Kursrutsch an US-Börsen

Warum die Dollar-Schwäche die ETF-Krise befeuert

Bei ETF-Sparern macht sich gerade große Ernüchterung breit. Viele Indizes sind nach Kurseinbrüchen an den US-Börsen tief ins Minus gerutscht. Ein Grund dafür ist die Schwäche des Dollars. procontra hakte bei einem Finanzprofi nach, was das für Anleger bedeutet.

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13:03 Uhr | 13. März | 2025
Dr. Thomas Letsche Senior ETF Analyst bei justETF

Dr. Thomas Letsche, Senior ETF Analyst bei justETF, sieht angesichts der jüngsten Börsenturbulenzen keinen Grund zur Panik.

| Quelle: justETF

Börsengehandelte Indexfonds, sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds), die die Wertentwicklung bekannter Marktindizes eins zu eins abbilden, befinden sich derzeit auf Talfahrt. Besonders betroffen von dem Kursrutsch ist der beliebte und weit verbreitete MSCI World, der – mit einem starken Fokus auf die USA – die größten börsennotierten Unternehmen aus 23 Industrieländern abbildet. Laut dem Verbraucherportal Finanztip erlebt er gerade den größten Einbruch seit der Corona-Krise im März 2020. Am vergangenen Montag ging es mit ihm gut 2,5 Prozent bergab.

Trumps Zollpolitik verunsichert die Märkte

Ein Grund für die aktuelle Entwicklung ist zweifellos die chaotische Wirtschafts- und Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump. Vor allem seine Zollpolitik verunsichert die Märkte und hat unter anderem zu einem signifikanten Rückgang bei Tech-Aktien geführt, insbesondere bei den „Großen Sieben“ der USA (Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla).

„Neben diesen marktgetriebenen Einbußen der Aktien- bzw. ETF-Kurse wird der Einbruch für Anleger aus der Eurozone noch dadurch verstärkt, dass gleichzeitig der US-Dollar gegenüber dem Euro an Wert verloren hat“, erläutert Dr. Thomas Letsche, Senior ETF-Analyst beim Anlageportal justETF, gegenüber procontra.

Währungsrisiko verschärft Tendenz

Den Zusammenhang von Währung und Aktienkurs erklärt der Experte so: „Angenommen, man besitzt US-Aktien und der Wert des US-Dollars schwächelt gegenüber dem Euro. Dann verlieren die US-Aktien – in Euro gerechnet – an Wert. Diesen Zusammenhang bezeichnet man als Währungsrisiko. Das Währungsrisiko ist unabhängig davon, wie sich die Börsenkurse der Aktien in US-Dollar entwickeln."

Gerade bei populären Welt-ETFs wie dem MSCI World sei dieser Effekt deutlich spürbar, da US-Aktien hier mehr als 70 Prozent der im ETF enthaltenen Werte ausmachten. Laut Finanztip hat so etwa der iShares Core MSCI World in Dollar kürzlich zum Beispiel „nur" ein Minus von 3,1 Prozent erzielt, in Euro betrug das Minus jedoch 6,2 Prozent.

Thomas Letsche: „Das Währungsrisiko ist abhängig von den Währungen der im ETF enthaltenen Titel. Viele US-Aktien bedeuten also ein Risiko gegenüber dem US-Dollar. Im Gegensatz dazu hat die Fondswährung (die Währung, in welcher der ETF verwaltet und abgerechnet wird) keinen Einfluss auf das Währungsrisiko. Es macht in diesem Zusammenhang also keinen Unterschied, ob mein ETF in Euro oder US-Dollar geführt wird.“

Anleger sollen Ruhe bewahren

Was bedeutet das alles nun für Anleger? Zunächst einmal gelte es, Ruhe zu bewahren, meint der ETF-Experte. Kurseinbrüche gehörten beim Investieren dazu. Auf keinen Fall sollten Anleger jetzt damit anfangen, in Panik ihre ETF-Anteile zu verkaufen. Letsche zu procontra: „Wenn man dies tut, realisiert man möglicherweise entstandene Verluste und ist nicht investiert, wenn eine Erholung einsetzt und die Kurse wieder steigen. Auch wenn es beim Anblick roter Zahlen im Depot und dramatischen Meldungen in den Nachrichten schwerfällt: Anleger sollten sich von den aktuellen Entwicklungen nicht verunsichern lassen, sondern Ruhe bewahren und die langfristige Perspektive im Blick behalten.“

Eine mögliche Schlussfolgerung für die Zukunft könnte aber sein, das in vielen Fällen hohe US-Gewicht im eigenen Portfolio kritisch zu hinterfragen und die Abhängigkeit von US-Werten und dem US-Dollar zu reduzieren.

Auch Finanztip mahnt angesichts der jüngsten Entwicklungen zu Ruhe und Besonnenheit. Ein Aktien-ETF sei dafür gedacht, langfristig Vermögen aufzubauen und sollte daher mindestens 15 Jahre im Depot bleiben, heißt es dort. Und tatsächlich zeigt ein Blick auf die historische Entwicklung des MSCI World, dass er bereits zahlreiche Krisen erfolgreich überstanden und auf lange Sicht immer eine überdurchschnittliche Rendite erzielt hat. Für ETF-Sparpläne können die derzeitigen Kursrückgänge sogar vorteilhaft sein, denn dann gibt es für die Sparraten mehr Anteile als sonst.