Schwellenländer

In diesen Nationen steckt das größte Rendite-Potenzial

Alessia Berardi, Head of Emerging Macro Strategy beim Amundi, über interessante Zielländer, die Sonderstellung Mexikos und die besten Renditechancen in Schwellenländern.

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09:01 Uhr | 26. Januar | 2024
Alessia Berardi, Head of Emerging Macro Strategy beim Amundi Investment Institute
| Quelle: (c)delporte

procontra: Angesichts von Krieg und Krisen werden die Karten auf dem Weltmarkt neu gemischt. Was bedeutet das für Entwicklungs- und Schwellenländer?

Alessia Berardi: Die geopolitischen Konflikte haben Auswirkungen auf Investitionen in allen Sektoren. Quasi über Nacht können Staaten Sanktionen verhängen. Auch deshalb ergreifen Unternehmen in den Industrieländern proaktiv Maßnahmen zur Risikominderung. Sie verringern zum Beispiel sukzessive ihre Abhängigkeit von chinesischen Lieferanten und diversifizieren ihre Beschaffungs- und Produktionsstrategien. Diese Entwicklung eröffnet einigen Emerging Markets ex China durchaus noch bessere Wachstumschancen.

procontra: Welchen Länder zum Beispiel?

Berardi: Mexiko. Das Land wird von der Verlagerung von Industrien profitieren, da US-amerikanische und europäische Unternehmen von den kostengünstigen Arbeitskräften und der Nähe zu den USA profitieren wollen. Darüber hinaus ziehen zum Beispiel Ländern wie Thailand und Malaysia aktuell reichlich Kapital an, die für den Transport innerhalb Asiens von wachsender Bedeutung sein können.

procontra: Spielen neben China auch andere Schwellenländer eine Rolle bei Megatrends wie Elektrifizierung und Künstliche Intelligenz?

Berardi: Das in Asien auch Länder wie Südkorea und Taiwan in Sachen Digitalisierung und Halbleitern äußerst wettbewerbsfähig sind, ist bekannt. Aber auch Indonesien und Malaysia sind bei disruptiven Technologien wie Künstliche Intelligenz in einer starken Position. Alle beispielhaft genannten Länder spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der globalen Lieferkette für Technologie-Hard- und Software.

procontra: Wie ermitteln Sie attraktive Zielländer?

Berardi: Wir betrachten drei Gruppen: Erstens Länder, die ihren geopolitischen Einfluss aufgrund des Krieges in der Ukraine und der Spannungen zwischen den USA und China erhöht haben, wie Saudi-Arabien, Brasilien, Indien, die Türkei und der Iran. Zweitens Länder, die dank ihrer natürlichen Ressourcen oder ihrer geografischen Lage von der Diversifizierung weg von China und Russland profitieren. Und schließlich Länder, die von Verteidigungsabkommen mit den USA profitieren, wie Philippinen, Indien und Taiwan.

procontra: Wie viel ihres Kapitals sollten Anleger in Schwellenländer investieren?

Berardi: Hier gibt es keine generelle Antwort, da dies immer auch vom Risikoprofil des Anlegers abhängt. Aus der Sicht der Aktienmärkte sehen wir die Schwellenländer als eine zunehmend attraktive Anlageklasse im Rahmen einer globalen Aktienallokation, da die Bewertungen günstig sind, die zugrunde liegenden Wachstumstrends robust und die Positionierung der Anleger gering.

procontra: Sind auch Anleihen von Schwellenländern ein lohnenden Investment?

Berardi: Einige wenige Länder in Lateinamerika sowie in Afrika bieten aktuell gute, risikobereinigte Rendite auf Dollar- oder Euro-Basis, also mit überschaubarem Währungsrisiko für deutsche Anleger. Im Bereich von Schwellenländer-Anleihen in lokaler Währung halten wir Indien für sehr interessant.