Auf diesen Produkten ruhen die Hoffnungen der Lebensversicherer
Will man die aktuelle Stimmung unter den deutschen Lebensversicherern verbildlichen, würde sich das folgende Bild anbieten: Die Party ist weiter im Gange, aber die Riesen-Garnelen sind leider schon ausgegangen und auch dem Sekt fehlt es mittlerweile an Kohlensäure. Seit zudem noch die hübsche Kollegin beziehungsweise der hübsche Kollege die Party verlassen hat, ist die Stimmung ganz schön abgesackt.
Auch bei den Versicherern hat die Stimmung unter der hohen Inflation, der damit verbundenen Kaufzurückhaltung vieler Menschen und dem stark nachlassenden Einmalbeitragsgeschäft erheblich gelitten, wie eine Umfrage des Kölner Ratinghauses Assekurata zeigt. 29 Lebensversicherer hatte dieses wieder einmal zu einer Einschätzung der gegenwärtigen Lage gebeten. Vergeben werden konnten Bewertungen von sehr negativ (-2) bis sehr positiv (+2), die schließlich zusammengezählt wurden. Bewerteten die Versicherer ihre Lage im vergangenen Jahr im Durchschnitt noch mit einem Wert von +0,42, ist die aktuelle Stimmung mit -0,07 deutlich frostiger.
Unterschiedliche Erwartungen je Produkt
Allerdings trifft die leicht negative Einschätzung der Versicherer längst nicht auf alle ihre Produkte zugleich zu, schreibt Lars Heermann, Bereichsleiter der Assekurata Rating-Agentur im hauseigenen Blog. Denn nicht überall werde sich die Kaufzurückhaltung der Menschen im gleichen Maße niederschlagen, ist man in den Unternehmenszentralen überzeugt.
Obwohl durch die Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank mittlerweile wieder Renditen von über zwei Prozent auf deutsche Bundesanleihen gezahlt werden, scheint eine Renaissance klassischer Garantie-Produkte erst einmal ausgeschlossen – die Versicherer bewerteten die Erwartungen für dieses Geschäftsfeld am schlechtesten. Deutlich negativ fallen die Erwartungen auch für Pflegeversicherungen, die Neue Klassik sowie Dread-Disease-Policen aus. Auch bei Sterbegeldprodukten sowie Indexpolicen sind die Erwartungen jetzt nicht überbordend.
bAV-Stimmung kippt
Bemerkenswert ist, dass die Erwartungshaltung für die betriebliche Altersversorgung ins Negative gekippt ist. Bewerten die Versicherer die derzeitige Lage noch positiv, sieht es für die Zukunft düsterer aus. „Hier werfen etwaige Rezessionseffekte auf die wirtschaftliche Situation von Unternehmen offenbar ihre Schatten voraus“, vermutet Heermann.
Deutlich höher sind die Erwartungen im Hinblick auf das Biometrie-Geschäft, hier vor allem BU- sowie Grundfähigkeitsversicherungen. Auch die Erwartungshaltung bei Risikolebensversicherungen ist noch leicht positiv, wenngleich hier erwartet wird, dass die sinkende Immobiliennachfrage ihren Tribut fordern wird.
Am größten sind die Erwartungshaltungen immer noch bei den Fondspolicen - sowohl bei denen mit als auch bei denen ohne Garantien.