Schadenprävention

Verhindern statt versichern

Die Risikoanalyse steht jeder Versicherungslösung vor. Makler können herausstechen, wenn sie Schadentrends und Präventionsempfehlungen einbeziehen und stärker fokussieren.

09:03 Uhr | 03. März | 2023
ausgestreckte Hand

Makler sollten in der Beratung auf Schadentrends hinweisen und Handlungsempfehlungen geben.

| Quelle: Dani DG

„Aktuell beschäftigen uns Frostschäden, vor allem in ungenutzten oder nur zeitweise genutzten Immobilien“, so Hans-Hermann Drews, Geschäftsführer des Instituts für Schadenverhütung und Schadenforschung (IFS). Folgen des Wintereinbruchs und nach seinen Worten typisch nach der ersten Frostperiode einer Saison. Diesmal könnten aber auch „die hohen Energiepreise und der Aufruf zum Energiesparen dazu beigetragen“ haben, „dass Gebäude nicht ausreichend beheizt wurden“. Für ungenutzte Gebäude komme als Alternative die Entleerung der wasserführenden Installation in Frage. Vier von zehn untersuchten Leitungswasserschäden sind allerdings auf Installationsfehler zurückzuführen, „also nachweislich auf Verstöße gegen die Regeln der Technik“ – ein seit rund 20 Jahren nahezu konstanter Wert.

Brandgefahr ist gestiegen

Zu einer typischen Brandgefahr im Haushalt haben sich laut Drews Lithium-Ionen-Akkus entwickelt. „Vom Kopfhörer bis zum Elektrofahrrad haben wir schon durchgegangene Akkus untersucht.“ Unverhältnismäßig hoch sei das Risiko jedoch nicht. Bemerkbar mache sich demnach vielmehr die gestiegene Akkuanzahl. Der gewerbliche Bereich sei hier im Übrigen gleichermaßen betroffen. „Früher wurde das Werkzeug einfach ins Regal gelegt, ohne dass davon eine Gefahr ausging.“ Heute heißt es überlegen: Wo das Gerät laden und den Akku lagern – damit ein möglicher Brandausbruch frühzeitig bemerkt und schnell reagiert werden kann? Rund ein Drittel der Feuerschäden ist elektrisch bedingt. Auch das haben häuslicher und betrieblicher Bereich gemeinsam.

„Die Zündquelle von der Brandlast trennen – neben Rechnern, Ladegeräten etc. keine Kartonagen und anderes Verpackungsmaterial lagern. Oder die Halle nachts stromlos schalten“, lautet häufig die erste Empfehlung von Risikoingenieur Christian Best vom Prüfinstitut VdS Schadenverhütung beim Betriebsrundgang im Rahmen einer versicherungstechnischen Risikoanalyse. 2022 standen unter anderem Logistiker, Jalousien- und Küchenhersteller, ein Glashändler und eine Mälzerei auf seiner Liste. In diesem Jahr sind es viele Maschinenbauer, aber auch Spediteure und Hersteller von Medizintechnik, die er auf Risiken und Schutzniveau abklopft – dies überwiegend im Auftrag von Versicherern, die darauf ihre Entscheidung über Neu- oder Weiterversicherung gründen. An welchen Stellschrauben betrieblicher Sicherheit muss man dazu gegebenenfalls noch drehen? Wer hier als Makler mitreden will, dem legt der Prüfer als Leitfaden, etwa zum Brandschutz oder zur Informationssicherheit, die entsprechenden VdS-Richtlinien nahe.

Lieferketten und Kettenreaktionen

Was sich nach seiner Beobachtung aufgrund zunehmender Verflechtung gerade im produzierenden Gewerbe schon länger abzeichnet, in den vergangenen zwei Jahren aber immer mehr zugespitzt hat: „Nach einem Brand übersteigen die Schadensummen durch Betriebsunterbrechung in vielen Bereichen die Versicherungswerte deutlich.“ Doch auch nach einem Cyberhack könne der Betrieb oft nicht weiterproduzieren. „Das ist der neue Flaschenhals.“ Von den großen Versicherern werde die Abfragesystematik daher immer mehr differenziert und verfeinert: Wer ist Zulieferer, wer Abnehmer?

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Vom Makler als Begleiter – oft auch beim Rundgang – und in dieser Rolle fast unvermeidlich „zwischen Baum und Borke“ erwartet Best dabei Transparenz. „Nur so kann man die Kuh vom Eis kriegen.“ Vereinzelt kommt der Anstoß dazu auch vom Makler, noch auf der Suche nach Versicherungsschutz für seinen Gewerbekunden: Was muss er mitbringen an Prävention? Oder man will mit Expertise von außerhalb der „eigenen Analyse gegenüber dem Unternehmer mehr Nachdruck verleihen“.