Gesetzliche Pflegeversicherung

PKV-Lobby malt düsteres Beitragsszenario

Eine Studie aus den Reihen des PKV-Verbands warnt vor einer Beitragsverdopplung für sozial Pflegeversicherte. Doch in der aktuell aufgeheizten Pflege-Debatte sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen.

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13:05 Uhr | 13. Mai | 2024
PKV-Lobby malt düsteres Beitragsszenario

Die Finanzierung der Pflegeversicherung dürfte sowohl Beitragszahler als auch Pflegebedürftige ins Grübeln bringen.

| Quelle: kumikomini

Aus dem Lager der privaten Pflegeversicherer kommen weitere Hiobsbotschaften in Richtung der gesetzlich Versicherten und der Politik. In einer aktuellen Berechnung weist das Wissenschaftliche Institut der PKV (WIP) auf einen steil ansteigenden Beitragstrend in der gesetzlichen beziehungsweise sozialen Pflegeversicherung (SPV) hin. Im schlimmsten Fall würde der durchschnittliche Beitragssatz bereits im Jahr 2030 bei 4,93 Prozent liegen (aktuell 3,47 Prozent laut WIP) und im Jahr 2040 sogar bei 7,7 Prozent. Kinderlose (aktuell 4,0 Prozent) müssten 2030 schon 5,9 und 2040 dann über acht Prozent, so die Studienautoren.

Bei diesem „worst case“-Szenario des WIP gilt es allerdings zu beachten, dass die prognostizierten Zahlen an die exakte Entwicklung der Jahre 2022 bis 2022 gekoppelt sind. Darin enthalten sind beispielsweise die reforminduzierten Leistungsausweitungen durch die Pflegestärkungsgesetze I und II mit Ausgabensteigerungen von 13,4 und 22,9 Prozent in den Jahren 2015 und 2017. Durch diese Gesetzesreformen hat sich vor allem die Anzahl der Leistungsbezieher deutlich erhöht. Das WIP weist darauf hin, dass derzeit sowohl in Fraktionen der Regierung als auch der Opposition Forderungen nach weiteren Leistungsausweitungen erhoben werden. Jedoch müssten sich diese in einem gleich großen Ausmaß entfalten, wie die rückblickend historisch beispiellosen Leistungsausweitungen der PSG I und II.

Laute Lobby

Doch auch, wenn sich die Beitragsentwicklung in der SPV weniger dramatisch gestaltet als in den letzten Jahrzehnten, so rechnet das WIP bis 2040 mindestens mit einem durchschnittlichen Beitragssatz 4,87 Prozent. In einem sogenannten Kostendruckszenario, bei dem durchgehend das Ausgabenwachstum zwei Prozentpunkte über dem Wachstum der beitragspflichtigen Einnahmen je SPV-Mitglied liegt, wird bis 2040 von 5,76 Prozent ausgegangen.

WIP-Leiter Frank Wild kritisiert, dass die hohe Steuer- und Abgabenquote die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schwäche. So könne es nicht weitergehen. Und PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther findet, dass wer Leistungsausweitungen in der umlagefinanzierten Pflegeversicherung fordere, eine Kostenexplosion verursache und rücksichtslos die Beitragszahler und deren Arbeitgeber belaste.

Nach dieser Welle an Kritik für Politik und SPV verweist Reuther dann beinahe versöhnlich auf den Ausweg, welchen die kapitalgedeckte Pflegezusatzversicherung aus diesem Dilemma bieten könnte. Solche privaten oder betrieblichen Vorsorge-Lösungen kann die Politik mit einfachen Mitteln fördern, etwa durch Abgabenfreiheit der Beiträge“, empfiehlt Reuther. Ein sinnstiftender Vorschlag – schließlich steht außer Frage, dass die Finanzierung der Pflegeversicherung für die meisten Menschen hierzulande stabilisiert werden muss. Nicht vergessen werden darf hierbei aber, dass sich die privaten Anbieter aktuell in einer Art Schlagabtausch mit zum Beispiel Sozialverbänden wie dem VdK befinden. Dieser fordert nichts geringeres, als die private Pflegeversicherung abzuschaffen.