Betriebliche Altersversorgung

Inflation führt zu bAV-Rückgang im Mittelstand

Obwohl viele Unternehmen auf die bAV zur Mitarbeiterbindung setzen, stagniert deren Durchdringung im Mittelstand. Hieran ließe sich mit den richtigen Maßnahmen etwas ändern.

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16:11 Uhr | 14. November | 2023
bAV

Die Inflation sorgt offenbar dafür, dass weniger Arbeitnehmer von der Entgeltumwandlung Gebrauch machen.

| Quelle: AndreyPopov

Man sollte meinen, die Zeiten für die betriebliche Altersversorgung (bAV) sind rosig. Aufgrund des bereits grassierenden Fachkräftemangels, der sich in Zukunft weiter verstärken wird, suchen die Unternehmen nach Mitteln und Wegen, Personal für sich zu gewinnen bzw. dieses an sich zu binden.

Viele Unternehmen setzen bei der Mitarbeitersuche auf Benefits – unter anderem die bAV. Eine Untersuchung des Berliner Marktforschungsinstituts index Research, das zwei Millionen Stellenangebote durchsuchte, offenbarte, dass immer mehr Unternehmen sich mit einem Zuschuss zur bAV einen Wettbewerbsvorteil versprechen. Der Versichererverband GDV teilte diesen Sommer mit, dass die Zahl der Direktversicherungen – dem wichtigsten bAV-Durchführungsweg – mit 8,8 Millionen Verträgen auf ein Rekordhoch stieg.

Doch in den Unternehmen selbst ist die Stimmung im Hinblick auf die bAV alles andere als optimistisch. Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Studie „Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand 2023“ hervor, die von der Generali Deutschland zusammen mit F.A.Z. Business Media erstellt wurde. Der Blick liegt hier – der Name lässt es vermuten – nicht auf der Situation in den großen DAX-Konzernen, sondern auf mittelständischen Unternehmen. Nicht ohne Grund, schließlich sind diese besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen.

Stärkere Zurückhaltung bei Entgeltumwandlung

Insgesamt 200 Personalverantwortliche mit der Zuständigkeit für die betriebliche Altersversorgung aus deutschen mittelständischen Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern wurden für die Studie befragt. Das Bild, das diese zeichnen, zeigt zwar, dass die Unternehmen weiter auf die bAV als Bindungsinstrument setzen, enthüllt zugleich jedoch auch negative Trends.

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Denn viele bAV-Experten (66 Prozent) – vor allem in kleineren und mittleren Betrieben – gehen davon aus, dass sich ihre Mitarbeiter künftig bei der Entgeltumwandlung stärker zurückhalten werden. Begründet wird dies mit der hohen Inflation, die viele Arbeitnehmer offenbar dazu veranlasst, ihr Geld für andere Zwecke zu verwenden. Die sinkende Marktdurchdringung sei bereits jetzt spürbar – und zwar dann, wenn die Entgeltumwandlung ohne einen Zuschuss seitens des Arbeitgebers erfolgt. Interessanterweise ist dieser Trend vor allem bei Industrieunternehmen feststellbar, nicht so sehr hingegen bei Dienstleistungsunternehmen.

Im Hinblick auf die Marktdurchdringung stagniert die bAV seit einigen Jahren – und zwar auf allen Mitarbeiterebenen. Am größten ist die Verbreitung noch im Top-Management. Hier nutzen rund 56 Prozent mindestens ein bAV-Angebot. Damit liegt der Wert zwar leicht unter dem des Vorjahres (57,7 Prozent), allerdings über dem des Jahres 2018 (knapp 55 Prozent).

Im mittleren Management liegt die Durchdringung bei 44,7 Prozent (2022: 48,1 Prozent) – auch hier ist über die vergangenen Jahre eine Stagnation bzw. ein leichter Abwärtstrend feststellbar. 2019 verfügten noch über 45 Prozent über eine bAV-Lösung.

Arbeitgeberzuschuss kann helfen

Um die Durchdringung der bAV zu steigern und diese damit zu einem echten Mitarbeiterbindungsinstrument zu machen, gibt es diverse Möglichkeiten. Zum einen versprechen sich viele bAV-Experten positive Effekte, wenn man eine Hinterbliebenenabsicherung und/oder eine Berufsunfähigkeits- bzw. Invaliditätsversicherung in das bAV-Angebot integriert

Darüber hinaus empfiehlt es sich, wenn der Arbeitgeber die Vorsorge seiner Mitarbeiter durch eigene finanzielle Zuschüsse, die über den Pflichtzuschuss hinausgehen, belohnt. Denn die Umfrage zeigt, dass bei Mitarbeitern mit selbstständiger Entgeltumwandlung in Krisenzeiten die Bereitschaft zur Vorsorge sinkt, da das Geld häufig an anderer Stelle gebraucht wird.

Makler können ihre Kunden darauf hinweisen – schließlich sind sie für die Unternehmen gleich nach den Versicherern der wichtigste Kooperationspartner bei der bAV. 41 Prozent der Betriebe gaben an, mit einem Versicherungsmakler zusammenzuarbeiten. Eine große Rolle spielen Makler besonders bei größeren Betrieben (54 Prozent). Mittlere (36 Prozent) und kleinere Betriebe (39 Prozent) wenden sich hingegen deutlich seltener an Makler.