Festverzinsliche Wertpapiere

Pfandbriefe: Ein echtes Pfund fürs Depot

Pfandbriefe haben nach dem Zinstal eine Renaissance erlebt. Für risikoscheue Anleger können sich noch Chancen ergeben.

11:01 Uhr | 30. Januar | 2024
Pfandbriefe

Pfandbriefe profitierten von gestiegenen Zinsen und können nicht nur bei sicherheitsbewussten Anlegern das Depot ergänzen

| Quelle: Ruslan Lytvyn

Die gestiegenen Leitzinsen haben zahlreichen festverzinslichen Anlagen wieder Auftrieb gegeben. Anfang 2022 lag die Rendite von einem der Klassiker unter den Festgeldern, den zehnjährigen Bundesanleihen, noch knapp im negativen Bereich. Bis Oktober vergangenen Jahres ist sie der Bundesbank zufolge auf 2,85 Prozent im Schnitt gestiegen. In der Spitze hat sie kurzzeitig die 3-Prozent-Marke gerissen.

Ein weiterer Klassiker, der wie Bundesanleihen eine hohe Sicherheit bietet und steigende Renditen verzeichnet hat, sind Pfandbriefe. Pfandbriefe sind gedeckte Schuldverschreibungen, auch Covered Bonds genannt, wobei deutsche Papiere dem Pfandbriefgesetz unterliegen. Gedeckt bedeutet, dass den Papieren Sachwerte oder andere Deckungswerte gegenüberstehen.

Die gängigsten Varianten sind Hypothekenpfandbriefe und öffentliche Pfandbriefe, vielen auch als Kommunalobligationen bekannt. Erstere sind eine Form von Immobiliendarlehen und im Wesentlichen mit Grundpfandrechten gedeckt. Letztere sind Kredite an den öffentlichen Sektor, etwa Städte und Gemeinden. Als Deckung dient dort die Leistungs- und Steuerkraft der öffentlichen Körperschaft, wie es amtlich heißt. 

Nachfrage steigt

Die Umlaufrendite für Hypothekenpfandbriefe mit einer Restlaufzeit von neun bis zehn Jahren lag im vergangenen Oktober laut Bundesbank bei 3,64 Prozent, die von öffentlichen Pfandbriefen mit gleicher Laufzeit bei 3,65 Prozent. Über sechs bis sieben Jahre Restlaufzeit verbuchten die Hypothekenpapiere eine Umlaufrendite von 3,56 Prozent, öffentlichen Pfandbriefe 3,54 Prozent. Die jüngsten Bundesanleihen mit einer Laufzeit von sieben Jahren kamen auf 2,77 Prozent Rendite. Für Anleger mit hohem Sicherheitsbedarf können Pfandbriefe somit eine Alternative oder Ergänzung zu Bundesanleihen sein.

Privatanleger können Pfandbriefe an der Börse kaufen und verkaufen und bei Banken im außerbörslichen Handel erwerben, die solche Produkte anbieten, erläutert Johannes Frevert, Pressesprecher der Börse Stuttgart. Mehrere Online-Broker bieten ebenfalls einen Pfandbrief-Handel. An der Börse Stuttgart sind deutsche und internationale Pfandbriefe gelistet. „Insgesamt lag der Orderbuchumsatz mit Pfandbriefen an der Börse Stuttgart im Jahr 2023 zum Stand 15. Dezember bei rund 378 Millionen Euro. Damit stieg das Handelsvolumen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 173 Prozent“, berichtet Pressesprecher Frevert.

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (VDP) hat einen teils lebhaften Absatz verzeichnet. „Die gestiegenen Zinsen brachten trotz inverser Zinskurve und der Verunsicherung über die weitere Zinsentwicklung Real-Money-Investoren wieder zurück in die Orderbücher“, sagt Sascha Kullig, Mitglied der Geschäftsleitung des Verbandes, zum Pfandbriefgeschehen 2023.

Zinshoch erreicht?

2024 könnte das Geschäft verhaltener ausfallen. „Aufgrund der von den Marktteilnehmern für den Jahresverlauf 2024 erwarteten Zinssenkungen ist im kommenden Jahr eher von einer stabilen Handelsaktivität bei Pfandbriefen auszugehen“, meint Frevert. Laut einer Umfrage des VDP unter seinen Mitgliedern erwartet die große Mehrheit der Teilnehmer bis Jahresende ebenfalls sinkende Zinsen und einen Rückgang des Einlagensatzes von derzeit 4 Prozent auf 3,5 Prozent. Einige rechnen mit 3,25 Prozent, andere dagegen erwarten, dass der Einlagensatz über 4 Prozent angehoben wird. Das aktuelle Zinsniveau könnte eine verbliebene Gelegenheit sein, noch Rendite mitzunehmen.

Wer einen Pfandbrief vor der Fälligkeit verkaufen möchte und mit sinkenden Zinsen rechnet, ist mit längeren Laufzeiten besser beraten. Die Kurse langfristiger Papiere steigen bei fallenden Zinsen stärker als die kurzfristiger Papiere. Umgekehrt verhält es sich bei steigenden Zinsen.

Zu Papieren nach deutschem Recht mit längerer Laufzeit und kleinerer Mindestanlage zählt etwa ein Jumbo-Pfandbrief der DZ Hyp AG, die Immobilienbank der Volks- und Raiffeisenbanken. Fälligkeit 2033, Zinskupon 3,25 Prozent, Mindestanlage 1.000 Euro. „Jumbos“ haben ein Emissionsvolumen ab einer Milliarde Euro. Die Sparkasse Hannover bietet ab 1.000 Euro einen öffentlichen Pfandbrief mit 3,375 Prozent Kupon, Fälligkeit 2028. Einen Kupon von 4,167 Prozent hat ein öffentlicher Pfandbrief der Landesbank Baden-Württemberg, Fälligkeit 2029, Anlage ab 10.000 Euro.

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  • Mit dem Zinsanstieg sind die Renditen gestiegen

  • Rendite liegt knapp über der von Bundesanleihen

  • Zinshoch könnte erreicht sein

  • Zinsen könnten entgegen der Markterwartung steigen

  • Hohe Sicherheit schränkt Renditechancen ein

  • Zahlreiche attraktive Papiere erfordern hohe Mindestanlage