Nach Insolvenzen in Projektentwicklungsgruppe

Project-Immobilien-Fonds stoppen Ausschüttungen an Anleger

Die Pleitewelle beim Nürnberger Projektentwickler Project Immobilien greift jetzt auf die Investoren über: Die „gewinnunabhängigen Zahlungen“ aus den Fonds wurden nach der Insolvenz von fünf Firmen aus der Unternehmensgruppe eingestellt.

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13:08 Uhr | 23. August | 2023
Baustelle

Die Pleite von fünf Firmen aus der Project Immobiliengruppe hat für Anleger erste Folgen.

| Quelle: Drazen

Der Konkurs von fünf Firmen aus der Project-Immobiliengruppe (PI) zieht immer größere  Kreise und hat nun erste Auswirkungen auf mehrere Zehntausend Anleger: Wie das „Handelsblatt“ aus einem Schreiben an Vertriebsmitarbeiter zitiert, werden bis auf Weiteres Zahlungen der Fonds an die Investoren gestoppt. Alle Anleger „mit gewinnunabhängigen Entnahmen“ seien am Dienstag über die Entscheidung informiert worden.

Die Liquidität der Beteiligungsgesellschaften schonen

Konkret heißt es in dem Schreiben: „Bis die Auswirkungen dieser Insolvenzanträge auf die Objektgesellschaften und somit auf Ihre Beteiligung geprüft und eingeschätzt werden können, werden die gewinnunabhängigen Entnahmen bis auf weiteres ausgesetzt.“ Dass nun kein Geld mehr aus den Project-Fonds an die Anleger fließt, solle dazu führen, dass die Liquidität der Beteiligungsgesellschaften „geschont“ und „der Fortbestand soweit möglich gewährleistet“ wird, teilte die PI-Geschäftsleitung mit.

Wie viele Anleger von dem Zahlungsstopp betroffen sind und wie viel Kapital in den Fonds noch vorhanden ist, gibt die Projekt-Entwicklungsgruppe nicht bekannt. „Mit Blick auf das frühe Stadium der derzeit laufenden Verfahren“ könne man das momentan nicht beantworten, teilte ein Sprecher auf procontra-Nachfrage mit.

Die Investmentsparte der Unternehmensgruppe hält mehrere Dutzend Fonds mit einem Volumen von 1,4 Milliarden Euro, gezeichnet von mehr als 32.000 Anlegern. Die Bauvorhaben werden ausschließlich über Fonds der Firmengruppe Project Investment finanziert, auf Bankkredite wird bewusst verzichtet.

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Vor zwei Wochen wurde zunächst bekannt, dass vier Unternehmen aus der Project-Immobiliengruppe insolvent sind: die Project Immobilien Management GmbH, die Project Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH sowie die Project Immobilien Projektentwicklungs-GmbH. Die Holding-Gesellschaft der Gruppe „Project Real Estate AG“ werde kurzfristig einen Insolvenzantrag stellen, hieß es. Am vergangenen Montag teilte der Projektentwickler zudem mit, dass von der Pleitewelle auch ein Unternehmen aus der Investmentsparte der Project Gruppe betroffen ist – die Project Vermittlungs-GmbH.

Die Anleger werden Geld verlieren. Das ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche.
Stefan Loipfinger, Investmentexperte

Project Immobilien gehört zu den großen Wohnungsbau-Projektentwicklern in Deutschland. Seine Bauvorhaben finanziert es ausschließlich über Fonds der Firmengruppe Project Investment und verzichtet dabei bewusst auf Bankkredite.  

Dass die Ausschüttungen für den Fortbestand der Beteiligungsgesellschaften gestoppt wurden, hält Fachjournalist Stefan Loipfinger, der das Online-Portal Investmentcheck betreibt, für eine „harte Begründung“. Dies spreche nicht für ein großes Kapitalpolster. „Die Anleger werden Geld verlieren. Das ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche“, erklärte er im Gespräch mit procontra. Wie hoch die Verluste ausfallen werden, lasse sich derzeit nicht prognostizieren. Eine Insolvenz der Fonds bleibe laut Loipfinger aufgrund des investierten Eigenkapitals allerdings weiter unwahrscheinlich.   

Als Grund für die Insolvenzen der Project-Unternehmensgruppen geben die Insolvenzverwalter vor allem die infolge des Ukrainekrieges gestiegenen Baukosten an. Die Insolvenzen innerhalb der Project Immobilien-Gruppe ist Teil einer Reihe von Pleiten bei deutschen Projektentwicklern: Auch die Düsseldorfer Development Partner AG sowie das Münchner Unternehmen Euroboden meldeten kürzlich Konkurs an. Grund für die Abwärtsspirale in der Branche ist vor allem die Mischung aus hohen Finanzierungszinsen und steigenden Preisen.