New Work in der Versicherungsbranche

Wie viel Homeoffice erlauben große Makler und Pools?

Bei der Allianz Re eskaliert derzeit ein Streit um die Rückkehr zu mehr Präsenzarbeitstagen. procontra wollte deshalb wissen, wie Großmakler und beliebte Maklerpools mit dem heiklen Thema Homeoffice umgehen.

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12:04 Uhr | 21. April | 2023
Wie viel Homeoffice erlauben große Makler und Pools?

Corona-Pandemie und Personalmangel haben bei Großmaklern und Maklerpools einiges verändert. Es gibt jedoch große Unterschiede bei den Regelungen von Remote- beziehungsweise Homeoffice-Arbeit.

| Quelle: Andrii Iemelyanenko

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitsorganisation in vielen Branchen kräftig durcheinandergewürfelt. New Work mit all seinen flexiblen Formen und Möglichkeiten ist seitdem ein Riesenthema, auch in der Versicherungsbranche. Doch die temporäre gesetzliche Homeoffice-Pflicht ist seit dem 20. März 2022 vorbei und Arbeitgeber dürfen ihre Angestellten seitdem wieder nach Belieben ins Büro zitieren. Das sorgt teilweise für Ärger – etwa bei der Allianz Re, deren Betriebsrat und Vorstand sich nun vor Gericht gegenüberstehen, weil letzterer wieder mehr Präsenzarbeitstage einfordert.

Anscheinend sind bei diesem Thema seitens der Entscheider Fingerspitzengefühl und ein gutes Gehör für die individuellen Belange der Belegschaft erforderlich, um den innerbetrieblichen Frieden zu wahren. Wie handhaben das beispielsweise unter Vermittlern beliebte Maklerpools und -verbünde?

Zwischen klarer Regelung und maximaler Flexibilität

Beim Deutschen Maklerverbund (DEMV) fällt die Antwort auf diese Frage kurz aus: „Die Mitarbeiter können selbst entscheiden, ob sie ins Büro kommen oder im Homeoffice arbeiten möchten“, sagt Senior Marketing Manager Sebastian Runde auf unsere Nachfrage. Das soll für die rund 70-köpfige Belegschaft auch in Zukunft so fortgesetzt werden.

Eine feste Regelung, also eine Aufteilung nach Präsenz- und Remote-Arbeitstagen gibt es auch bei Blau Direkt nicht. Es werde stets anlassbezogen entschieden, wo die Person arbeiten dürfe. „Blau Direkt lebt vom Teamgeist und der Gemeinschaft miteinander, welche durch die Zusammenarbeit vor Ort gefördert werden“, heißt es von Seiten des Lübecker Maklerpools, was auf einen größeren Wunsch nach Präsenz schließen lässt. Man wolle jedoch die Vorteile beider Varianten miteinander vereinen und sei sich der Relevanz der aktuellen Entwicklungen am Arbeitsmarkt bezüglich Remote- und Homeoffice absolut bewusst.

Mit wenigen tätigkeitsbedingten Ausnahmen gilt für die 470 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fonds Finanz hingegen eine klare Regelung: Zwei Tage mobiles Arbeiten und drei Tage Präsenz pro Woche. Das soll auch in Zukunft so weitergeführt werden. Der überwiegende Großteil der Mitarbeiter würde das Remote-Angebot nutzen, heißt es aus München.

Großmakler fanden Lösungen zusammen mit Belegschaft

Die 3:2-Regelung nutzen auch einige große Maklerhäuser, darunter Policen Direkt. Viele der 46 Mitarbeiter würden das maximale Homeoffice aber gar nicht ausschöpfen, so Geschäftsführer Philipp Kanschik. Vor der Pandemie, sagt er, hätten die meisten Mitarbeiter des Frankfurter Maklers sogar noch nie von zuhause aus gearbeitet.

Wie bei vielen anderen Unternehmen mussten bei der Ecclesia Gruppe mit Beginn der Pandemie innerhalb kürzester Zeit etwa 95 Prozent der rund 1.800 Beschäftigten technisch für das mobile Arbeiten von zuhause ausgerüstet werden. „Parallel zum Abklingen der Pandemie wurden Betriebsvereinbarungen zum mobilen Arbeiten von zuhause entwickelt und mit den Mitbestimmungsgremien verabschiedet“, heißt es auf unsere Nachfrage bei dem Detmolder Unternehmen, das zu den größten Maklern Deutschlands zählt. Bis zu 50 Prozent der Arbeitszeit darf seitdem im Homeoffice abgeleistet werden, sofern dies im Team und mit der jeweiligen Führungskraft abgestimmt wurde.

Noch etwas mehr Flexibilität gesteht zum Beispiel die Schunck Group ihrer gut 300-köpfigen Belegschaft zu. Diese dürfen, „sofern es die jeweiligen Aufgaben zulassen, zu jeder Zeit mobil von zu Hause aus arbeiten. Lediglich ein Tag pro Woche wird der Präsenzarbeit im Büro zugeschrieben“, erklärt Geschäftsführer Richard Renner auf procontra-Nachfrage. Diese Regelung habe man zuvor gemeinsam mit der Belegschaft gefunden, weshalb sie sehr gut angenommen werde. Generell ist bei Schunck, aber auch bei vielen anderen Arbeitgebern in der Versicherungsbranche der Wunsch vorhanden, Präsenztage in den Betrieben nicht nur als seltenes Übel zu betrachten. „Grundsätzlich freue ich mich über Büro-Präsenz, unser Wunsch wären 50 Prozent Präsenz, da der soziale Faktor und der persönliche, direkte Austausch wichtig sind“, so Renner.

Bei fast allen von uns befragten Unternehmen hatte die Homeoffice- beziehungsweise Remote-Arbeit vor der Corona-Pandemie praktisch kaum stattgefunden. Auch klare Regelungen gab es so gut wie nicht. Beschleunigt durch die Corona-Pandemie und auch im Zuge der zunehmenden Schwierigkeit, passendes Personal zu finden, hat sich hier bei den großen Maklerbetrieben und -pools in den vergangenen Jahren aber offensichtlich einiges getan.