So wollen Asset Manager ihr Kostenproblem in den Griff kriegen
Die Branche der Kapitalverwalter steht vor großen Veränderungen, auch wenn vieles noch rosig aussieht. 118,7 Billionen US-Dollar haben Asset Manager Ende 2023 weltweit verwaltet, soviel wie nie, berichtet die Boston Consulting Group (BCG) in ihrem Global Asset Management Report 2024. Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) verzeichnete im deutschen Fondsgeschäft im März ein verwaltetes Vermögen von nahezu 4,3 Billionen Euro, knapp unter dem Rekordwert Ende 2021.
„Auch wenn das Wachstum dramatisch ist, verschleiert es doch nur die grundlegende Schwachstelle der Asset-Management-Branche“, heißt es im BCG-Report. „Die Erträge der Branche stiegen im Jahr 2023 nur um 0,2 Prozent, während die Kosten um 4,3 Prozent stiegen. Angesichts dieser beiden gegensätzlichen Kräfte gingen die Gewinne um 8,1 Prozent zurück.“
In einer Untersuchung zum Asset Management in Europa stellt die Beratungsgesellschaft McKinsey fest, dass die Gewinne im vergangenen Jahr das zweite Jahr in Folge gesunken sind und 32 Prozent unter ihrem Allzeithoch 2021 lagen.
Zum einen hält der Druck auf der Ertragsseite an, erläutern die Boston-Consulting-Leute. Die Vermögensverwalter könnten sich nicht mehr in dem Maße wie bisher auf die Markt-Performance verlassen, um ihre Erträge zu steigern. Der Druck auf die Gebühren setze sich ebenfalls fort. „Die durchschnittliche Gebühr lag im Jahr 2023 bei 22 Basispunkten, gegenüber 25 Basispunkten im Jahr 2015 und 26 Basispunkten im Jahr 2010“, erläutern die Berater. Ein weiterer maßgeblicher Faktor sei die wachsende Beliebtheit passiver Produkte wie ETF, börsennotierte Fonds. Sie sind deutlich günstiger als aktive Produkte. Zu alldem seien die Kosten kräftig gestiegen, um etwa 80 Prozent seit 2010.
Rentabilität, Rentabilität, Rentabilität
Der Research-Anbieter Morningstar berichtet bereits von Umstrukturierungen und Entlassungen bei einigen Vermögensverwaltern. Der stark gestiegene Anteil an passiven Anlagen sei eine gewaltige Veränderung. „Das hat sich auf die Rentabilität der gesamten Branche ausgewirkt – und die Vermögensverwalter müssen sich darauf einstellen“, sagt Analyst Mathieu Caquineau.
„Als Asset Manager muss ich differenzieren zwischen den transparenten, liquiden – also effektiven – Märkten und jenen Märkten, in denen aktives Management tatsächlich Mehrwert bringen kann“, meint Manuel Hobisch, Senior Manager des Beratungshauses Zeb. „Ersteres werden Anbieter künftig entweder passiv anbieten oder sich daraus zurückziehen. Bei Letzterem werden die Anbieter Schwerpunkte setzen.“ Beim Vertrieb im Privatkundengeschäft sei angesichts einer hohen Digitalaffinität insbesondere der jüngeren Generation ein Wandel zu einem endkundenorientierten Digitalangebot notwendig. „Asset Manager sollten ihre Vertriebspartner dabei unterstützen, mit der Bereitstellung notwendiger technischer Infrastruktur oder dem Angebot von Zusatzservices – wie einem digitalen Kapitalmarktbriefing – für interessierte Kunden“, sagt Hobisch.
Als ein wirksames Mittel, um die Rentabilität zu steigern und auf Dauer wettbewerbsfähig zu bleiben, sehen zahlreiche Marktbeobachter wie -teilnehmer die künstliche Intelligenz (KI) und die sogenannte generative KI, die Inhalte wie Texte, Gespräche, Bilder, Musik und vieles mehr erstellen kann. Der McKinsey-Untersuchung zufolge sind so bei der Gewinnung von Inhalten Produktivitätssteigerungen von bis zu 80 Prozent möglich. Das bedeutet zunächst hohe Investitionen. In fünf bis sieben Jahren könnte die Technologie allerdings Fachleuten zufolge einen entsprechenden Output liefern, womöglich früher. Für Anleger stehen die Chancen gut, dass die Preise weiter sinken und umfassendere Dienstleistungen flexibel und schnell angeboten werden. Die Vermittlerarbeit dürfte sehr viel digitaler werden.