Investitionen in Waffen und Munition

Versicherer zurückhaltend auf Lindners Rüstungs-Vorstoß

Welche Vertriebs-Chancen bieten verstärkte Investitionen in die Rüstungsindustrie? Und ist für die Beratung zeitnah mit einer Zunahme solcher Produkte zu rechnen? procontra fragte nach.

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18:02 Uhr | 23. Februar | 2024

Die Versicherungsbranche reagiert zurückhaltend auf den Vorstoß von Christian Lindner. Der Bundesfinanzminister hatte auf der Münchener Sicherheitskonferenz am vergangenen Wochenende Versicherer, Banken und Fondsanbieter dazu aufgerufen, die Scheu vor Investitionen in die Rüstungsindustrie abzulegen. Angesichts der weltweiten Krisenlage würden die Produzenten von Waffen und Munition auch Geld von Anlegern benötigen. Die regulatorischen Hürden dafür will Lindner abbauen.

Ist also zeitnah mit einer Zunahme an Rüstungsinvestitionen der Versicherungsbranche, zum Beispiel in entsprechende Fonds via fondsgebundenen Rentenversicherungen zu rechnen? Welche Haltung haben die Versicherer generell zu Rüstungsinvestitionen? Und sollte die Rüstungsindustrie für Anleger wieder salonfähig werden, welche Chancen bietet das dann für den Vertrieb? Auf diese und andere Fragen erhielt procontra vom GDV nur eine sehr kurze und verhaltene Antwort:

„Jeder Versicherer hat eine Investmentstrategie und legt seine Vermögenswerte auf Basis der Kriterien Sicherheit, Qualität, Liquidität und Rentabilität an. Inwieweit Investitionen in die Rüstungsindustrie eine Rolle spielen, ist eine unternehmensindividuelle Entscheidung.“

procontra hat auch bei Fonds Finanz, Deutschlands größtem Maklerpool, angefragt, wie man dort die potenzielle Nachfrage und Vertriebs-Chancen in Bezug auf Versicherungsprodukte mit Rüstungsinvestitionen einschätzt. Doch die Münchener entschieden sich nach interner Abstimmung dazu, unsere Anfrage nicht beantworten zu wollen. Das Thema „Anlegergeld für die Rüstungsindustrie“ stößt also auf große Zurückhaltung, eine Positionierung fällt offenbar schwer.

„Versicherer werden investieren, aber nicht zeitnah“

Ausführlich auf unsere Fragen geantwortet hat hingegen BVK-Präsident Michael H. Heinz. Doch auch er lässt Vorsicht walten. Ob zeitnah mit einer Zunahme an Versicherungsprodukten mit Rüstungsinvestitionen zu rechnen sei, lasse sich zurzeit nicht absehen, so Heinz und weiter: „Aber wenn sich die EU unabhängiger von den USA aufstellen und ihre Werte wie Menschenwürde, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit etc. bewahren und schützen will, wird man nicht umhinkommen, in die eigene Rüstungsindustrie und Abschreckung zu investieren. Wir nehmen an, dass die Versicherungswirtschaft unter dieser Prämisse zukünftig auch in die Rüstungsindustrie investieren wird.“ Beim BVK bezweifelt man aber, dass dies zeitnah geschehen wird, da die Versicherer zum Schutz der Kunden und des ihr anvertrauten Kapitals vorsichtig und sicherheitsorientiert agiere.

Mit Blick auf die Nachfrage schätzt Heinz, dass diese weder aktiv noch verstärkt erfolgen wird. Dazu sei das Image der Rüstungsindustrie zu negativ, auch wenn er diese zukünftig als Garant für eine freie Gesellschaft und rechtsstaatliche und demokratische Staatsverfassung einschätzt. Damit die Vertriebs-Chancen für solche Investmentprodukte steigen, glaubt man beim BVK, muss wahrscheinlich erst ein längerfristiges Umdenken erfolgen.