Fachkräftemangel

Die neue Kreativität der Versicherer bei der Mitarbeitergewinnung

Viele Stellen bleiben bei den Versicherern unbesetzt, der Kampf um Talente wird immer schärfer. Die Branche reagiert und nimmt unter anderem Zocker und Liebeshungrige in den Blick.

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10:03 Uhr | 28. März | 2024
Die neue Kreativität der Versicherer bei der Mitarbeitergewinnung

Finden sich die Versicherungstalente von morgen unter anderem beim E-Sport?

| Quelle: gorodenkoff

Versicherer brauchen dringend Talente und Fachkräfte um Mammutaufgaben wie den Fachkräftemangel zu bewältigen. Doch das Personal ist knapp, bei vielen Unternehmen in der Branche bleiben Ausbildungs- und Arbeitsplätze unbesetzt. Der Fachkräftemangel wird sich zudem bis 2030 weiter zuspitzen, ist beispielsweise Justus Lücke, Geschäftsführer der Versicherungsforen Leipzig, überzeugt.

Die Versicherer stehen zudem vor dem Problem, dass sie unter einem miserablen Image leiden. Seit einiger Zeit nimmt die Branche den letzten Platz im jährlichen Berufsranking des Deutschen Beamtenbundes – das wirkt auf Talente und Quereinsteiger natürlich abschreckend. Wer den Sprung in die Branche wagt, ist selten enttäuscht: Die Zufriedenheit unter Arbeitnehmern scheint hoch, wenn man sich die Bewertungen vieler Versicherer beim Jobportal Kununu zu Gemüte führt. Doch wie kann man die jungen Menschen davon überzeugen, den Sprung zu wagen?

HanseMerkur nimmt Gaming-Szene in den Blick

Hier werden die Versicherer mittlerweile durchaus kreativ. Die HanseMerkur will es nun mittels einer Kooperation mit der Uniliga versuchen, die eSports-Events an deutschen Universitäten organisiert. All die Studenten, die in ihrer Freizeit gerne League of Legends oder Formel 1 am Computer zocken, sollen dadurch auf den Hamburger Versicherer als potenziellen Arbeitgeber aufmerksam gemacht werden. „Im Mittelpunkt steht die Ansprache von Esport-Talenten unter den Studierenden als potenzielle Mitarbeiter“, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Versicherers.

Die Kooperation besteht dabei zum einen aus Coachings und Persönlichkeitstrainings, die Studenten angeboten werden soll. Zudem taucht der Versicherer künftig als Sponsor auf den Trikots auf und wird vor Ort bei den Uniliga-Finals vertreten sein. So können wir uns als attraktiver Arbeitgeber präsentieren, der gerade im Bereich der MINT-Berufe spannende Einstiegsmöglichkeiten bietet “, erklärt Peter Ahlers, Personalleiter der HanseMerkur.

Dass Gamer im Fokus der Personaler stehen, ist nicht sonderlich verwunderlich. Über 30 Millionen Deutsche greifen – zumindest ab und an – zu Joypad oder Tastatur. Rund 500 Millionen Menschen schauen sich zudem weltweit eSport-Veranstaltungen an – eine Riesen-Bühne für die Versicherer, auf der sich auch die junge, digitalaffine und damit besonders beliebte Zielgruppe erreichen lässt.

Baloise geht nach Los Santos, Gothaer zu Tinder

Erst kürzlich verkündete die Baloise, mit einer eigenen virtuellen Filiale in der Welt des Spiels „Grand Theft Auto“ vertreten zu sein. „Los Santos ist die gefährlichste Stadt der Welt. Schäden und Banküberfälle sind hier an der Tagesordnung“, zitiert die Schweizer Handelszeitung Daniel Zangger, Head of Branding bei der Baloise. „Mit dem Auftritt in GTA V möchten wir uns auf spielerische Art und Weise präsentieren und unterhaltsamen Content für eine große Zielgruppe kreieren.“

Während die Baloise auf Banküberfälle setzte, versuchte es die Gothaer mit der Liebe. Der Kölner Versicherer warb nicht nur auf TikTok und Instagram um Auszubildene, sondern auch auf der Dating-App Tinder. Wie häufig es hier zu einem Match kam, ist allerdings nicht bekannt.