LV-Check

Abschlusskosten: Diese Lebensversicherer weisen die höchsten Quoten aus

Im zweiten Jahr in Folge verzeichnen die Lebensversicherer eine steigende Abschlusskostenquote. Der Anstieg ist nicht dramatisch – bei einigen Versicherern wiegt das Kostenproblem allerdings schwer.

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13:09 Uhr | 27. September | 2022
Abschlusskostenquote  Bild: z_wei

Gegenüber 2020 stieg die Abschlusskostenquote im Marktschnitt leicht an – die Unterschiede zwischen den einzelnen Anbietern sind jedoch gewaltig. Bild: z_wei

Ob vor oder nach der Bundestagswahl – weiterhin wird in Deutschland über die Höhe der Abschlusskosten in der Lebensversicherung diskutiert. Gerade, wenn es um die Reform der Riester-Rente, aber auch der betrieblichen Altersversorgung geht, sind viele standardisierte Konzepte im Gespräch, die einen aufwendigen Vertrieb der Produkte unnötig machen.  

Der Nachteil dieser Standard-Lösungen: Sie werden der individuellen Lebenssituation der meisten Kunden kaum gerecht, statt maßgeschneiderter Lösungen gibt es lediglich Altersvorsorge von der Stange. Doch individuelle Lösungen müssen an den Mann gebracht werden – Lebensversicherungen waren und bleiben ein „Push-Produkt“.  

Abschlusskostenquote steigt leicht

Mit der Einführung des Lebensversicherungsreformgesetzes 2015 gelang es, die Abschlusskostenquoten zu senken – wenn auch nur geringfügig. Von 4,95 Prozent im Jahr 2014 sank die marktweite Abschlusskostenquote auf 4,32 Prozent. Seitdem steigt sie wieder leicht: 2020 auf 4,35 Prozent, 2021 auf 4,46 Prozent.  

Der vergleichsweise deutliche Anstieg im vergangenen Jahr ist auf einen Anstieg der Abschlussaufwendungen zurückzuführen. Dies zeigt ein Blick in den aktuellen LV-Check, dem die Geschäftsberichte von 63 Lebensversicherern zugrunde liegen.  

Die Abschlussaufwendungen stiegen von 7,182 Milliarden Euro im Jahr 2020 auf nun acht Milliarden Euro – eine Zunahme von 11,4 Prozent. Der Branchenverband GDV erklärt diese Entwicklung mit dem gestiegenen Neugeschäft. Tatsächlich legte auch die Beitragssumme des Neuzugangs im Jahr 2021 merklich zu – um insgesamt 8,6 Prozent.  

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Zudem sollten die Abschlusskosten nicht mit den gezahlten Provisionen gleichgesetzt werden. Neben diesen fließen nämlich auch die Aufwendungen für die Antrags- und Risikoprüfung, die Antragsbearbeitung, die Ausfertigung des Versicherungsscheins, die allgemeinen Werbeaufwendungen sowie die Aufwendungen für die Fortbildung der Vertriebsmitarbeiter in die Abschlusskosten mit ein. „Auch die Aufwendungen für die Digitalisierung des Vertriebs sind Abschlussaufwendungen“, teilt ein GDV-Sprecher gegenüber procontra mit.  

Deutliche Unterschiede zwischen Anbietern

Trotzdem gehen die Abschlusskostenquoten bei den einzelnen Versicherern weit auseinander. Während sie wenig überraschend beim Nettotarif-Spezialisten mylife mit 0,23 Prozent am niedrigsten ist, liegt sie in der Spitze bei über 20 Prozent (siehe Bilderstrecke). Bei 32 Anbietern stieg die Quote im Vergleich zum Vorjahr, die anderen Anbieter konnten ihre Abschlusskostenquote hingegen senken beziehungsweise konstant halten.  

Maßgeblicher Grund für den Anstieg ist stets das gewachsene Neugeschäft. Doch häufig stiegen die Abschlussaufwendungen stärker als die Beitragssumme des Neuzugangs. Beispiel Sparkassen-Versicherung. Hier legte die Beitragssumme des Neuzugangs um 13,8 Prozent zu – die Abschlussaufwendungen hingegen um 19,9 Prozent. Die Abschlusskostenquote stieg folglich von 4,68 auf 4,9 Prozent.  

Ein Sprecher erklärte auf procontra-Nachfrage: „Grund hierfür ist im Wesentlichen, dass das Neugeschäftswachstum zu einem großen Anteil im beratungsintensiven Individualgeschäft erfolgte, während das weniger beratungsintensive Kollektivgeschäft, insbesondere in der betrieblichen Altersversorgung, auf den hohen Stand des Vorjahres verharrte.“  

Die Abschlusskostenquote stieg von 4,68 auf 4,9 Prozent. Damit liegt die Sparkassen Versicherung zwar über dem Marktschnitt, jedoch weiterhin im Mittelfeld. Welche Anbieter ein deutlich größeres Kostenproblem aufwiesen, zeigt die untenstehende Bilderstrecke.

Die Anbieter mit der höchsten Abschlusskostenquote

Seit 2019 baut die Provinzial Rheinland ihre Abschlusskostenquote peu a peu ab – sie sank von 6,36 Prozent (2019) auf mittlerweile 5,82 Prozent. Dies gelang der Provinzial dadurch, dass sie trotz gestiegener Beitragssumme im Neuzugang ihre Abschlussaufwendungen senken konnte. Dennoch liegt man weiterhin deutlich über dem Marktschnitt (4,46 Prozent).