Map-Report

PKV-Branche auf dem Prüfstand: Universa führt Bilanzrating 2024 an

Wie ist es um die privaten Krankenversicherer bestellt? Darauf gibt der neue Map-Report „Bilanzrating PKV 2024“ Antworten. Die Analyse zeigt auch die deutlichen Schwachstellen der Branche auf.

Author_image
15:09 Uhr | 04. September | 2025
Blich in einen OP-Saal

Steigende Gesundheitskosten belasten auch die PKV-Bilanzen.

| Quelle: FangXiaNuo

Im Bilanzrating des Map-Reports, der ausgewählte Bilanzkennzahlen der Jahre 2020 bis 2024 untersucht und von dem Analyshaus Franke und Bornberg herausgegeben wird, belegt die Universa erstmals den ersten Platz und löst damit die LVM ab.

Die Universa präsentiert sich damit als bilanzstärkster privater Krankversicherer Deutschlands. Ebenfalls zur Elite des Marktes zählen laut Report die Alte Oldenburger und die Signal Iduna, die die Plätze drei und vier belegen.

Hinter diesen vier Gesellschaften mit den besten Bilanzkennzahlen führt die VGH Provinzial das Feld mit „sehr guten“ Leistungen an, dicht gefolgt von der Inter und der Halleschen. Auch die Allianz, der R+V und die Landeskrankenhilfe konnten mit sehr guten Leistungen überzeugen.

Nebulöses Neugeschäft

Was die Autoren des Map-Reports beim Blick auf die Bilanzkennzahlen kritisieren, ist die Intransparenz in Sachen Neugeschäft. Die Entwicklung in diesem Bereich sei in weiten Teilen der Branche noch immer ein Geheimnis, so ihr Urteil. In den Geschäftsberichten seien mit wenigen positiven Ausnahmen diesbezüglich nach wie vor kaum Angaben zu finden.

„Da es der Branche weiterhin schwer fällt den natürlichen Bestandsabrieb zu kompensieren und einige Versicherer seit Jahren schrumpfen, stellt sich zwangsläufig die Frage, wie lange dieser Trend zu verkraften ist“, kommentiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg, die widrigen Umstände für die Branche.

Ende 2024 seien 8,7 Millionen Bürger vollversichert gewesen – 0,34 Prozent beziehungsweise 29.563 Versicherte mehr als im Vorjahr. „Das ist nicht sonderlich spektakulär und weit entfernt vom Wachstum zur Jahrtausendwende, aber es ist der zweite Zuwachs in Folge und der höchste seit dem Jahr 2011“, so Franke.

Politik oft nicht hilfreich

Den größten Bestand hatte die Branche im Jahr 2011 mit knapp 9 Millionen Vollversicherten. Seitdem hat der Markt über 230.000 Vollversicherte verloren. Dieser Umstand und die schwierige Situation für die Branche werden laut Map-Report auch politisch forciert. Die immer weiter steigende Versicherungspflichtgrenze erschwere es den Versicherern etwa Neukunden zu akquirieren.

14 der 30 Anbieter mit Vollversicherten (Vigo und Ottonova wegen fehlender Geschäftsberichte nicht berücksichtigt) konnten der Analyse zufolge die Bestände ausbauen. In absoluten Werten dominierte die Debeka das Feld mit einem Plus von 27.270 Kunden, gefolgt von Arag (19.987), Hanse Merkur (13.172) und Barmenia (9.350). Die größten Bestandsverluste hatten die DKV (-16.129), Continentale (-5.238), Bayerische Beamtenkranken (-4.192), Landeskrankenhilfe (-4.070) sowie Allianz (-4.060) zu verkraften.

Anbieterwechsel werden zum Problem

Ein weiteres Problem: Seit der Gesundheitsreform 2009 dürfen Vollversicherte bei einem Tarif- oder Anbieterwechsel einen Teil ihrer Alterungsrückstellungen mitnehmen – vorausgesetzt, der Vertrag wurde ab dem 1. Januar 2009 abgeschlossen. „Was als Schutzmechanismus für die Versicherten gedacht war, entwickelt sich zunehmend zu einem zentralen Schalthebel für Marktbewegungen in der Vollversicherung“, meint Reinhard Klages, Verantwortlicher des Map-Reports.

Im Klartext: Für Versicherer bedeuten abgegebene Übertragungswerte eine Belastung. Mit jedem Abgang fließt Kapital aus der Deckungsrückstellung ab, das dem Kollektiv für künftige Kalkulationen fehlt. Besonders kritisch wird es, wenn vor allem „gute Risiken“ den Anbieter verlassen und weniger attraktive Risiken zurückbleiben. Die Folge können steigende Beiträge im Bestand sein.

Dass Übertragungswerte längst zum harten Wettbewerbsfaktor geworden sind, belegen auch die jüngsten Zahlen des Map-Reports. Die Hanse Merkur verzeichnete demnach im vergangenen Jahr den mit Abstand größten Nettozufluss: 41,1 Millionen Euro, gut das 2,5-Fache des Vorjahres. Die Hamburger nahmen 54 Millionen Euro an Rückstellungen ein und gaben 12,9 Millionen Euro ab.

Auch die Arag zählt zu den Gewinnern. Mit einem positiven Saldo von 24,7 Millionen Euro bestätigte sie einmal mehr ihre Position als Schwergewicht bei Umdeckungen. Deutlich dahinter bewegen sich die Continentale (Saldo 3,6 Millionen Euro), die Hallesche (1,8 Millionen Euro) und die Universa (1,6 Millionen Euro).

„Beeindruckende Dynamik"

Alles in allem habe die Branche aber in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Dynamik in ihren Finanzkennzahlen gezeigt, resümieren die Analysten. Insbesondere die Kapitalanlagen und Alterungsrückstellungen verzeichneten ein robustes Wachstum. So seien die Kapitalanlagen innerhalb eines Jahres um 3,5 Prozent auf 371,9 Milliarden Euro gestiegen. Parallel dazu erhöhten sich die Alterungsrückstellungen um 4,2 Prozent auf 341,7 Milliarden Euro.

Diese Entwicklung unterstreicht laut Map-Report die solide Finanzbasis der PKV und ihre Fähigkeit, den steigenden Behandlungskosten im Alter entgegenzuwirken. Die Zukunft der PKV hänge nun entscheidend davon ab, wie konsequent die Anbieter auf veränderte Rahmenbedingungen reagierten. Digitale Lösungen, präventive Ansätze, eine engere Partnerschaft mit den Versicherten und eine strategische Steuerung der Kosten würden dabei zum Prüfstein.

Long Story short

  • Die Universa führt das Bilanzrating 2024 an, gefolgt vom LVM, der Alten Oldenburger und der Signal Iduna.

  • Die PKV-Branche hat Schwierigkeiten, den natürlichen Bestandsabrieb zu kompensieren.

  • Gesetzesänderungen, wie die Mitnahme von Alterungsrückstellungen beim Anbieterwechsel, setzen die Versicherer unter Druck.