Fractional Ownership

„Natürlich lässt sich damit auch Geld verdienen“

Über Fractional Ownership können Privatanleger mit minimalen Beiträgen in Luxus-Sachwerte wie teure Uhren oder andere Preziosen investieren. Die Strategie ist dennoch eher etwas für jene, die schon alles haben, sagt Experte Christian W. Röhl. Zumal Bruchteilseigentum für Anleger auch nicht ganz ungefährlich ist.

Author_image
16:12 Uhr | 05. Dezember | 2023
Fractional Ownership: „Natürlich lässt sich damit auch Geld verdienen“

Wer ein Basisportfolio hat, ein World-ETF, ein breites Aktienportfolio, dazu Anleihen, Immobilien, vielleicht auch Private Equity, der könne über Fractional Ownership nachdenken, sagt Investmentexperte Christian W. Röhl.

| Quelle: privat

procontra: Laut einer Umfrage des Versicherers Hiscox nimmt der Stellenwert von Fractional Ownership zu, immer mehr Privatanleger würden sich dafür interessieren. Ist der anteilige Besitz an Sachwerten ein Trend?

Christian W. Röhl: Bis 2021 stieg die Popularität auf jeden Fall. Seitdem, das sage ich jetzt aus anekdotischer Evidenz, ist das Thema in meiner Wahrnehmung deutlich zurückgegangen. Durch den Zinsanstieg ist das spekulative Geld insgesamt weniger geworden. Während der Pandemie haben sich viele Menschen, weil sonst nicht viel passiert ist, in alles gestürzt, was mit Geld zu tun hatte. Viele haben Aktien für sich entdeckt, dann Kryptowährungen und irgendwann kam auch das Thema Fractional Ownership. Aber wenn ich mir heute die Trading-Aktivitäten auf diversen Plattformen ansehe, habe ich aber nicht den Eindruck, dass das deutlich zugenommen hat.

procontra: Für wen eignet sich Fractional Ownership?

Röhl: Das ist etwas für denjenigen, der sonst schon alles hat. Das lässt sich am Beispiel eines Hauses deutlich machen: Sie haben ein Haus mit Erdgeschoss, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Badezimmer, Küche. Irgendwann kommen Sie auf die Idee, dass sie das Dachgeschoss ausbauen wollen oder gerne einen goldenen Wasserhahn hätten. Das wäre ähnlich wie der Kauf von Bruchstückanteilen. Wenn man ein Basisportfolio hat, ein World-ETF, ein breites Aktienportfolio, dazu Anleihen, Immobilien, vielleicht auch Private Equity – dann kann man darüber schon nachdenken. Aber es bleibt ein Investment in ein Passion Asset, eine Anlage in Sammlerstücke, sogenannte Collectibles.

procontra: Der Betreiber der deutschen Fractional Ownership Plattform Finexity sagt, er sehe keine juristischen Probleme bei den Investments. Der Diebstahl der Uhren von Timeless im vergangenen Jahr hat allerdings Fragen aufgeworfen – vor allem auf Seiten der Anleger.

Röhl: Der Fall von Timeless zeigt, dass die Sorgen nicht aus der Luft gegriffen sind, auch wenn die Plattform sofort eine faire Regulierung des Schadens veranlasst hat. Die grundsätzlichen Fragestellungen physischer Assets werden auch durch Fraktionalisierung nicht gelöst. Selbst, wer nur in Bruchteile eines Bildes oder Autos investiert, muss sich mit der Lagerung, Versicherung und den Transaktionskosten auseinandersetzen. Das ändert sich ja nicht, nur weil das Objekt fraktionalisiert, also in einzelne Bestandteile aufgesplittet wird.

procontra: Bei Finexity läuft das Listing über die Blockchain, das senkt laut dem Unternehmen die Kosten für die Kunden. Sehen Sie das auch so positiv?

