Baufinanzierung

Welche Entscheidungen Immobilienkäufer bereuen

Der Kauf beziehungsweise Bau eines Eigenheims kann Nerven kosten – gerade dann, wenn die falschen Entscheidungen getroffen werden. Der Finanzierungsexperte Dr. Klein wollte von Käufern wissen, was sie im Nachhinein gerne anders gemacht hätten.

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11:05 Uhr | 08. Mai | 2023
Reue

Generell sind viele Menschen auch im Nachhinein glücklich mit ihrem Immobilienkauf. Einzelne Details des Kaufs würden sie allerdings rückwirkend gerne anders machen.

| Quelle: Freder

Glaubt man der französischen Sängerin Edith Piaf, gab es für sie nichts zu bereuen: weder den Kummer, noch das Vergnügen und auch nicht die Liebschaften in ihrem Leben. Der Kauf eines Hauses tauchte im wohl bekanntesten Lied der Französin allerdings mit keinem Wort auf.

Die Meinung von Piaf zum Thema Immobilien muss somit an dieser Stelle unbeantwortet bleiben. Eine aktuelle Umfrage des Immobilienfinanzierungsspezialisten Dr. Klein zeigt zumindest, welche Entscheidungen deutsche Immobilienkäufer rückwirkend betrachtet lieber rückgängig machen würden.

Streit mit der Familie

So bereuen 16 Prozent derjenigen, die sich für die Immobilienfinanzierung Geld im Familienkreis besorgt haben, diese Entscheidung. Hingegen sind 92 Prozent derjenigen, die die Verwandtschaft finanziell nicht einbezogen haben, froh darüber. Dabei kann es sich durchaus lohnen, sich bei der Verwandtschaft Eigenkapital zu besorgen, erklärt Valentina Lorei, Spezialistin für Baufinanzierung bei Dr. Klein. „Denn je mehr Eigenkapital eingebracht wird, desto bessere Konditionen gibt es für den Kredit.“

Um dennoch den Familienfrieden zu wahren, rät sie zu schriftlichen Vereinbarungen – „so kann das Risiko für anschließende Geldstreitigkeiten geringgehalten werden.“

Bleiben wir in der Familie: Jeder sechste der rund 1.500 Befragten gab an, dass die Beziehung zum Partner unter dem Eigenheim-Projekt gelitten habe. Knapp 60 Prozent bereuen diese, die anderen knapp 40 Prozent gaben an, es trotzdem noch einmal genauso machen zu wollen. „Gerade beim Hauskauf oder -bau gilt für Paare: Reden ist Gold. Erwartungen und Wünsche sollten klar formuliert werden. Zudem sollten beide Partner gleichberechtigt in den Prozess einbezogen sein“, rät Lorei.

Das gilt auch für die Frage, ob bei der Suche nach einer passenden Immobilie ein Makler beauftragt werden sollte: Denn ein Drittel (32 Prozent) derjenigen, die auf einen Makler setzten, bereuen im Nachhinein diese Entscheidung. Dies scheint in erster Linie eine Frage der Kosten zu sein – schließlich zeigen sich 96 Prozent derjenigen, die ihr Haus von privat gekauft haben, zufrieden.

Dr. Klein-Expertin Lorei hat hierfür eine Erklärung: „Das Ansehen von Maklerinnen und Maklern hat bei Käufern besonders deswegen gelitten, weil sie lange Zeit die Kosten hierfür allein tragen mussten – egal, ob sie oder die Verkäufer Auftraggeber waren. Ein wichtiger Schritt war daher aus meiner Sicht das Ende 2020 in Kraft getretene Gesetz zur Teilung der Makler-Courtage.“

Sondertilgung oder nicht?

Auch zum Thema Sondertilgung wurden die 1.500 Hausbesitzer befragt. Mehr als drei Viertel hatten entsprechende Optionen vereinbart, fast alle (96 Prozent) sind mit dieser Entscheidung zufrieden. 28 Prozent derjenigen, die auf die Option verzichteten, sind allerdings unglücklich mit ihrer damaligen Entscheidung.

Lorei sieht eine Sondertilgungsoption besonders dann als sinnvoll, wenn die Bank dafür keinen Zinsaufschlag berechnet. „Da sich die eigenen Lebensumstände schnell ändern können, rate ich immer dazu, eine Baufinanzierung zu wählen, die Luft für Veränderung lässt. Ob dafür Sondertilgungen, Tilgungssatzwechsel oder andere Optionen die beste Lösung sind, gilt es individuell zu prüfen.“

Insgesamt betrachtet hält es die überwiegende Mehrheit der Deutschen (93 Prozent) beim Immobilienkauf mit Edith Piaf – auch Jahre später bereuen sie nichts. Zumindest wenn es um die Frage geht, ob der Kauf der eigenen vier Wände eine gute Idee war.