Zinszusatzreserve

Lebensversicherer erhalten 4 Milliarden Euro zurück

Die steigenden Zinsen haben bereits 2022 viel Geld zurück in die Kassen der Lebensversicherer gespült. Laut Assekurata dürfte das auch noch einige Zeit so weitergehen. Die Zinswende birgt aber auch Risiken, wie das aktuelle Beispiel Silicon Valley Bank zeigt.

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16:03 Uhr | 13. März | 2023
Zinszusatzreserve

Die Zinswende lässt die Zinszusatzreserve schmelzen. Mit einem ZZR-Rückfluss von vier bis fünf Milliarden Euro pro Jahr an die Lebensversicherer rechnet man bei Assekurata.

| Quelle: Xiao Yun Li

Bereits im vergangenen Jahr sind rund vier Milliarden Euro aus der Zinszusatzreserve (ZZR) an die Lebensversicherer zurückgeflossen. Das schrieb Analyst David Dyschelmann am Montag im Blog seines Arbeitgebers, der Rating-Agentur Assekurata. Damit seien die Rückflüsse sogar etwas höher ausgefallen, als die Analysten im Sommer 2022 geschätzt hatten.

Damals war die Zinswende bereits spürbar: Entgegen dem über zwölf Jahre währenden Aufbau der ZZR aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase war plötzlich absehbar, dass diese nun langsam wieder abgebaut wird. Der Höchststand Anfang 2022 hatte bei rund 96 Milliarden Euro gelegen. Unter anderem die Rückflüsse in Höhe von nun rund vier Milliarden Euro hatten zu einer Anhebung der Überschussbeteiligung bei vielen Lebensversicherern bereits für das Jahr 2023 geführt.

Als Datenbasis für diese Einschätzung dient Assekurata eine Befragung von 36 Lebensversicherern. Da sich aber Unternehmen mit einer im Marktvergleich hohen Garantielast im Bestand tendenziell nicht an der Untersuchung beteiligen, sei nicht auszuschließen, dass die Rückflüsse insgesamt noch geringfügig höher ausgefallen seien, so Dyschelmann.

4 bis 5 Milliarden jedes Jahr

Da aufgrund der Marktlage vorerst nicht mit einem Rückgang der Zinsen zu rechnen sei, geht man bei Assekurata davon aus, dass der Referenzzins dank der für die ZZR-Berechnung maßgeblichen Korridormethode auf dem aktuellen Niveau von 1,57 Prozent verharren wird. Das würde für 2023 weitere vier bis fünf Milliarden Euro an Rückflüssen an die Lebensversicherer bedeuten. Damit sei auch die nächsten Jahre zu rechnen. Zwar habe der Zinsswapsatz in diesem Januar bei 2,86 Prozent und damit deutlich höher gelegen. Doch selbst wenn sich dieser nun bis 2026 fortsetzen würde, würde es erst dann zu einem beschleunigten Abbau der ZZR kommen. Umgekehrt sei auch bei einem erneuten Rückgang der Marktzinsen und gegebenenfalls sogar erneuten Zuführungen nicht damit zu rechnen, dass der ZZR-Höchststand von 96 Milliarden Euro noch einmal übertroffen wird, schreibt der Assekurata-Analyst.

Während sich die Lebensversicherer und ihre Kunden nun über die ersten rückläufigen ZZR-Tranchen freuen, warnen andere Analysten bereits vor den negativen Auswirkungen der Zinswende. Carsten Zielke beispielsweise hält auch Liquiditätsengpässe bei den Unternehmen nicht für ausgeschlossen. Zwar sind Lebensversicherer keine Banken. Jedoch mahnt das aktuelle Beispiel der Silicon Valley Bank aus den USA, dass große Geldentnahmen von Unternehmen und Privathaushalten nicht nur eine Mär sind.