Die Stiftung Warentest hat 33 fondsgebundene Rentenversicherungen von 26 Anbietern unter die Lupe genommen und in der Dezember-Ausgabe von Finanztest publiziert. Der Test zeigt: Die Kosten sind meist zu hoch, doch es gibt Tarife, die gut und günstig sind.
Getestet wurde am Beispiel einer 37-Jährigen, die bis 67 monatlich 100 Euro einzahlt und auf Beitragsgarantie während der Ansparphase sowie auf Rentengarantie für die Erben verzichtet. Für den Vergleich wurden drei Kriterien herangezogen:
Keine sehr guten Policen im Test
Ergebnis: Es gibt keine „sehr guten“ Angebote. Nur drei Tarife erhielten die Note „gut“: Cosmos (Tarif „Flexible Vorsorge Smart Invest CFR“), Nürnberger („Fondsgebundene Privatrente NFR2910“) und LV 1871 („Mein Plan – FRV PP“). 18 Tarife bekamen das Qualitätsurteil „befriedigend“ und 6 nur ein „ausreichend“. Am schlechtesten schneiden die Policen von Zurich Deutscher Herold („Vorsorgeinvest Spezial“), VRK Versicherung im Raum der Kirchen („Premium Rente PR“) und Stuttgarter („FlexRente Invest 53 oG“) ab.
Insbesondere die Kosten der Versicherung selbst sind meist zu hoch, die Renditechancen daher stark eingeschränkt, moniert Finanztest. Bei einem nicht namentlich genannten Versicherer seien die Kosten so hoch, dass der Sparer bei 30 Jahren Laufzeit 1,7 Prozentpunkte Rendite pro Jahr verliert. Das summiere sich über die Zeit auf Zehntausende Euro. Dagegen beträgt die Renditeminderung beim günstigsten Tarif im Test nur 0,4 Prozentpunkte – beim Direktversicherer Europa (Tarif „Fonds-Rente E-FR“).
Neben Tarifen mit eingerechneten Abschlusskosten wurden auch 6 Nettotarife untersucht, die jedoch ohne Qualitätsurteil blieben. Grund: Die Gesamtkosten hängen auch von unterschiedlich hohen Honoraren der Vermittler ab. Dadurch hätte der Vergleich sowohl innerhalb der Nettopolicen als auch mit den Bruttotarifen gehinkt.
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Versicherer öffnen sich für ETF in Policen
Mittlerweile bieten die meisten Versicherer in ihren Fondsrenten auch ETF an, insbesondere Aktien-ETF. Dadurch haben sich die meisten Gesellschaften beim Prüfkriterium „Fondsangebot“ deutlich verbessert und schneiden dort oft „gut“ ab. Bei der Transparenz bleibt aber weiter vieles im Argen. So weiß der Kunde zwar, dass er eine lebenslange Rente bekommen wird, aber deren Höhe erfährt er erst zu Rentenbeginn. Der Rentenfaktor ist „oft so niedrig, dass Rentner deutlich über 100 Jahre alt werden müssten, bis sie ihr Beitragsgeld in Form von Rentenzahlungen vollständig wiedersehen“, heißt es im Artikel.
Allerdings gab Finanztest nicht an, welcher Rentenfaktor mindestens für eine gute oder sehr gute Bewertung erreicht werden müsste. Bei der Testmethodik ist also noch Luft nach oben, zumal die Kosten insgesamt zahlreiche komplexe Positionen enthalten (auch bei den Fonds), die überhaupt nicht beleuchtet wurden. Bekanntlich müssen Berater bei Fondspolicen inzwischen zahlreiche Daten für Kunden parat haben, um ihren Informationspflichten zu genügen bald auch in Sachen Nachhaltigkeit.
Andere Marktstudien bieten weitere Infos
Um die passende Auswahl für Kunden zu schaffen, ist dieser Finanztest womöglich zu schwach, - was die Anzahl der Anbieter und der Fonds betrifft. Die Stiftung Warentest selbst baut eine Datenbank „Fondspolicen-Optimierer“ auf. Damit soll der beste Fonds aus der aktuellen Fondsliste des Versicherers für den gewünschten Tarif ermittelt werden, indem die Warentester dies mit ihrer generellen Fondsbewertung abgleichen.
Um Policen treffsicher zu wählen, hilft Maklern womöglich die aktuelle Fondspolicen-Marktstudie von „Fonds professionell“. Die Zeitschrift untersucht seit 2014 die Investmentbestände der am deutschen Markt aktiven Versicherer. Die Zahl der Neuabschlüsse 2019 ist laut GDV zwar nur um 4,8 Prozent auf 223.500 Verträge gestiegen, doch das Volumen der Investmentbestände kletterte um gut 23 Prozent.
Ergebnis: Unter 66 Anbietern dominieren diese Versicherer mit folgenden Fondsbeständen Ende 2019:
Wer und was Maklern wichtig ist
In einer Umfrage unter 368 Beratern, davon 56 Prozent Versicherungsmakler, bevorzugen 48,6 Prozent klassische Fondspolicen ohne Garantie, aber auch 22,8 Prozent Policen mit harter Garantie. Am wichtigsten ist ihnen bei der Auswahl der Anbieter die Flexibilität, sagen 60 Prozent der Berater, gefolgt von günstigen Kosten (51,4 Prozent). Beliebteste Anbieter sind WWK (41 Prozent), gefolgt von Condor (18 Prozent) und Alte Leipziger (16,8 Prozent). Eine aktuelle Übersicht der wichtigsten Parameter gibt es im Internet.
Die Redaktion „procontra“ liefert mit dem „LV-Check 2020“ einen Marktüberblick zur aktuellen Bilanz-Situation der Lebensversicherer - aktuell von 65 Anbietern mit jeweils über 50 Bilanzkennzahlen, unter anderem für das Neugeschäft. Die größten Fondspolicen-Bestände unter insgesamt 13,85 Millionen Verträgen besitzen Aachen Münchener (3,25 Millionen Verträge), Zurich (1,52 Millionen), Allianz (0,91 Millionen), HDI (0,85 Millionen) und Nürnberger (0,78 Millionen Stück).
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