Nach Uni-Immo-Fonds-Einbruch
Der Union-Investment-Vorstandsvorsitzende Hans Joachim Reinke hat sich jetzt in einem Interview mit der „Börsen-Zeitung“ erstmalig ausführlich zu den Hintergründen der Abwertung des offenen Immobilienfonds „Uni Immo ZBI Wohnen“ geäußert und sich zugleich bei den Anlegern dafür entschuldigt.
Wie berichtet, war der Fonds im Juni quasi über Nacht um fast 17 Prozent eingebrochen – von 50,74 auf 42,26 Euro pro Anteil. Einer der höchsten Verluste, die Anleger seit der Finanzkrise 2008 hinnehmen mussten. In der Spitze verzeichnete der Fonds ein Fondsvermögen von mehr als fünf Milliarden Euro.
Die schlagartige Abwertung gründet auf einer Sonderbewertung des Portfolios, die offenbar notwendig geworden war, nachdem immer mehr Anleger angekündigt hatten, ihre Anteile zurückgeben zu wollen.
Laut Reinke hängt diese Entwicklung zum einen mit den schwierigen Marktfaktoren für Immobilien zusammen – wie einem rasanten Zinsanstieg im Zuge der gestiegenen Inflation, explodierenden Baukosten und zunehmenden regulatorischen Vorschriften. Zum anderen hätten seit Anfang dieses Jahres viele Anleger ihre Fondsanteile gekündigt, weil sie in anderen Geldanlagemodellen höhere Renditen erzielen konnten. Das habe den Fonds unter Verkaufsdruck gesetzt und letztlich zu einer Neubewertung des gesamten Immobilienportfolios geführt.
Gegenüber der Börsen-Zeitung zeigte sich der Union-Investment-Chef jedoch optimistisch, dass die Werteinbußen ab 2026 wieder eingeholt werden könnten, da sich die Schockstarre am Transaktionsmarkt langsam wieder entkrampfe. Perspektivisch würden Immobilienfonds wieder attraktiv werden, glaubt Reinke. Sie blieben ein wichtiger Baustein der Vermögensstruktur.
Gleichzeitig gab die genossenschaftliche Fondsgesellschaft jetzt bekannt, dass Kunden ab sofort und noch bis Ende September die Möglichkeit hätten, Rückgabeerklärungen von Anteilen zurückzunehmen. „Normalerweise geht das nicht, aber in diesem besonderen Fall haben wir uns zu diesem Schritt entschlossen“, so Union-Investment-Pressesprecher Markus Temme gegenüber procontra.
Wer Anteile an einem offenen Immobilienfonds kündigt, bekommt normalerweise ein Jahr später sein Geld, unabhängig davon, wie der Fonds dann dasteht. Mit der Rücknahme der Rückgabeerklärung können Anleger so erst einmal abwarten, ob sich der Fonds erholt, bevor sie ihr Geld abziehen. Auch das Fondsmanagement bekommt dadurch etwas Luft…