„Problematische Investmentanreize“

Verbraucherschützer warnen vor Neobroker-Newslettern

Der vzbv hat die Newsletter von vier Neobrokern untersucht. Diese würden ihre Leser teilweise zu vorschnellen Aktienkäufen verleiten und die Entscheidung für eine Geldanlage bagatellisieren.

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16:03 Uhr | 07. März | 2024
Verbraucherschützer warnen vor Neobroker-Newslettern

Nebenbei oder während dem Imbiss ein paar Aktien kaufen, dafür stehen Neobroker mit ihren Trading-Apps. Laut einer vzbv-Untersuchung sollten die Nutzer aber aufpassen, sich durch die Newsletter der Anbieter nicht zu vorschnellen Käufen drängen zu lassen.

| Quelle: whitebalance.oatt

Die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) warnt vor den Newslettern sogenannter Neobroker. Diese würden mitunter „problematische Investmentanreize“ enthalten und seien teilweise so aufgebaut, dass sie die Kunden zum Handeln anregen und sie damit zu vorschnellen Entscheidungen für eine Geldanlage verleiten können. Dieses Fazit ziehen die Verbraucherschützer aus einer Untersuchung verschiedener solcher E-Mail-Newsletter.

Konkret wurden die Newsletter aus dem Monat August 2023 der Anbieter Smartbroker, Scalable Capital, Finanzen.net Zero und Revolut analysiert. Andere bekannte Anbieter wie Robinhood und Trade Republic wurden nicht berücksichtigt, da die Trading-App von Robinhood in Deutschland nicht nutzbar ist und Trade Republic im August keinen Newsletter verschickt hat und nach den Erkenntnissen des vzbv ohnehin kaum mit Newslettern arbeitet.

Laut den Verbraucherschützern ist das Geschäftsmodell der Neobroker darauf ausgelegt, Provisionen beziehungsweise Kickbacks an Handelsplätzen zu generieren. „Es wäre also in ihrem Interesse, wenn ihre Kund:innen so viel wie möglich handeln, also Finanzprodukte kaufen und verkaufen. Je mehr Transaktionen über den Online-Broker beziehungsweise die Trading-App getätigt werden, desto besser für sie“, schreiben die Autoren der Untersuchung erklärend. Deshalb haben sie die Newsletter auf die folgenden Anreizmethoden abgeklopft:

  • Gibt es Anreize zum schnellen Besuch der App/des Brokers, und wird man z. B. direkt auf die Kauf- oder Verkaufsseite eines Wertpapiers in einer App geleitet (Newsletter als „Sprungbrett“)?

  • Wird das Geldanlegen bzw. die Entscheidung für eine Geldanlage stark vereinfacht bzw. unterkomplex dargestellt?

  • Wird an Verbraucher:innen appelliert, den Ratschlägen von Expert:innen zu folgen?

  • Wird Zeit- oder Handlungsdruck für potenzielle Trades aufgebaut?

  • Werden Verbraucher:innen mit hohen Gewinnaussichten gelockt?

  • Gibt es Anzeichen, dass an den Spieltrieb appelliert bzw. der Charakter eines Spiels vorgetäuscht wird (Gamification)?

Newsletter erzeugen Handlungsdruck

Im Fazit seiner Untersuchung liefert der vzbv keine Rangliste oder Einzelbewertungen zu den verschiedenen Newslettern ab. Auffallend oft wird aber der Newsletter von Finanzen.net Zero als Negativbeispiel herangezogen. Beispielsweise würden die darin verlinkten Aktien, ETF, Fonds und Rohstoffe wie Empfehlungen erscheinen und direkt auf die Seite der Aktie führen, wo die Nutzer nur noch „einen Klick“ vom Kauf entfernt seien. Zudem würde der Finanzen.net Zero-Newsletter mit seinem Titel „Aktien zum Frühstück“ die Entscheidung für eine Geldanlage bagatellisieren und mit Aussagen zu Aktien wie „musst du jetzt fix sein“ oder „solltest Du Dich beeilen“ Zeit- und Handlungsdruck auf die Leser ausüben.

Überwiegend positiv wurde keiner der vier Newsletter bewertet. „Insgesamt sind nach Einschätzung des vzbv durchaus Ansätze und Methoden zu beobachten, die die Grenzen zwischen Entertainment, Freizeitspaß und „Zocken“ auf der einen sowie langfristiger Geldanlage und zielgerichteter, bedarfsorientierter Altersvorsorge auf der anderen Seite aufweichen lassen“, lautet das Fazit. Die gesamte Untersuchung kann man sich hier als PDF herunterladen.