20 Millionen Euro durch Hochwasser-Schäden
Die Aufräumarbeiten sind im vollen Gange, das Ausmaß der Schäden wird immer deutlicher sichtbar. „In einigen Häusern stand das Wasser im Erdgeschoss bis unter die Decke. Hier sind die Schäden dann heftig“, sagt Rico Kretschmer, Abteilungsleiter Schadenmanagement bei der R+V Versicherung. „Die Heizung im Keller, die Fußböden, die Einbauküche, die Möbel sind dann ruiniert.“ Inzwischen wird aber auch deutlich: Insgesamt ist das Ausmaß der Schäden nicht so groß. „Wir gehen davon aus, dass sie sich bei unseren Versicherten auf rund 20 Millionen Euro belaufen“, erklärt Kretschmer.
Bei derartigen Unwettern ruft die R+V sofort einen Expertenstab zusammen, der sich zu regelmäßigen Lagebesprechungen trifft. Eine Notfallhotline wird geschaltet, die Schadenregulierer werden zusammengezogen, damit sie zeitnah die vom Hochwasser betroffenen Gebäude besichtigen können. „Die Menschen brauchen schnell einen Ansprechpartner vor Ort, der zügig Sofortmaßnahmen einleitet“, sagt Kretschmer.
Noch immer gehen zahlreiche neue Schadenmeldungen ein – auch von den Starkregenereignissen in dieser Woche. „Die Unwetter waren zwar regional heftig, aber hier verzeichnen wir insgesamt keine großen Schäden“, berichtet Kretschmer. Der R+V-Experte beobachtet die Entwicklung dennoch mit Sorge: „Angesichts des Klimawandels gehen wir davon aus, dass extreme Unwetter in Deutschland immer häufiger auftreten.“
Aus diesem Grund wird auch der Ruf nach einer Pflichtversicherung für Elementarschäden in der Politik wieder lauter. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst sprach sich in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland klar und deutlich für eine Versicherungspflicht aus.
ZEV plädiert für französisches Modell
Das Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz (ZEV) „Eine Pflichtversicherung zu den Bedingungen der Versicherungsgesellschaften könnte für die deutschen Haushalte eine große finanzielle Belastung bedeuten. Wenn dann auch noch ein Opt-Out eingeführt wird, sind die Folgen voraussehbar. Viele Haushalte würde sich gegen eine Elementarschadenversicherung entscheiden und wir wären wieder am gleichen Punkt wie zuvor“, sagt Jakob Thevis, stellvertretender Vorstand des ZEV.
In Frankreich ist fast jeder Haushalt gegen Elementarschäden versichert. Ganz ohne Pflicht. Dort einigen sich Staat, Rückversicherer und Versicherungsgesellschaft auf einen festen Prozentsatz, der bei jeder Hausrat- und Gebäudeversicherung für die Elementarschadenversicherung ausgewiesen wird. Das sind durchschnittlich 26 Euro pro Jahr. Weit entfernt von den bis zu 2.000 Euro, die laut der deutschen Versicherungsbranche hierzulande anfallen könnten. Ob Eigentümerinnen und Eigentümer ihre Immobilie versichern, wird nicht vorgeschrieben.