Röhl: Die juristischen Rahmenbedingungen in Bezug auf die Blockchain sind hochkomplex. Die technischen Parameter ändern sich ständig, damit müssen die rechtlichen Bedingungen immer wieder angepasst werden. Das ist permanent im Flow. Es gibt hier, anders als bei Aktien, noch keine Rechtstradition.

procontra: Welche juristischen Probleme sehen sie noch?

Röhl: Wer in tokenisierte physische Assets investiert, muss sich fragen: In welcher Gesellschaft befindet es sich? Was ist bei Kunstwerken mit den Folgerechten? Was ist mit Umsatzsteuern? Bei einem Verkauf: Liegt das Kunstwerk irgendwo in der Schweiz? Wird es irgendwann nach Deutschland verkauft? Nochmal: Die Verpackung ändert nicht den Charakter des Investments. Wenn ich eine Solaranlage habe, die teuer ist, dahinter ein schlechter Stromanbieter steht, es eine unsichere Einspeisevergütung gibt und billige Module verbaut sind, dann wird die nicht dadurch besser, dass ich Bruchstücke draus mache. Es wird beim Bruchteilseigentum noch eine erhebliche Lernkurve geben.

procontra: Würden Sie Anlegern also eher abraten?

Röhl: Man sollte die Alternativen prüfen. Warum nimmt jemand den Splitter einer Hublot und nicht stattdessen eine LVMH-Aktie? Dann ist er unternehmerisch beteiligt an einem Luxuskonglomerat, er muss sich keine Gedanken mehr über Verbriefungsformen und Ähnliches machen. Und er bekommt die Aktie jederzeit wieder los, zu marginalen Transaktionskosten im Rahmen bewährter Prozesse.

procontra: Warum ist ein Investment in ein Quäntchen Luxus dennoch für manche so verlockend?

Röhl: Die Anbieter sprechen den „Passion Sense“ der Anleger an, die auch einen Teil vom Luxus abhaben wollen. Und natürlich lässt sich damit auch Geld verdienen. Es gibt ja sowohl bei Finexity als auch bei Timeless erfolgreiche Exits. Ich habe damals bei Timeless die erste Uhr gekauft, das war eine Audemars Piguet, damit konnte man seinerzeit wenig falsch machen. Sie wurde dann auch mit einem ordentlichen Gewinn verkauft. Was man aber wissen muss: Man kann als Anleger natürlich kein Veto hinsichtlich des Verkaufszeitpunkts einlegen, sondern muss sich dem fügen, was beschlossen wird. Das war in meinem Fall gut. Es zeigt aber auch, dass die Plattform, der Treuhänder, der Assetverwahrer, die Verbriefungsgesellschaft seriöse Geschäftspartner sein müssen.

procontra: Die Produkte und Vertriebswege von Bruchteilseigentum scheinen erst einmal komplex zu sein. Können Weiterbildungen helfen, Finanzberater für das Thema zu erwärmen?

Röhl: Ich möchte den Finanzanlagenvermittler sehen, der jetzt Token von einer Kunstsammlung verkauft und dann auch noch mit Provision. Ein Finanzanlagenvermittler wird eher einen Aktienfonds oder eine Versicherung verkaufen. Er will doch auch sein Geld mit möglichst geringem Aufwand und Risiko verdienen.

procontra: Lassen Sie uns einen Ausblick wagen: Wird Fractional Ownership sich als Investment-Strategie durchsetzen?

Röhl: Das Thema steht noch am Anfang, da kann etwas entstehen. Aber das ist ein dickes Brett, das da noch zu bohren ist – technisch, steuerlich, regulatorisch, nicht zuletzt hinsichtlich der „user experience“. Wenn das Geld gerade locker sitzt und die Zeiten gut sind, ist das für Anleger sicher reizvoll. In schwierigen Zeiten gehen die Leute da wieder raus. Das kann man am Beispiel Uhren gut veranschaulichen: Sie sind jahrelang richtig gut gelaufen, als dann aber die Zinsen gestiegen sind und das ganze Funny Money rausgegangen ist, sind die Preise für Rolex-Uhren teilweise zusammengebrochen.