Bilanzpressekonferenz der Signal Iduna

Signal Iduna meldet Bestmarke – doch Schäden bremsen den Erfolg

Auf seiner letzten Bilanzpressekonferenz konnte der scheidende Vorstandsvorsitzende Ulrich Leitermann noch einmal ein Rekord-Neugeschäft vermelden. Gleichzeitig explodieren die Schadenkosten. An eine Fusionswelle in der Versicherungsbranche glaubt Leitermann nicht.

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15:06 Uhr | 03. Juni | 2025
Signal-Iduna-Chef Ulrich Leitermann

Ulrich Leitermann leitete am Dienstag seine letzte Bilanzpressekonferenz als Vorstandsvorsitzender der Signal Iduna.

| Quelle: Signal Iduna

Fast schon traditionell geht es zu Beginn der Bilanzpressekonferenzen der Signal Iduna um das Thema Fußball. Die historische Aufholjagd der Dortmunder Borussia – als deren Sponsor der Dortmunder Versicherer agiert – in der Fußball-Bundesliga bot dafür in diesem Jahr auch den geeigneten Aufhänger.

„Same procedure as every year“, könnte man an dieser Stelle sagen. Und doch war diese Pressekonferenz eine besondere. Schließlich war es die letzte unter der Leitung des Vorstandsvorsitzenden Ulrich Leitermann. Mit dann 66 Jahren wechselt einer der großen Versicherungs-Kapitäne hierzulande nach zwölf Jahren an der Spitze des Versicherers in den Ruhestand, seine Nachfolge übernimmt zum 1. Juli der bisherige Vertriebsvorstand Torsten Uhlig.

Bestes Neugeschäft, deutlich höhere Schäden

In seiner letzten Bilanzpressekonferenz konnte Leitermann dann noch einmal „Historisches“ vermelden und damit an die Leistung der Dortmunder Fußballer anknüpfen. Mit insgesamt 393 Millionen Euro Neugeschäft erzielte der Versicherer das beste Vertriebsergebnis seit Gründung des Gleichordnungskonzerns.

Weniger erfreulich ist hingegen der Einbruch beim Gesamtergebnis. Dies ging im Vergleich zum Vorjahr um 32,8 Prozent auf nun noch 553,7 Millionen Euro (Vorjahr: 823,6 Millionen Euro) zurück. Verantwortlich hierfür sei der „erheblich gestiegene Schadenaufwand“, bemerkte Leitermann. So zahlte der Versicherer 2024 insgesamt 6,3 Milliarden an Leistungen an seine Versicherungsnehmer aus – 11,1 Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Dies lag zum einen an höheren Schadenaufwendungen in der Kfz-Sparte, aber auch in der privaten Krankenversicherung. Ein Grund hierfür war neben der Inflation auch die Tatsache, dass die Menschen infolge der Corona-Pandemie häufiger mit Atemwegserkrankungen zu kämpfen hatten.

Leitermann sieht in den steigenden Kosten im Gesundheitssystem ein Thema, „das uns auch gesellschaftspolitisch Sorgen machen muss“. Vor allem die Gehaltssteigerungen im Pflegebereich würden sich enorm auf die Krankenhauskosten auswirken – ein Ende dieser Entwicklung sei aufgrund des nach wie vor bestehenden Mangels an Pflegekräften nicht absehbar. Nötig sei deshalb eine Strukturreform durch die neue Bundesgesundheitsministerin.

Signal Iduna setzt auf KI

Ein großes Thema auf der Bilanzpressekonferenz bildete auch der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Unternehmen. Der Dortmunder Versicherer hat hier eine strategische Kooperation mit Google Cloud eingegangen und unter den Namen „Co Si Weltwissen“  bzw. „Co Si KV“ interne KI-Agenten eingeführt, um den Wissenstransfer unter den Mitarbeitern zu erleichtern.

Leitermann ging auf die Befürchtungen von Mitarbeitern des Unternehmens ein, mittelfristig durch die KI ersetzt zu werden. Künstliche Intelligenz werde von heute auf morgen keine Mitarbeiter ersetzen, bemerkte Leitermann. Vielmehr müsse sie als Chance verstanden werden, die es dem Versicherer überhaupt erst ermögliche, auf den Wegfall zahlreicher Mitarbeiter, die in den vergangenen und nächsten Jahren in den Ruhestand  wechseln, zu reagieren. Leitermann betonte auch, dass die Einführung von Künstlicher Intelligenz ins Unternehmen sehr aufwendig sei – so müsse die KI erst angelernt werden, beispielsweise kenne sie anfangs keinerlei versicherungstechnische Begrifflichkeiten.

Keine Marktbereinigung

Auch eine Einschätzung zum sich verändernden Versicherungsmarkt lieferte der scheidende Signal-Iduna-Chef. Hintergrund ist der Zusammenschluss mehrerer Versicherer, beispielsweise von Gothaer und Barmenia oder der Stuttgarter und der SDK.

„Eine größere Marktbereinigung sehe ich aber nicht“, bemerkte Leitermann. So erforderten Fusionen erhebliche Investitionen und würde große Kapazitäten binden – diese dann wiederum an anderer Stelle, beispielsweise der Erneuerung der IT-Systeme, fehlen. „Man muss aufpassen, dass man sich mit einer Fusion nicht für zwei, drei Jahre aus dem Markt schießt.“ Leitermann weiß wovon er spricht: In seiner Zeit bei der Signal Iduna erlebte er sowohl die Fusion der Signal mit der Iduna Nova im Jahr 1999 als auch die Vereinigung mit dem Deutschen Ring mit.

Statt großer Fusionen hält Leitermann vielmehr die Zunahme von Kooperation für wahrscheinlich, vor allem im IT-Bereich. Diese hatten sich aufgrund diverser Bedenken bei den einzelnen Unternehmen in der Vergangenheit meist als schwierig erwiesen. „Der Druck könnte in der Zukunft aber so groß werden, dass diese Bedenken hintenangestellt werden“, so Leitermann.