GKV

Raffelhüschen fordert Selbstbeteiligung für Kassenpatienten

Die finanzielle Situation der gesetzlichen Krankenkassen ist düster, Lösungsvorschläge sind dringend gefragt. Nun meldet sich der Ökonom Bernd Raffelhüschen zu Wort mit einer Forderung, die den wenigsten Patienten gefallen dürfte.

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09:02 Uhr | 22. Februar | 2023
Bernd Raffelhüschen

Schlägt eine Selbstbeteiligung für GKV-Patienten vor: der Ökonom Bernd Raffelhüschen

| Quelle: Bernd Raffelhüschen

Trotz des jüngsten Stabilisierungsgesetzes, das unter anderem eine Erhöhung der Zusatzbeiträge mit sich brachte, ist es um die finanzielle Situation der Krankenkassen nicht gut bestellt. Denn die Ausgaben der Kassen steigen weiter. Für dieses Jahr erwartet Uwe Klemens, Vorsitzender des Verbands der Ersatzkassen (vdek), beispielsweise durch Mengen- und Preissteigerungen einen Ausgabenanstieg von fünf Prozent, im kommenden Jahr von vier Prozent. Demgegenüber stehen sinkende Einnahmen.

„Wir brauchen nachhaltige Finanzreformen auf der Einnahmen- und Ausgabenseite“, sagte Klemens folgerichtig auf der Neujahrspressekonferenz des Verbands. Eine Forderung, die auch von anderer Seite verstärkt gegenüber Gesundheitsminister Karl Lauterbach vorgebracht wird. Ideen, wie die Kassen nachhaltig entlastet werden können, gibt es einige – unter anderem die Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Medikamente oder eine Dynamisierung des Bundeszuschusses.

Künftig mehr aus eigener Tasche bezahlen

Nun meldet sich der Freiburger Ökonom Bernd Raffelhüschen in der Bild-Zeitung mit einem Vorschlag zu Wort, der bei vielen GKV-Versicherten auf Missfallen stoßen dürften. „Wir können uns das System nicht mehr leisten. Patienten müssen künftig mehr aus eigener Tasche dazu bezahlen“, erklärte Raffelhüschen und fordert eine Selbstbeteiligung von Versicherten in Höhe von bis zu 2.000 Euro.

Darüber hinaus sollen Verletzungen, die aus riskantem Verhalten resultieren, ebenfalls komplett aus eigener Tasche bezahlt werden. Wer beispielsweise beim Skifahren stürzt und sich dabei das Bein bricht, müsste künftig selbst für die Behandlung aufkommen. „Auch Raucher müssen sich an den Folgekosten von Behandlungen stärker selbst beteiligen“, verlangt der Freiburger Hochschullehrer.

Dass Raucher – zumindest indirekt – für die steigenden Kosten der Krankenkassen aufkommen sollen, war bereits in der Vergangenheit vorgeschlagen worden. So hatte der IKK-Bundesverband im vergangenen Jahr vorgeschlagen, stärker an den Steuereinnahmen für Tabak und Alkohol beteiligt zu werden.

Verletzungen, die aus gefährlichem Verhalten resultieren, sollen künftig zudem komplett von den Versicherten selbst gezahlt werden.

Geht es nach Raffelhüschen, sollen GKV-Patienten künftig nach dem Arztbesuch eine Rechnung erhalten, die sie dann an ihre Krankenkasse weiterreichen. Diese übernimmt dann „einen Großteil der Kosten“. Wie viel der Patient aus eigener Tasche zahlen muss, solle von dessen Einkommen abhängen. Zudem soll der zu zahlende Eigenanteil auf 1.500 bis 2.000 Euro gedeckelt werden.

Ohne ein Gegensteuern müsste der Beitragssatz, inklusive Zusatzbeitrag, für alle Beschäftigten in den kommenden Jahren deutlich steigen, prophezeit Raffelhüschen – bis 2035 auf rund 22 Prozent. Derzeit liegt er durchschnittlich bei rund 16 Prozent.