Forderung von IKK-Chef

Zahnbehandlungen sollen keine Kassenleistung mehr sein

Um die finanziell prekäre Situation der gesetzlichen Krankenkasse zu verbessern, bringt ein Kassenchef jetzt Leistungskürzungen beim Thema Zahnersatz ins Spiel. Populär bei den Kassenpatienten dürfte dieser Vorschlag nicht sein.

Author_image
10:06 Uhr | 01. Juni | 2023
Zahnarzt

Müssen die Menschen in Deutschland künftig Wurzelbehandlungen, Zahnkronen und andere Eingriffe beim Zahnarzt komplett aus eigener Tasche bezahlen?

| Quelle: Nataliia Nesterenko

Die Finanzsituation in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ist weiterhin angespannt. Auf einen Entwurf für eine solide und nachhaltige Finanzreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach wird weiterhin gewartet.

Derweil gibt es praktisch jede Woche neue Vorschläge, wie in der GKV Geld eingespart bzw. die Einnahmenseite verbreitert werden kann. Besonders ein Vorschlag des Freiburger Ökonoms Bernd Raffelhüschen schlug zumindest emotional hohe Wellen. „Patienten müssen künftig mehr aus eigener Tasche dazu bezahlen“, sagte Raffelhüschen im Februar gegenüber der Bild-Zeitung. Bis zu 2.000 Euro könnte diese Selbstbeteiligung betragen, schlug Raffelhüschen vor. Darüber hinaus sollten Verletzungen, die aus riskantem Verhalten resultieren, künftig ebenfalls vom Patienten getragen werden.

In eine ähnliche Kerbe haut nun auch IKK-Kassenchef Ralf Hermes. Dieser schlug im Gespräch mit dem Handelsblatt Leistungskürzungen in drei Bereichen vor: zahnärztliche Behandlungen, Zahnersatz sowie Homöopathie.  „Der Lage angemessen wäre es, die komplette zahnärztliche Versorgung aus dem Leistungskatalog zu streichen“, sagte Hermes.

13 Milliarden für zahnärztliche Leistungen

Die Kassen übernehmen beim Zahnersatz einen sogenannten Festzuschuss auf die Regelversorgung. Dieser war im Jahr 2020 auf 60 Prozent erhöht worden. Wer sein Bonusheft pflegt, kann diesen Prozentsatz weiter steigern.

Knapp 13 Milliarden Euro zahlten die Kassen im Jahr 2022 für zahnärztliche Leistungen aus. Hermes kritisierte, dass immer mehr Geld ins bestehende System gepumpt werde, anstatt dringend notwendige Strukturreformen durchzuführen. So sollten die Kassen die Prävention stärker in den Blick nehmen. Denn wer sich zweimal am Tag die Zähne putze, könne damit fast alle Probleme verhindern. Zudem könnten die Menschen privat vorsorgen, was bereits sehr viele tun. Der Bestand an privaten Zahnzusatzversicherungen ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Knapp 18 Millionen Menschen verfügten zuletzt über entsprechenden Zusatzschutz (welche Tarife hier überzeugen können, hatte kürzlich die Zeitschrift Finanztest untersucht). 

Doch auch diese dürften nicht begeistert sein, sollte die GKV ihre Leistungen für Zahnbehandlungen gnadenlos zusammenstreichen. Schließlich würden in diesem Fall wohl auch die privaten Zusatzversicherungen merklich teurer werden.