Außergewöhnlicher Anstieg

Krankenkassen zählen fast 11 Prozent mehr Pflegefälle

Laut dem GKV-Spitzenverband ist die Anzahl der Pflegebedürftigen im Vorjahr sprunghaft angestiegen. Verbandsvize Gernot Kiefer skizziert neue Herausforderungen, aber auch Lösungsansätze.

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13:04 Uhr | 15. April | 2024
Krankenkassen zählen fast 11 Prozent mehr Pflegefälle

Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, spricht von einem sprunghaften Anstieg bei den Pflegefällen im vergangenen Jahr.

| Quelle: GKV-Spitzenverband

Finanzierungslücke, Vorsorgerückstand und Abschaffungsgedanken – zur Pflegeversicherung gab es in diesem Jahr bereits mehrere Hiobsbotschaften. Nun hat sich Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, mit einer weiteren zu Wort gemeldet. „Wir sehen einen sprunghaften Anstieg bei den Pflegefällen. Wuchs die Zahl der Pflegebedürftigen in früheren Jahren etwa um 326.000 Fälle pro Jahr, gab es 2023 auf einmal ein Plus von 361.000 Fällen“, erklärte Kiefer am Sonntag in einem Statement des Verbands. Zuvor hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe Kiefer in ihren Sonntagsausgaben damit zitiert.

Das Plus von rund 35.000 Pflegefällen entspricht einem Zuwachs von 10,7 Prozent. Doch wo kommt der abrupte Anstieg her? „Denkbar wäre, dass es ein einmaliger Nachholeffekt der Pandemie ist. Sollte dies jedoch ein neuer Trend sein, wird sich die Lage in der Pflege noch einmal deutlich kritischer darstellen“, so der GKV-Vize.

Er geht davon aus – sofern sich dieser Trend fortsetzt – dass es in der Pflege hierzulande drei Entwicklungen geben wird:

  • Die Kosten werden in einem Ausmaß steigen, das für sehr viele Pflegebedürftige nicht mehr zu stemmen sein wird.

  • Sofern man weiterhin nur versucht, den Pflege-Notstand mit steigenden Beiträgen für die staatliche Pflegeversicherung in den Griff zu kriegen, werden Beschäftigte und Arbeitgeber überlastet.

  • Es wird umso wichtiger, zusätzliches Personal in die Pflege zu holen und gleichzeitig Pflegerinnen und Pfleger im Beruf zu halten.

Letzteren Punkt könne man, laut Kiefer, dadurch umsetzen, indem man Pflegefachkräften mehr Kompetenzen gibt. Zum Beispiel könnten diese gut eingestellten Patienten Folgemedikamente verschreiben. Vom Staat fordert er, einige der Leistungen, die dieser der Pflegeversicherung zuordnet, verursachungsgerecht selbst zu übernehmen. Dann ließe sich der Druck auf die Beitragssätze in der Pflegeversicherung deutlich reduzieren. Andernfalls würden die Beiträge um mindestens 0,2 Prozentpunkte steigen müssen, so Kiefer.