Geschlossene AIF: Diese Vorteile bietet der Zweitmarkt

Geschlossene AIF schließen eine ordentliche Kündigung aus. Das heißt, das Kapital ist bis zum Ende der Laufzeit gebunden. Vorher „raus“ kommt nur, wer seine Anteile am Zweitmarkt verkauft.

08:01 Uhr | 19. Januar | 2021
Zweitmarkt für geschlossene AIF; Bild: Adobe Stock/JFL Photography

Für einen außerplanmäßigen Exit bietet der Zweitmarkt für geschlossene AIF eine Lösung. Bild: Adobe Stock/JFL Photography

Unverhofft kommt ja bekanntlich oft. Und auch wenn sich Anleger darüber im Klaren sein sollten, dass sie sich mit Zeichnung eines geschlossenen AIF für einen bestimmten Zeitraum festlegen, kann es dennoch vorkommen, dass sie vorzeitig über das eigentlich gebundene Kapital verfügen müssen. Für diese Art des außerplanmäßigen Exits gibt es mit dem Zweitmarkt für geschlossene AIF auch tatsächlich eine Lösung. Mit der Fondsbörse Deutschland und der Deutsche Zweitmarkt AG gibt es gleich zwei Handelsplattformen, über die Anteile veräußert werden können.

Das Prinzip ähnelt dabei dem klassischen Börsenhandel, wo Angebot und Nachfrage den Preis einer Beteiligung bestimmen. Die jeweils hinter den Handelsplattformen stehenden Beteiligungsmakler haben dabei die Aufgabe, Käufer und Verkäufer zusammenzubringen. Das kann entweder per Gebot erfolgen, in dem ein zu verkaufender Fondsanteil auf der Handelsplattform veröffentlicht wird oder aber als Direktgeschäft, indem der beauftragte Beteiligungsmakler direkt einen Käufer für die Beteiligung findet. Sind sich beide Parteien einig, wird ein Kauf- und Übertragungsauftrag unterzeichnet und der Fondsanteil wechselt den Besitzer.

Vorteile für Käufer und Verkäufer

Mit dem Zweitmarkt haben Anleger, die ihr eigentlich für eine festgelegte Laufzeit gebundenes Kapital früher benötigen, also eine attraktive Chance, geschlossene AIF zu verkaufen. Allerdings wird für diesen außerplanmäßigen Exit in der Regel ein Abschlag fällig. Wie hoch dieser ausfällt, hängt vom Angebot und der jeweiligen Nachfrage ab. Auch die Art der Beteiligung, die Restlaufzeit des Fonds und die Höhe der Investition spielen dabei eine Rolle.

Es gibt aber auch Beteiligungen, die mit Kursen jenseits der 100-Prozent-Marke gehandelt werden. Bestes Beispiel hierfür sind geschlossene Immobilienfonds – allen voran deutsche Immobilienfonds – die mitunter zu Kursen von 120 Prozent und mehr den Besitzer wechseln. Das liegt unter anderem daran, dass der Zweitmarkt nicht nur bei Verkäufern etabliert ist. Auch Käufer haben ein Interesse an den „Gebrauchten“. Mittlerweile haben sogar einige Emittenten geschlossenen AIF aufgelegt, die sich ausschließlich auf Zweitmarktbeteiligungen konzentrieren. Die Gründe liegen auf der Hand: Zusätzliche Kosten wie das Agio fallen nicht mehr an. Außerdem können die Erfolgsaussichten eines Fonds nach einer gewissen Laufzeit ganz anderes eingeschätzt werden als bei seiner Auflage. Und natürlich versprechen auch die zum Teil attraktiven Einstiegspreise eine zusätzliche Rendite für die Käufer.Tatsächlich sind gebrauchte Immobilienfonds auch der Renner am Zweitmarkt. Ihr Anteil am Handelsvolumen der Fondsbörse Deutschland lag im November bei knapp 60 Prozent. Schiffsfonds hatten einen Anteil von rund 26 Prozent, gefolgt von Flugzeugen mit 6 Prozent und Private Equity Fonds mit etwas über 2 Prozent.