Finanzberatung

Kunden unterschätzen Provisionshöhe – und interessieren sich für Honorarberatung

Nach wie vor wissen viele Verbraucher nicht, worum es sich bei einem Nettotarif handelt. Auch die Kosten für eine provisionsbasierte Beratung schätzen viele falsch ein.

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16:09 Uhr | 18. September | 2023
Eisbergspitze

Viele Verbraucher unterschätzen die Provisionskosten, die für die Vermittlung einer Lebensversicherung fällig werden.

| Quelle: Romolo Tavani

Wer eine private Altersvorsorge bei einem Berater abschließt, bezahlt nicht nur das Produkt. Auch die Beratung selbst wird natürlich vergütet. Allerdings unterschätzen viele die Höhe dieser Prämienzahlung. So nehmen laut einer Umfrage der Mylife Lebensversicherung AG 44 Prozent der Verbraucher an, dass ein Finanzberater für einen über 30 Jahre laufenden Lebensversicherungsvertrag mit einer Beitragssumme von 36.000 Euro weniger als 500 Euro erhält.

Weit gefehlt, denn die Provision, also die Gebühr für den Vertragsabschluss, liegt üblicherweise bei drei bis fünf Prozent der Beitragssumme und damit bei in diesem Beispiel bei bis zu 1.800 Euro. Wobei es häufig auch nur 2,5 Prozent sind und damit 900 Euro. Dazu kommt circa ein Prozent für die Bestandspflege, also 12 Euro pro Jahr. Auf 30 Jahre hochgerechnet würden Verbraucher also zwischen 1.300 und 2.160 Euro für die Vermittlung der Lebensversicherung berappen.

Dass die Beratung durch einen Experten bezahlt werden muss, ist keine Frage. Doch immer wieder stellt sich die Frage nach dem „Wie“. Neben den sogenannten Bruttotarifen, bei denen eine Provision fällig wird, gibt es auch die Möglichkeit von provisionsfreien Nettotarifen. Was darunter zu verstehen ist, wissen allerdings die wenigsten. So gaben 91 Prozent der Befragten an, nichts mit diesem Begriff anfangen zu können. Weitere 94 Prozent wissen nicht, ob sie eine Nettoversicherung bei ihrem Finanzberater abschließen können, ihren Berater also nach Honorar bezahlen können.

Dazu muss man aber auch wissen: Noch fristet die Honorarberatung ein Nischendasein, bisher konnte sie sich in der Breite nicht durchsetzen. Nur 325 Versicherungsberater gibt es laut DIHK-Zahlen derzeit – im Vergleich zu über 180.000 Versicherungsvermittlern. Ob die Pläne der EU-Kommission zur Kleinanlegerstrategie daran etwas ändern, wird sich zeigen.

Laut der aktuellen Umfrage interessieren sich rund dreiviertel der Verbraucher für eine Nettopolice und würden dafür im oben aufgeführten Musterfall durchschnittlich 633 Euro bezahlen. Dass die Umfrageergebnisse dem Versicherer Mylife zu passen kommen, ist schnell erklärt: Das Unternehmen ist auf den Verkauf von Nettotarifen spezialisiert.