale Gestaltung der Büroräume für die Mitarbeiter als auch eine ressourcenschonende Ausrichtung im Mittelpunkt.
Wir haben mit Gorden Isler von fairvendo, Jan Müller von Müller & Partner Versicherungsmakler und Michael Rauch von MIRAfinanzen über die Nachhaltigkeit im Büro gesprochen.
procontra: Haben Sie sich schon mit dem Thema „nachhaltige Büroausstattung“ beschäftigt? Was waren Ihre Erkenntnisse auf diesem Gebiet?
Gorden Isler: Unsere Büroausstattung fanden wir schon recht nachhaltig, weil wir sie seit 2006 nicht mehr verändert haben. Was nicht neu gekauft wird, das emittiert ja auch kein neues CO2. Doch aufgrund des Stipendiums haben wir uns noch einmal damit befasst.
Michael Rauch: Genau, am besten ist es natürlich immer, wenn man gar nichts Neues anschafft. Denn egal wie nachhaltig es produziert wurde, wurden dafür doch Ressourcen benötigt und verbraucht. Wenn wir doch etwas anschaffen, achten wir darauf, auch Gebrauchtes zu kaufen.
Jan Müller: Wir wollen konkret auch auf das Wohlbefinden und die Gesundheit unserer Kollegen achten, denn auch hier sehen wir einen großen nachhaltigen Mehrwert für unser Maklerunternehmen. Deshalb haben wir schon vor Beginn des Stipendiums unsere Arbeitsplätze neugestaltet, wobei wir die individuellen Wünsche der Kollegen berücksichtigt haben und alle Arbeitsplätze mit höhenverstellbaren Tischen ausgestattet haben. So kann auch einfach im Stehen gearbeitet werden.
procontra: Konnten Sie schon konkret etwas an ihrer Büroausstattung ändern und nachhaltiger gestalten? Wenn ja, wie lief der Auswahlprozess ab?
Rauch: Wir setzen ja verstärkt auf gebrauchte Gegenstände. So haben wir die alten Arbeitsplatten wiederverwendet und nur neue Gestelle angeschafft. Ein neu geschaffener Kundenberatungsbereich konnte ebenso mit gebrauchten Stühlen ausgestattet werden.
Müller: Unser Ziel ist es, verstärkt digital zu arbeiten und so den Papierverbrauch zu minimieren. Die passende technische Ausstattung ist hierbei wichtig, um die Arbeitsabläufe reibungslos zu gestalten. Aussortierte Technik wird von unserer IT-Firma übernommen, aufgearbeitet und weiterverkauft oder verschenkt. Unsere alten Möbel haben wir an kleinere Firmen in der Region verschenkt. Um unsere Kollegen bei einem gesunden Lebensstil zu unterstützen, bieten wir eine vollausgestattete Küche: Hier können die Kollegen sich ein warmes Mittagessen zubereiten. Ein naheliegender Bioladen versorgt uns regelmäßig mit frischen Lebensmitteln.
Isler: Auch wir haben unsere Arbeitsplätze neu ausgestattet, dabei konnten wir die alten Glasschreibtische weiterverschenken. Wir haben uns stattdessen für Holzschreibtische entschieden. Im Prinzip ist Holz ja gebundenes CO2. Es wäre natürlich besser, wenn diese Bäume noch stehen würden, doch auch daran haben wir gedacht. Zusammen mit unseren Kund*innen haben wir für 2023 206 neue Bäume gepflanzt, auch als Ausgleich. Beim Auswahlprozess haben wir uns die Lieferanten und die Art des Holzes genau angesehen. Die Mitarbeitenden hatten Mitsprache- und Mitgestaltungsrecht. Außerdem haben wir einen Teil der Förderung in Konferenztechnologie investiert. So ist es für uns nun einfacher, dass Kolleg*innen nicht bei allen betrieblichen Besprechungen persönlich anwesend sein müssen. Das senkt den CO2-Ausstoß durch weniger Emissionen, die mit Mobilität zusammenhängen.
procontra: Gab es Herausforderungen bei der Überzeugung ihrer Kollegen und Mitarbeiter bezüglich der neuen Ausstattung?
Isler: Hier war Mitsprache und Mitgestaltung wichtig. Denn schließlich sind das ja die Arbeitsplätze, an denen unsere Mitarbeitenden viel Zeit verbringen. Gerade die Diskussion über den Rohstoff wurde leidenschaftlich geführt und eine Kompensation für die verlorenen Bäume beschlossen.
Müller: Die Einführung unserer neuen technischen Ausstattung ist zwar fortschrittlich, aber die Anpassung an neue Prozesse kann herausfordernd sein. Das Hinterfragen und mögliche Neugestalten alter Arbeitsabläufe können unangenehm sein, daher gehen wir den Weg der Digitalisierung behutsam. Wir unterstützen unsere Kollegen dabei, sich mit Tablets und digitalen Präsentationen vertraut zu machen und sich von der Papierarbeit zu lösen.
procontra: Welche Tipps haben Sie für andere Maklerunternehmen, die eine nachhaltige Büroausstattung in Betracht ziehen?
Müller: Denkt an eure Mitarbeiter! Wenn es denen gut geht, geht es auch dem vorgesetzten Makler und den Kunden gut. Es ist wichtig, nicht an der Grundausstattung zu sparen, da diese die tägliche Arbeit erleichtert.
Isler: Es ist wichtig sich die Lieferanten genau anzusehen und die Herkunft der Rohstoffe zu kennen. Der Preis allein sollte nicht ausschlaggebend sein und es ist wichtig, dass die Ausstattung viele Jahre genutzt werden kann.
Rauch: Am Anfang steht klar eine Bedarfsanalyse: Was brauchen wir wirklich und was wäre einfach nur „nice to have“. Und was kann vielleicht wiederverwendet werden in neuer Funktion? Oft können auch gebrauchte Artikel gekauft werden, wenn nötig. Bei Elektronik ganz klar auf den Stromverbrauch, die Recycling- und Reparaturfähigkeit achten.