BaFin blockiert externen Run-off

Viridium darf Zurich-Lebensversicherungen offenbar nicht übernehmen

Der Verkauf von über 700.000 LV-Policen von der Zurich an Viridium schien schon perfekt zu sein. Doch vor dem Hintergrund der italienischen Eurovita-Pleite sieht die BaFin den Deal nun sehr kritisch.

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16:09 Uhr | 21. September | 2023
Viridium darf Zurich-Lebensversicherungen offenbar nicht übernehmen

Nach aktuellem Stand bleibt die Zurich Deutschland wohl auf ihren 720.000 alten Lebensversicherungen sitzen.

| Quelle: Zurich

Der geplante Verkauf von rund 720.000 Lebensversicherungen der Zurich Deutschland an die Viridium Gruppe steht offenbar kurz vor dem Scheitern. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) habe dem Run-off-Spezialisten Viridium wohl in Vorgesprächen klargemacht, dass sie den Kauf des Vertragsbestands nicht genehmigen werde. In der Folge habe das Frankfurter Unternehmen die Bestandsübertragung bei der Aufsicht noch nicht angezeigt. Darüber hatte am Donnerstag als Erstes der Versicherungsmonitor berichtet.

Dem Bericht zufolge rührt die Skepsis der BaFin aber nicht von mangelnder IT und Service her, was zahlreiche Kunden an Viridium in den letzten Jahren mehrfach kritisiert hatten. Vielmehr sei das Verhalten der britischen Investorenfirma Cinven entscheidend. Diese ist nicht nur Haupteigner der Viridium Gruppe, sondern war auch Eigentümer der italienischen Eurovita Lebensversicherung – bis diese im Sommer pleiteging und von der italienischen Aufsicht an ein Versichererkonsortium übergeben wurde. Als Eurovita in Folge des schnellen Zinsanstiegs in finanzielle Schieflage geraten war, hatte sich Cinven geweigert, dringend benötigtes Kapital nachzuschießen.

„Der Prüfprozess ist aufgrund der Eurovita-Situation komplex“

Nun sorgt sich die BaFin offenbar wegen diesem Eigner, der im Falle einer finanziellen Schieflage auch bei Viridium die Zügel in der Hand hält. Schließlich befinden sich dort unter anderem bereits über zwei Millionen Policen der Generali in der Abwicklung. Das hat nun auch der Run-off-Spezialist auf procontra-Nachfrage bestätigt und gibt sich zugleich kämpferisch. „Wir halten an dem Ziel einer Transaktion fest. Der Prüfprozess ist zum jetzigen Zeitpunkt aufgrund der Eurovita-Situation komplex. Wir sind in konstruktiven Gesprächen mit der BaFin und arbeiten weiterhin an einer Lösung entsprechender Anforderungen an eine Genehmigung“, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Laut dem Versicherungsmonitor könnte eine solche Lösung in der Berücksichtigung von Rückversicherern oder weiteren Partnern bestehen.

Die BaFin erklärte auf procontra-Nachfrage, dass sie sich grundsätzlich nicht zu einzelnen Unternehmen äußert. Losgelöst von diesem Einzelfall sagte jedoch ein Sprecher: „Die BaFin ist sich ihrer Verantwortung absolut bewusst, die mit der Prüfung von Run-off-Transaktionen verbunden ist. Wir prüfen derartige Transaktionen – sei es eine Bestandsübertragung oder ein Unternehmensverkauf – sehr gewissenhaft, insbesondere auch die finanzielle Solidität des Erwerbers beziehungsweise der aufnehmenden Gruppe.“ Denn die gesetzlichen Anforderungen an eine Bestandsübertragung beziehungsweise einen Unternehmensverkauf seien sehr hoch. Die Wahrung der Belange der Versicherungsnehmer sicherzustellen, sei trotz zuletzt mehrerer genehmigter Run-off-Deals unverändert das wichtigste Ziel der Aufsicht.

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