Versicherer zieht Bilanz für 2023

ALH-Gruppe verzeichnet PKV-Rekordjahr

Das Geschäft insbesondere mit Krankenvollversicherungen nahm im vergangenen Jahr deutlich an Fahrt auf. Sorgen bereitet dem Versicherer indes die Entwicklung des Maklermarktes.

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15:03 Uhr | 26. März | 2024
Alte Leipziger

Die ALH-Gruppe ist für 2023 insbesondere mit dem Krankenversicherungsgeschäft zufrieden.

| Quelle: ALH-Gruppe

Die ALH-Gruppe blickt zufrieden auf das zurückliegende Geschäftsjahr. Das liegt vor allem an einem Neugeschäfts-Rekordjahr in der privaten Krankenversicherung: Gegenüber dem Vorjahr schlägt hier ein Plus von 47,7 Prozent auf 7,7 Millionen Euro zu Buche. Maßgeblich dafür verantwortlich ist das Geschäft mit Vollversicherungen – hier lag das Neugeschäfts-Plus bei 53,5 Prozent. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hatte Hallesche-Vorständin Wiltrud Pekarek in diesem Zusammenhang von einem „goldenen Jahr“ gesprochen.

Dieses goldene Jahr macht sich deutlich bei der Zahl der Vollversicherten bemerkbar. Nachdem diese in den Vorjahren stets gesunken war, wuchs ihre Zahl nun von 220.335 Versicherten in 2022 auf 223.084 – ein Plus von fast 3.000 Vollversicherten. Als Grund macht Pekarek das wachsende Bedürfnis junger Gutverdiener nach einer verlässlichen Krankenversicherung, ausgelöst durch die Probleme in der GKV, fest. "Die Leute stimmen mit den Füßen ab", so Pekarek.

In der Zusatzversicherung konnte die Hallesche die Zahl der bei ihr Versicherten von 657.566 auf 664.136 steigern. Auch in der betrieblichen Krankenversicherung, die branchenweit als Wachstumsmarkt gilt, stand am Ende des Jahres ein deutliches Plus in Höhe 34 Prozent.

Höhere Aufwendungen

Stark gewachsen sind jedoch die Aufwendungen für Versicherungsfälle. Diese stiegen 2023 von 934 auf 1.049 Millionen Euro. Dieser Anstieg sei vor allem auf einen hohen Anstieg stationärer Behandlungen zurückzuführen, erklärte Christoph Bohn, Vorstandsvorsitzender der ALH-Gruppe, bei einem digitalen Pressegespräch an diesem Dienstag. Doch auch ambulante Behandlungen nehmen die Deutschen nach der Corona-Pandemie wieder wesentlich häufiger in Anspruch.

Die gestiegenen Kosten dürften sich bald in den Beiträgen der Versicherten widerspiegeln. Pekarek erklärte, in nächster Zeit eine Beitragserhöhung in der Breite zu erwarten – wie hoch diese ausfallen wird, ist jedoch bislang unklar.

Auch in der Sachversicherung verbuchte die ALH-Gruppe ein erfolgreiches Jahr: Das Neugeschäft wuchs in diesem Segment um 41,3 Prozent auf 99,7 Millionen Euro. Wesentliche Treiber dieser Entwicklung sind vor allem das Privatkundengeschäft (plus 31,1 Prozent) sowie das Gewerbegeschäft (+16,6 Prozent). 

Wermutstropfen ist jedoch die hohe Schaden-Kosten-Quote von 99,7 Prozent (Vorjahr: 97,1 Prozent), die vor allem auf gestiegene Reparaturkosten und hohe Naturgefahrschäden zurückzuführen ist, wie Vorstand Kai Waldmann bekannt gab.

Einmalbeitragsgeschäft weiter rückläufig

Auch in der Lebensversicherung zeigt sich die ALH-Gruppe zufrieden, obwohl die gebuchten Bruttobeiträge hier von 2,97 auf 2,882 Milliarden Euro zurückgingen. Das Neugeschäft sank um zwölf Prozent von 1.065 auf 910 Millionen Euro. Verantwortlich für den Rückgang ist das Einmalbeitragsgeschäft, in dem die Beitragseinnahmen von 855 auf 699 Millionen zurückgingen. Die ALH-Gruppe hat hier wie der Rest der Branche mit der Zinswende zu kämpfen. „Die Kreditinstitute konnten hier mit ihren kurzfristigen Geldanlagen wesentlich schneller reagieren als die Versicherer“, erklärte Vorstand Martin Rohm. „Hier waren unsere Produkte als Versicherer wenig wettbewerbsfähig.“

Zufrieden zeigt sich der Versicherer jedoch mit der Entwicklung des Geschäfts gegen laufenden Beitrag, das um 3,3 Prozent zulegte. „Deutlich stärker als beim Rest der Branche“, betonte Vorstandsvorsitzender Bohn, der das Ziel des Versicherers („Wir wollen Marktanteilsgewinner sein“) damit erfüllt sieht.

Sorgen um den Maklermarkt

Sorgen bereitet dem Maklerversicherer hingegen die Entwicklung des Maklermarktes, insbesondere die abnehmende Zahl der am Markt vertretenen Vermittler. Dieser werde nicht nur die sinkenden IHK-Zahlen deutlich, betonte Frank Kettnaker. Der ALH-Vorstand geht von einer großen Zahl inaktiver Makler aus, die keine aktive Betreuung ihrer Bestände mehr anbieten. Ihre Zahl liegt zwischen 5.000 und 10.000 Maklern, schätzt Kettnaker.

„2030 wird gute Beratung zur Mangelware werden“, befürchtet Kettnaker. Gleichzeitig bleibe der Beratungsaufwand bei komplexen Produkten hoch. Die ALH-Gruppe versuche hier, die negative Entwicklung mittels Digitalisierung des Vertriebs sowie Kundenservices zumindest abzumildern. Zugleich unterstütze man die Ausbildung von Fachkräften in den Maklerbetrieben unter anderem mit Praktikumsangeboten.