„Für Beamte wird die Finanzstärke des Versicherers immer wichtiger“
procontra: Herr Gärtner, sind Beamte immer noch die unangefochtenen Wunschkunden der PKV?Dirk Gärtner: Für uns absolut – schließlich haben wir uns auf diese Zielgruppe spezialisiert. Das mag aber natürlich nicht für alle Kolleginnen und Kollegen da draußen gleichermaßen gelten. Fakt ist jedoch, dass die Beamteten immer noch das Rückgrat der PKV sind und etwa die Hälfte aller dort Versicherten sind Beamtinnen und Beamte, respektive deren Angehörige. Und man muss natürlich sagen, dass unter dieser Zielgruppe die Wechselbereitschaft von der GKV in die PKV nach wie vor sehr hoch ist, was sicherlich nicht für alle weiteren Zielgruppen analog gilt. procontra: Vor diesem Hintergrund ist es spannend, dass nicht alle Versicherer die Beamten als Zielgruppe gleichermaßen stark im Fokus haben. Wie groß sind die Unterschiede mit Blick auf das Leistungsspektrum?Gärtner: Vor allem mit Blick auf das Know-how der Versicherer sind die Unterschiede für die Zielgruppe der Beamten doch groß. Wobei wir aktuell feststellen, dass sich immer mehr Versicherer auf den öffentlichen Dienst fokussieren. Wir sagen, zum Glück, denn dadurch können wir unseren Kundinnen und. Kunden eine größere Tarifvielfalt anbieten und haben auch mehr Möglichkeiten bei Risikoanfragen. Es ist allerdings nicht wegzudiskutieren, dass die Versicherer, die sich seit Jahrzehnten auch mit den Beamten beschäftigen, ein Know-how im Bestand haben und das kommt immer dann positiv zum Tragen, wenn sich bei einem Kunden mal etwas verändert. Dann sind die Bearbeitungszeiten und -möglichkeiten ganz andere als bei einem Versicherer, der gerade frisch mit einem Tarif die Zielgruppe überzeugen will. procontra: Das müssen Sie bitte näher ausführen. Warum ist das Know-how im Bestand eines Versicherers für die Zielgruppe so wichtig?Gärtner: Hier geht es weniger um die eigentlichen Leistungen in der Krankenversicherung als um die Fälle, in denen etwas umgestellt werden muss. Beispielsweise fallen Referendarinnen und Referendare nach ihrer Ausbildung zunächst einmal wieder raus aus der PKV und wir müssen auf eine Anwartschaft umstellen. Kurz: Wenn sich die Lebensumstände ändern, was bei Beamten durchaus häufiger vorkommt, kommen nicht alle Versicherer wirklich gut mit. procontra: Beamte haben beispielsweise den großen Vorteil, dass sie nicht arbeitslos werden und unbefristete Lohnfortzahlungen haben – macht das die Beratung nicht grundsätzlich einfacher?Gärtner: Gegenfrage: Sie sollen ein Beamtenehepaar versichern, wo beide in unterschiedlichen Bundesländern arbeiten, also unterschiedliche Beihilfeverordnungen gelten. Nach welcher Verordnung werden die Kinder des Paares versichert? Überhaupt: Wie werden die Kinder mitversichert? Ich habe tatsächlich schon Fälle erlebt, wo für Kinder kleine fünfstellige Beträge an die GKV nachgezahlt werden mussten. Was ich damit sagen will: Die Beratung von Beamten ist durchaus komplex und es gibt zahlreiche Fallstricke, die mitunter zu einem Haftungsrisiko werden können, wenn man sich nicht wirklich gut auskennt. procontra: Worauf legen Beamte bei der PKV Ihrer Meinung nach besonders Wert?Gärtner: Hier gibt es große Unterschiede. Manche wollen es sehr genau wissen, andere Fragen im Kreis der Kolleginnen und Kollegen, wo die versichert und ob sie zufrieden sind und gehen dann auch dort hin. Das hat einen gewissen Charme, weil wir als Makler tatsächlich auch sehr oft weiterempfohlen werden. Was ich allerdings beobachte: Die Finanzstärke des Versicherers wird für die Zielgruppe tatsächlich immer wichtiger. Das war vor einigen Jahren noch nicht so. Wir haben also neben den Versicherungsbedingungen ein weiteres Kriterium, was mit in den Vergleich gehört.