Gegenüber ETFs:
procontra: Die Kosten im Asset Management sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Was sind die wesentlichen Gründe?
Manuel Hobisch: Im Markt haben sich zum einen neue Anforderungen entwickelt, etwa bei Themen wie Nachhaltigkeit, steigende Digitalaffinität von Kunden oder ein gewachsener Anspruch von Vertriebspartnern. Wenn in Fondsstrategien das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigt werden soll, benötigt man unzählige zusätzliche Daten; diese einzukaufen verursacht enorme Kosten. Als zweites erzielen zahlreiche Asset Manager Nettomittelzuflüsse mittlerweile überwiegend nur noch in neuen Produkten. Dafür entstehen neue Aufwände vom Portfoliomanagement bis zur Administration. Wenn dann die Margen in diesen Produkten niedriger ausfallen, steigt die Cost-Income-Ratio.
procontra: Steigende Kosten und ein wachsender ETF-Markt machen Anbietern aktiv gemanagter Publikumsfonds zu schaffen. Was wären aus Ihrer Sicht wirksame Maßnahmen, um die Wettbewerbsposition zu stärken?
Hobisch: Das ist kein Entweder-oder. Jedes dieser Produkte, ETF und aktiv gemanagter Fonds, findet seinen Platz. Passive Strategien sind sinnvoll, wenn sie einen liquiden, transparenten sowie effektiven Markt haben und ein aktives Management keinen Mehrwert für den Investor erzielen kann. Bei einem weniger liquiden Markt oder intransparenteren Assetklassen hat aktives Management dagegen die Chance, Mehrwerte zu generieren. Als Anbieter aktiver Produkte muss ich meine Nische finden, für die Anleger bereit sind, die erforderlichen Fees zu bezahlen. Eine Annäherung der Gebührenstruktur von aktiven Produkten auf die von passiven Angeboten ist für Asset Manager sicher nicht zielführend.
procontra: Rechnen Sie mit einer Konsolidierung in der Asset-Management-Branche? Falls ja, woraus leiten Sie dies ab?
Hobisch: Grundsätzlich rechnen wir schon mit einer Konsolidierung. Das sieht man vor allem auf der passiven Seite mit Übernahmen und Zusammenschlüssen. Dieses Geschäft funktioniert dauerhaft nur durch Skalierung. Auf der aktiven Seite schützen die hohen und relativ trägen Bestände mit historisch attraktiven Margen die Asset Manager noch. Einige machen sich dennoch schon heute Gedanken über die kontinuierlich steigende Cost-Income-Ratio und versuchen gegenzusteuern. Meist liegt der Fokus dann auf zwei Themen: einer (Re-)Fokussierung des Produktangebots und der Nutzung von Digitalisierung und Automatisierung in den Prozessen.