Tätigkeitsbericht des Ombudsmanns

Über diese Versicherungssparten beschwerten sich die Kunden am meisten

Gegenüber 2021 ging die Zahl der Beschwerden deutlich zurück, auch über ihre Vermittler beklagten sich die Versicherungsnehmer deutlich seltener. Der BVK wertet die aktuellen Zahlen als starkes Argument gegen ein Provisionsverbot.

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14:01 Uhr | 23. Januar | 2023
Ombudsmann Wilhelm Schluckebier

Ombudsmann Wilhelm Schluckebier bekam 2022 deutlich weniger Klagen auf seinen Schreibtisch als noch ein Jahr zuvor.

| Quelle: Dietmar Gust

Versicherungsnehmer waren im Hinblick auf ihren Versicherungsschutz 2022 offenbar weitaus zufriedener als noch ein Jahr zuvor. Dies geht aus dem jüngst veröffentlichten Tätigkeitsberichts des Versicherungsombudsmanns Wilhelm Schluckebier hervor.

Diesen erreichten in den vergangenen 12 Monaten insgesamt 15.149 Beschwerden gegen einen Versicherer, beispielsweise, weil dieser aus Sicht des Kunden zu Unrecht einen Leistungsfall nicht anerkannte oder die Leistungshöhe nicht den Vorstellungen des Kunden entsprach. 2.795 von diesen wies der Ombudsmann jedoch als unzulässig zurück, die übrigen 2.621 waren bis zum Jahresende noch nicht entschieden. Gründe für die Zurückweisung der Beschwerde können beispielsweise die Verjährung der Ansprüche oder das Fehlen eines eigenen versicherungsvertraglichen Anspruches sein.

2021 waren es noch 17.300 Beschwerden gewesen, von denen 2.786 als unzulässig abgewiesen worden waren.

Die meisten Beschwerden erreichten den Ombudsmann zum Thema Lebensversicherungen: 3.036 waren es am Ende. Auch das Thema Rechtsschutzversicherung war mit 2.790 im vergangenen Jahr weiter konfliktträchtig, genauso wie das Thema der Gebäudeversicherung (1.740). Während die Zahl der Beschwerden im Bereich Lebens- sowie Rechtsschutzversicherung im Vergleich zum Vorjahr deutlich abschmolz, ging die Zahl der Beschwerden in Bezug auf die Wohngebäudeversicherung nur leicht zurück. Hier war es 2021 zu einer echten Klagewelle gekommen, für die maßgeblich eine Umdeckungsaktion eines Maklers verantwortlich war. 

Ob diese sich auch 2022 noch in den Beschwerdezahlen widerspiegelt, bleibt abzuwarten – hier wird erst der im Frühjahr erscheinende Jahresbericht des Ombudsmanns für Aufklärung sorgen. Allerdings war die Wohngebäudeversicherung der Bereich, über den mit großem Abstand am meisten Beschwerden (230) gegen Vermittler eingingen, wenn auch wesentlich weniger als 2021 (410)

Die wenigsten Beschwerden erreichten den Ombudsmann zur Hausrat- (712), Unfall- (436) und Berufsunfähigkeitsversicherungen (347).

Die Versicherungssparten mit den meisten Beschwerden

Erfreulich ist vor allem die sinkende Zahl an Vermittlerbeschwerden. Diese war 2021 deutlich von 298 (2020) auf 677 angestiegen, die Zahl der zulässigen Beschwerden hatte sich gegenüber 2020 (93) auf 560 mehr als versechsfacht.

Zahl der Vermittlerbeschwerden der vergangenen Jahre

2022 gingen nur 444 Klagen gegen Vermittler ein, von denen der Ombudsmann 331 als zulässig einstufte. Der Vermittlerverband BVK beeilte sich, die positive Entwicklung zu kommentieren. „Bezogen auf Millionen vermittelter Versicherungsverträge liegt die Beschwerdequote im verschwindend geringen Promillebereich und dokumentiert eindrucksvoll, dass wir kundenorientiert, fair und ehrbar unseren Beruf ausüben und unseren sozialpolitischen Auftrag der Absicherung erfüllen“, lässt sich BVK-Präsident Michael Heinz in einer aktuellen Pressemitteilung des Verbands zitieren. Allerdings liegen die Beschwerdezahlen noch immer deutlich höher als in den Vorjahren – 2021 einmal außen vor gelassen.

Heinz spannte sogleich den Bogen zur aktuellen politischen Debatte um ein mögliches Provisionsverbot, für das sich vor allem die EU-Finanzkommissarin Mairead McGuiness ausspricht: „Vor diesem Hintergrund können wir auch die Debatte um ein mögliches Provisionsverbot nicht nachvollziehen. Die niedrigen Beschwerdezahlen zeigen, dass die Qualität der Beratung nicht von der Form der Vergütung abhängig ist“, bemerkte Heinz.