23. Adventskalender-Tür

Steile Thesen 2026: „Cyber-Großschaden wird den Markt verändern“

Gewagt? Absurd? Oder doch gar nicht so unwahrscheinlich? procontra stellt einige steile Thesen für 2026 auf und beleuchtet ihre Wahrscheinlichkeit. Heute im Türchen: Ein Großschadenereignis könnte eine Schockwelle durch den Cybermarkt schicken.

Das 23. Türchen 2025

Die 23. Tür unseres Adventskalenders 2025 mit allen „Steilen Thesen“ für das kommende Jahr. | Quelle: Illustration: Roman Kulon

Hintergrund:

Für viele Unternehmen ist es derzeit sehr einfach, eine Cyberversicherung abzuschließen. Der Markt gilt als weich, die Versicherer wetteifern darum, möglichst viel Geschäft zu schreiben. Das könnte sich rächen.

Wochenlang standen die Bänder beim britischen Autobauer Jaguar Land Rover aufgrund einer Cyberattacke still – den dadurch entstandenen Schaden schätzen Experten auf insgesamt 2,2 Milliarden Euro. Damit war er einschließlich der Einbußen für Zulieferer und Händler der höchste Schaden nach einem Cyberangriff in der britischen Geschichte. Auch in Berlin sorgte ein Hackerangriff für Schlagzeilen: So führte eine Cyberattacke auf den IT-Dienstleister Collins Aerospace zu schwerwiegenden Problemen bei der Passagierabfertigung an zahlreichen europäischen Flughäfen. Unter anderem in Berlin kam es danach wochenlang zu längeren Wartezeiten und deutlichen Verspätungen. Trotz solcher Schäden wetteifern die Versicherer mit aller Macht um neue Kunden, erhöhen Versicherungssummen und senken die IT-Anforderungen der Versicherungsnehmer. Das Geschäft gilt vielen Versicherern als lukrativ, jeder möchte dabei sein. Zu beobachten ist deshalb ein Unterbietungswettkampf, den Branchenexperten als abstrus und wenig nachhaltig bezeichnen.

Schließlich nimmt die Zahl der Cyberattacken auch hierzulande weiter zu, wie der aktuelle BSI-Lagebericht zeigt. Als bedenklich bezeichnete die Sicherheitsbehörde die hohe Zahl (119) an Schwachstellen, die täglich bekannt würden – ihre Zahl stieg gegenüber dem Vorjahr um 24 Prozent. Entsprechend steigt auch die Gefahr eines Großschadensereignisses, das zahlreiche Versicherungsnehmer gleichzeitig betrifft. Experten rechnen damit, dass solch ein Ereignis einen Schock durch den Markt jagen könnte. Dass ein Cyberversicherer durch einen Großschaden ins Schlingern gerät, gilt zwar als unrealistisch – zu gut sind die Versicherer selbst abgesichert. Allerdings könnte ein solcher Kumulfall wieder zu einer spürbaren Verhärtung des Marktes führen, wodurch es für Unternehmen wieder deutlich schwieriger werden könnte, Versicherungsschutz zu bekommen.

Prognose:

Die Versicherer gehen bei der Cyberversicherung im Kampf um Marktanteile immer größere Risiken ein – entsprechend wächst auch das Schadenrisiko. Ein Großschadensereignis könnte den Markt schocken.

Wahrscheinlichkeit: 70 Prozent