Risikoorientierte Aufsicht

BaFin hat 6 Lebensversicherer im Blick

Die BaFin fährt einen neuen Aufsichtsansatz, der bestimmte Risikoindikatoren bei Lebensversicherern in den Blick nimmt. Nun hat die BaFin weitere Details bekannt gegeben.

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14:05 Uhr | 26. Mai | 2023
BaFin

Die BaFin hat bei ihrem neuen risikoorientierten Aufsichtsansatz derzeit sechs Lebensversicherer im Blick.

| Quelle: Kai Hartmann Photography/ BaFin

Die BaFin will sicherstellen, dass Kunden auch einen Nutzen aus ihren kapitalbildenden Lebensversicherungen ziehen. Aus diesem Grund verfolgt die BaFin mittlerweile eine risikoorientierten Aufsichtsansatz. Verkürzt gesagt sieht dieser vor, dass Versicherer, die in puncto Effektivkosten, Vermittlervergütung oder Stornozahlen negativ herausstechen, verschärft in den Blick genommen werden

Nun gibt die Finanzaufsicht in einer Anlage zu ihrem den neuen Aufsichtsansatz thematisierenden Merkblatt bekannt, dass in diesem Jahr sechs Versicherer für eine vertiefte Prüfung ausgewählt worden seien. Im vergangenen Jahr waren es noch drei gewesen.

Insgesamt definiert die BaFin derzeit fünf Risikoindikatoren, die eine tiefergehende Untersuchung der Unternehmen rechtfertigen:

  • Effektivkosten

  • Aufwendungen für Versicherungsvermittler

  • Zu- und Abgänge im Verhältnis zur Zahl der Verträge und der Versicherungssumme

  • Abschluss- und Verwaltungskosten im Verhältnis zu den verdienten Beiträgen

  • Wertentwicklung der fondsgebundenen Kapitalanlagen

In einer ebenfalls veröffentlichen Excel-Datei definieren die Aufseher zudem, welch Werte zu einer näheren Untersuchung führen. In ihrem Merkblatt hatte die BaFin im Hinblick auf die Effektivkosten zuvor erläutert, Versicherer näher prüfen zu wollen, „deren Hauptverkaufsprodukte Effektivkosten oberhalb des 75-Prozent-Quantils aufweisen“. Wer bei den Effektivkosten also branchenweit im oberen Viertel liegt, muss damit rechnen, dass die BaFin ein Auge mehr auf das eigene Unternehmen wirft.

Im Hinblick auf die Abschlusskosten für fondsgebundene Sparprodukte weist die BaFin für 2021 einen Branchenwert von 11,83 Prozent aus. Das 75-Prozent-Quantil liegt bei 14,53 Prozent – Versicherer, die mit ihren Abschlusskosten über diesem Wert liegen, geraten in den Untersuchungsfokus der BaFin. Bei den Verwaltungskosten liegt der 75-Prozent-Quantil derweil bei 3,92 Prozent. Für klassische Sparprodukte gelten indes andere Werte (Abschlussaufwendungen: 14,53 Prozent; Verwaltungsaufwendungen: 3,92 Prozent).

Bei den Effektivkosten hängt der Schwellenwert nicht nur von der Art des Versicherungsprodukts (klassisch oder fondsgebunden) ab, sondern auch vom Alter der Versicherungsnehmer ab. Bei einem Monatsbeitrag von 100 Euro sollten Anbieter fondsgebundener Produkte nicht über Effektivkosten von 2,21 Prozent kommen, bei einem Alter von 37 Jahren liegt die Schwelle bei 2,35 Prozent, bei 55 Jahren sind es 3,29 Prozent.

Die Excel-Datei mit sämtlichen Werten ist auf der Seite der BaFin nachlesbar.