GKV-Defizit

Zusatzbeiträge sollen 2024 (weniger als erwartet) steigen

Die Zusatzbeiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung dürften im kommenden Jahr erneut angehoben werden. Nach aktuellen Berechnungen dürfte die Erhöhung aber geringer ausfallen, als von den Krankenkassen kürzlich prognostiziert.

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12:10 Uhr | 13. Oktober | 2023
Arzt hält Sparschwein in der Hand

Die Zusatzbeiträge sollen im kommenden Jahr angehoben werden – aber weniger als erwartet.

| Quelle: fizkes

Zuletzt war die Finanzierungslücke in der gesetzlichen Krankenversicherung von den Kassen für 2024 auf einen Betrag zwischen 3,5 und sieben Milliarden Euro geschätzt worden. Damit war absehbar, dass die Zusatzbeiträge im kommenden Jahr steigen werden. Wie die Erhöhung konkret ausfallen könnte, hat nun der GKV-Schätzerkreis berechnet. Das Ergebnis: Der durchschnittliche Zusatzbeitrag dürfte für gesetzlich Versicherte um 0,1 Punkte auf 1,7 Prozent steigen.

Damit fällt die Erhöhung um einiges geringer aus als ursprünglich prognostiziert. So hätte rein rechnerisch der Zusatzbeitrag um 0,2 bis 0,4 Prozentpunkte angehoben werden müssen. Erst Anfang September hatte der Fachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) davor gewarnt, dass eine Erhöhung um 0,4 Prozentpunkte wahrscheinlich sei. „Wir befinden uns an einem Kipp-Punkt der Akzeptanz für das System“, sagte die Vorständin des BKK-Dachverbands, Anne Klemm, damals im „Handelsblatt“. Die Versicherten würden bei steigenden Beiträgen und wachsender Unzufriedenheit mit der Versorgung hinterfragen, wofür sie eigentlich mehr Geld bezahlen sollen.

Finanzierungslücke dürfte bei 3,2 Milliarden Euro liegen

Nach den aktuellen Berechnungen des GKV-Schätzerkreises wird die Finanzierungslücke 2024 nun bei 3,2 Milliarden Euro liegen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bezeichnete die geringe Erhöhung der Zusatzbeiträge als gute Nachricht, damit habe sein für dieses Jahr beschlossene Stabilisierungsgesetz für die Kassenfinanzen Wirkung gezeigt. „Das stärkt das Vertrauen in die sozialen Sicherungssysteme“, erklärte der SPD-Politiker.

Gleichzeitig warnte der GKV-Spitzenverband davor, dass dies kein Grund sei, „auf Reformen zu verzichten“. Steigende Zusatzbeiträge dürften keine Selbstverständlichkeit werden, sagte GKV-Chefin Doris Pfeiffer. Da der tatsächlich erhobene Zusatzbeitrag derzeit im Schnitt bei 1,51 Prozent liege, ergebe sich daraus für das kommende Jahr ein relevanter Erhöhungsdruck, erklärte sie weiter. Es sei dringend geboten, dass der Gesetzgeber die Weichen für eine nachhaltige Finanzierung stelle. Zugleich bestehe auf der Ausgabenseite Handlungsbedarf bei unwirtschaftlichen Strukturen. „Der anhaltend hohe Ausgabenanstieg für Krankenhäuser, Arzthonorare und Arzneimittel, um nur die größten Bereiche zu nennen, muss für alle ein Warnsignal sein", so Pfeiffer.

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Für dieses Jahr hatte der Bundestag wegen eines sonst erwarteten Defizits von 17 Milliarden Euro eine extra Finanzspritze beschlossen. Das Geld kam unter anderem aus Kassenreserven und einem Anstieg beim Zusatzbeitrag von 0,15 Punkten auf 1,51 Prozent. Seinen regulären Zuschuss stockte der Bund von 14,5 Milliarden Euro um zwei Milliarden Euro auf, Pharmabranche und Apotheken werden mit höheren Abschlägen herangezogen.

Bis zum 1. November wird das Bundesgesundheitsministerium auf Basis der Berechnung des GKV-Schätzerkreises den durchschnittlichen Zusatzbeitrag für 2024 bekanntgeben. Die genaue Höhe legen die Krankenkassen dann jeweils für sich selbst fest.