Hohe Hausrat-Gewinne: Sind Versicherer zur Beitragssenkung verpflichtet?

Die Hausratversicherung liefert ihren Anbietern seit Jahren satte Gewinne. Aber müssten die Beiträge nicht gesenkt werden, wenn sie die Kosten langfristig deutlich übersteigen? Mit diesem Thema verfahren die Versicherer höchst unterschiedlich.

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09:01 Uhr | 11. Januar | 2021
Wie beteiligen die Versicherer ihre Kunden daran, wenn sie mit einzelnen Sparten langfristig hohe Gewinne erzielen? Bild: Adobe Stock/22091967

Wie beteiligen die Versicherer ihre Kunden daran, wenn sie mit einzelnen Sparten langfristig hohe Gewinne erzielen? Bild: Adobe Stock/22091967

Steigende Preise stimmen die wenigsten Bestandskunden fröhlich. Doch dann und wann müssen Versicherer ihre Beiträge anheben, weil diese ansonsten mathematisch nicht mehr zur Absicherung der eingekauften Risiken ausreichen. Aber was, wenn die Statistik belegt, dass ein Unternehmen seit Jahren deutlich mehr Geld einnimmt, als an Kosten für den Schutz anfällt?

Ein besonders auffälliges Beispiel ist die Hausratversicherung. Seit Jahren machen die 50 größten Anbieter auf dem deutschen Markt, laut der aktuellen Branchenmonitor-Studie, im Schnitt Gewinne von über 20 Cent pro Beitragseuro. Bei einigen Versicherern übersteigen die Einnahmen die Kosten sogar um über 40 Prozent. Müssten angesichts solcher Entwicklungen die Preise nicht nach unten angepasst werden?

Versicherungsvereine können Überschüsse erstatten

„Auf die auch für uns überraschend positive Entwicklung bei den Einbruch-/Diebstahlschäden in den letzten Jahren haben wir bereits mit Absenkungen der Beiträge reagiert“, erklärte ein Sprecher der Huk-Coburg-Gruppe auf procontra-Nachfrage. Die Huk24 weist im 6-Jahres-Durchschnitt eine Combined Ratio von 63,2 Prozent aus. Die Einheiten mit deutlich größeren Hausrat-Vertragsbeständen, der Huk-Coburg VVaG (70,4 Prozent) und die Huk-Coburg Allgemeine (71,9 Prozent), kommen ebenfalls auf hohe Gewinnmargen.

Von 2014 bis 2019 ist die Combined Ratio aller drei Huk-Einheiten immer weiter gesunken. Der Versicherungsverein der Coburger würde seine Mitglieder jedoch regelmäßig an den Überschüssen durch Beitragsrückerstattungen beteiligen, heißt es aus Franken. Eine Option, die Versicherer als Aktiengesellschaften nicht haben.

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Die Allianz, mit knapp 12 Prozent Marktanteil der größte Hausratversicherer (6-Jahres-Combined-Ratio bei 76,6 Prozent), verweist darauf, dass die zugrundeliegenden Beitragssätze seit dem Jahr 2006 konstant geblieben sind. Eine direkte Preissenkung hat es demnach aber bei der Allianz bislang noch nicht gegeben. Die Münchener hätten aber bei gleichen Preisen ihre Leistungen verbessert. Als Beispiel nannte eine Sprecherin, dass Aufbrechen und Diebstahl von Wertsachen inklusive Bargeld aus einem verschlossenen Kfz in der Privatschutz-Produktgeneration jetzt ab der Tariflinie Smart versichert ist.

Grundsätzlich ist den Komposit-Versicherern auch die Quersubventionierung zwischen einzelnen Sparten erlaubt. So kann beispielsweise eine Combined Ratio von über 100 Prozent in Haftpflicht durch Gewinne aus der Hausratversicherung ausgeglichen werden. Allerdings zeigt die Branchenmonitor-Studie für die 50 größten Komposit-Versicherer, dass im Jahr 2019 keine der Einzelsparten bei einer Combined Ratio von über 100 Prozent lag. Von großen Quersubventionierungsbewegungen der Hausrat-Gewinne ist also nicht auszugehen.

Selbstverpflichtung zur Beitragssenkung

Besonders niedrige Schadenkostenquoten weisen seit Jahren auch die Provinzial Rheinland (6-Jahres-Durchschnitt bei 62,6 Prozent) und die Westfälische Provinzial (70,4 Prozent) aus. Aus der Holding des Konzerns heißt es auf Nachfrage: „In den Beitragsanpassungsklauseln unserer aktuellen Hausrat-Bedingungen sind explizite Regelungen formuliert, die eine regelmäßige Überprüfung des Beitragsniveaus vorschreiben. Sollte sich hierbei nachhaltig ein Prämiensenkungspotenzial ergeben, sind wir verpflichtet, den Beitrag auch der Bestandsverträge entsprechend nach unten anzupassen.“

Die WGV als Hausratversicherer mit der seit 2014 geringsten Combined Ratio am Markt (47,7 Prozent) hat unsere Anfrage bislang unbeantwortet gelassen.

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