Alternative Investments

Diese Chancen bietet ELTIF 2.0 für die Anlageberatung

Welches Potenzial ELTIF 2.0 für Privatanleger hat und welche Skills Berater dafür benötigen, erklärt Moritz von Rhein, Head of Private Markets bei LIQID.

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09:02 Uhr | 05. Februar | 2024
Moritz von Rhein

Moritz von Rhein, Head of Private Markets bei LIQID

| Quelle: LIQID

procontra:

Privatanleger dürfen jetzt via ELTIF, auch kleine Beträge, insbesondere in Private Equity und Infrastruktur investieren. Welches Potenzial sehen Sie für diesen neuen Markt?

Moritz von Rhein:

Mit der Einführung von ELTIF 2.0 wird sich der Zugang zu Anlagemöglichkeiten abseits der Börse grundlegend verändern. Wir gehen davon aus, dass Asset Manager in den nächsten Monaten zahlreiche ELTIFs initiieren werden. Für Anleger ist das eine positive Entwicklung: Sie erhalten Zugang zu neuen Anlagemöglichkeiten, wie Private Equity, die bisher nur Anlegern mit Millionenvermögen vorbehalten waren.

So können sie ihr Portfolio besser diversifizieren und an Chancen abseits der Aktienmärkte teilhaben. Auch auf die europäische Wirtschaft kann das einen positiven Effekt haben: Kapitalzuflüsse in ELTIFs helfen Unternehmen zu finanzieren, Arbeitsplätze zu schaffen oder auch Infrastrukturprojekte zu realisieren.

procontra:

ELTIF für Vermögende gibt es seit 2015. Der Vertrieb für normale Privatanleger läuft aber anders ab. Ohne Anlageberatung und fachkundige Berater wird es nicht gehen. Ist die Branche vorbereitet?

von Rhein:

ELTIFs können unter der neuen Regulierung nicht mehr nur im Rahmen von Anlageberatung, sondern auch in der Anlagevermittlung vertrieben werden. Das Gesetz macht hier aber strenge Vorgaben, die über die klassische Anlagevermittlung hinausgehen und eine „Quasi-Anlageberatung“ vorschreiben.

Es wird auch unter ELTIF 2.0 sowohl auf der Beraterseite als auch auf Kundenseite eine umfassende Schulung erforderlich sein, um die Vorzüge, aber auch die Herausforderungen der neu zugänglichen Anlageklassen hervorzuheben.

procontra:

Für die Beratung, aber auch für die Anlage von vielen kleineren Geldbeträgen sind eine effiziente Abwicklung und skalierbare Prozesse notwendig. Gibt es überhaupt entsprechende Lösungen im Markt?

von Rhein:

Private-Equity-Fonds richteten sich bisher immer nur an eine sehr begrenzte Anzahl an Investoren, selten mehr als 100 pro Fonds. Die Branche muss also umdenken, wenn sie Privatanlegern ein nutzerfreundliches Anlageerlebnis bieten möchte. Bisher ist sie darauf nicht vorbereitet.

Hier wird sich aber sicherlich in den nächsten Jahren noch viel tun – analog dazu wie ETFs die Fondsindustrie revolutioniert haben. LIQID ist bereits seit vielen Jahren mit volldigitalen Prozessen aktiv. Das schafft für Anleger ein ansprechendes Kundenerlebnis und macht die Abwicklung effizient.

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procontra:

In der Vertriebs-Pipeline sind vor allem ELTIF für Infrastrukturanlagen wie Wind- und Solarparks. Ihr Fokus liegt auf privatem Beteiligungskapital. Planen Sie Investments in ELTIF für Private Equity oder sogar einen eigenen ELTIF?

von Rhein:

Aktuell hat LIQID noch keinen eigenen ELTIF im Programm. Das wird sich aber sehr bald ändern.

procontra:

Welche Argumente sprechen aus Privatanlegersicht für Private Equity?

von Rhein:

Weniger als 3 Prozent aller mittelgroßen und großen Unternehmen in Deutschland sind an der Börse gelistet. Anlegern, die ausschließlich börslich investieren, entgeht somit das Potenzial des erfolgreichen Mittelstands.

Historisch gesehen hat Private Equity durch aktive Wertschöpfung Renditen deutlich oberhalb der öffentlichen Kapitalmärkte erzielt. Für Anleger bietet die Anlageklasse also die Möglichkeit, zu partizipieren und gleichzeitig das Rendite-Risiko-Profil ihres Portfolios zu optimieren.

procontra:

In weiten Teilen der Bevölkerung haben Beteiligungen von Finanzinvestoren an mittelständischen Unternehmen keinen guten Ruf. Ist das nicht eine zu große Hürde für den Vertrieb?

von Rhein:

Der Anlageklasse Private Equity haftet in den Medien kein gutes Image an. Ein genauerer Blick lohnt sich. Die Anlageklasse hat sich über die letzten Jahrzehnte stetig weiterentwickelt. Während in den 80er und 90er Jahren noch ein Großteil der Wertschöpfung aus dem Einsatz von Fremdkapital und Kostensenkungen, auch auf Kosten der Angestellten, stammte, liegt heute aktive Wertschöpfung im Fokus der Manager.

So schaffen Private-Equity-geführte Unternehmen heute deutlich mehr Arbeitsplätze als andere Unternehmen in Europa. Wertsteigerungen stammen häufig auch aus der Implementierung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen, da diese am Markt zunehmend geschätzt werden.

Fremdkapital spielt bei der Rendite nur noch eine untergeordnete Rolle. Wenn künftig breitere Bevölkerungsgruppen in Private Equity investiert sein werden, wird die Anlageklasse auch einen besseren Ruf bekommen.

procontra:

Was tun Sie, um Ihre Vertriebsaktivitäten auf das bisher weitgehend ungenutzte Potenzial der Privatkunden auszurichten?

von Rhein:

LIQID vertreibt seit 2017 Private Equity an private Anleger. Für uns bedeutet die Einführung von ELTIF 2.0, dass wir nicht mehr nur noch Kunden ansprechen können, die in der Lage sind, mindestens 200.000 Euro in die Anlageklasse zu investieren. Das erlaubt eine deutlich breitere Kundenansprache.

Doch auch weiterhin werden Wissensvermittlung und verständliche Kommunikation Grundlage für Anleger sein, um die Chancen und Risiken der Anlageklasse zu verstehen und eine bewusste Anlageentscheidung treffen zu können. Hier unterscheiden sich ELTIFs nicht von Spezial-AIFs.

Anleger haben bei LIQID deshalb stets die Option, im direkten Gespräch mit unseren geschulten Experten am Telefon zu sprechen oder sich in unseren regelmäßigen Webinaren und Newslettern tiefergehen.

Die historischen Renditen liegen deutlich oberhalb der öffentlichen Kapitalmärkte.
Moritz von Rhein, Head of Private Markets bei LIQID