Versicherer und Privatanleger setzen auf Private Equity

Alternative Geldanlagen erzielen Rekordwerte – trotz hoher Risiken

Immer mehr Versicherer investieren in Private Equity. Deswegen will die BaFin die Anlageform genauer unter die Lupe nehmen. Doch auch für Privatanleger hat sich der Markt geöffnet. Die Rendite lockt, doch das Risiko ist hoch.

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13:01 Uhr | 26. Januar | 2023
Riskant, aber renditeträchtig: Alternative Investments

Immer mehr Versicherer und Privatanleger investieren in Private Equity. Die Rendite lockt, trotz erheblicher Risiken.

| Quelle: peterschreiber

In den vergangenen Jahren machten niedrigen Zinsen das Geschäft mit alternativen Investments wie Private Equity und Private Debt wieder attraktiver. Auch für Versicherer. Laut BaFin hat die Branche verstärkt in derlei illiquide Assets investiert: Lag der Anteil von Private Equity in der Kapitalanlage Ende 2019 noch bei durchschnittlich 4,7 Prozent, stieg der Wert bis Ende Juni 2022 auf 5,2 Prozent. Bei einigen Versicherern waren es sogar bis zu zehn Prozent.

„Generell ist die Branche seit dem Tief in 2009 wieder stark gewachsen und konnte neue Rekordwerte erzielen“, sagt Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). „Die von Europäern in Private Equity investierten Gelder sind auf 118 Milliarden Euro gestiegen.“ Grund genug für die Aufsichtsbehörde, sich die damit verbundenen Risiken und wie die Versicherer mit ihnen umgehen einmal genauer anzusehen. 

Die Vorteile der Anlageklasse liegen auf der Hand: Sie sind zum einen breit diversifiziert, das heißt investieren in „alle möglichen Branchen und Regionen, vom Pflegeheim in der Kleinstadt bis hin zum international aufgestellten IT-Unternehmen“, schreibt die BaFin auf ihrer Seite. Die Anlagen versprechen eine höhere Rendite als vergleichbare börsennotierte Anlagen und die Wertentwicklung unterliegt keinen Marktschwankungen. „In Phasen größerer Börsenschwankungen können sie daher einen Beitrag leisten, das Anlageportfolio zu stabilisieren“, so die Aufsichtsbehörde.

Hauptrisiko für Versicherer: Unklarer Unternehmenswert

Was für Privatanleger eher ein Nachteil ist, kann für institutionelle Versicherer von Vorteil sein: Der Anlagehorizont ist vergleichsweise groß, die Liquiditierbarkeit ist eingeschränkt. Allerdings können Versicherer dafür auf eine „Illiquiditätsprämie“ als Zusatzrendite hoffen.

Ein Problem ist allerdings die Komplexität der Anlage: Das Anlageuniversum ist heterogen und erfordert Spezialwissen. Einen Zugangsweg zu attraktiven Investments innerhalb dieser Anlageklassen zu finden, kann zur Herausforderung werden. Eine Alternative bietet ein indirektes Investment über Fonds, der von professionellen Assetmanagern gesteuert wird.

Das Hauptrisiko von Private Equity ist allerdings, dass sich oft der Unternehmenswert kaum abschätzen lässt. Die Firmen sind schließlich nicht an der Börse notiert, es liegen also nur wenige Marktdaten vor. Deswegen plant die BaFin, künftig verstärkt ihr Augenmerk auf die Bewertung von illiquiden Kapitalanlagen zu legen. „Die Gefahren für Kreditausfälle und Insolvenzen steigen und erhöhen damit das Risiko für Abschreibungen sowohl für Anlagen in Private Debt als auch in Private Equity“, warnt die Behörde.

Außerdem bleibt bei Dachfondskonstruktionen häufig unklar, in welche Zielunternehmen investiert wird. Dabei verlassen sich die Versicherungsunternehmen laut BaFin zu häufig auf die Berichte und Analysen der externen Assetmanager. Die Aufsichtsbehörde beobachte den Private-Equity-Markt deswegen sehr genau und wolle „denjenigen Versicherern auf den Zahn fühlen, die überdurchschnittliche Risiken eingehen“.

Anlage eher für wohlhabende Privatanleger

Seit 2013 können auch – eher vermögende – Privatanleger in Private Equity investieren, denn seitdem fällt die Anlageklasse unter das Kapitalanlagegesetzbuch. Damit unterliegt sie der Aufsicht der BaFin. Tatsächlich nutzen Privatanleger auch immer öfter diese Möglichkeit. Bisher ging das häufig nur mit sehr großem Kapital. Doch es gibt Unternehmen, die das ändern wollen. Dazu gehört Moonfare, wobei auch hier Anleger erst ab mindestens 50.000 Euro für ein einzelnes Investment dabei sein können.

Doch wie können Privatinvestoren in diese illiquide Geldanlage investieren? „Den schnellsten Zugang bieten die so genannten Private-Equity-Manager, die selbst an der Börse notieren“, so Bauer. Dazu zählen Gesellschaften, die direkt in Unternehmen investieren, wie die schwedische Beteiligungsgesellschaft Kinnevik oder die britische 3i Group. Sie bieten eine direkte Beteiligung an den Zielunternehmen.

Über andere Anbieter können Privatanleger sich indirekt an Unternehmen beteiligen, wie zum Beispiel über KKR, die Blackstone Group oder die Schweizer Partners Group. „Diese Gesellschaften profitieren durch die von ihnen aufgelegten Private-Equity-Fonds, sofern diese Gewinne erwirtschaften. Auch kann man in einzelne PE-Fonds investieren“, erklärt der SdK-Experte.

Vorsicht vor Nachrangdarlehen und Genussscheinen

In Deutschland können Anleger, um in einzelne Projekte zu investieren, auch über Nachrangdarlehen und Genussscheine gehen – Investments, die eher dem grauen Kapitalmarkt zuzuordnen sind. „Davon raten wir aber ab“, so Bauer. Denn das Wagnis ist groß, einzelne Projekte können auch schiefgehen und den Anlegern Verluste bescheren.

Bauer rät Anlegern, immer nur einen Teil des Vermögens in Private Equity Fonds zu investieren und dann auch nur in breit streuende. „Am besten in Dachfonds oder gleich in Private-Equity-Gesellschaften wie 3i.“