Aktiv gemanagte Aktienfonds geraten seit einigen Jahren vermehrt in die Defensive. Ihr passives Pendant, Indexfonds oder ETFs (Exchange Traded Funds), wartet mit einer Kostenquote auf, mit der die personalintensiven Aktivfonds naturgemäß nicht konkurrieren können. In der Folge haben ETFs sich kontinuierlich Marktanteile gesichert. Laut einer Statista-Analyse wuchs das in hierzulande erhältlichen Indexfonds verwaltete Vermögen zwischen 2012 und 2022 von 74 auf 191 Milliarden Euro. Dieses Plus von 157 Prozent in einem Jahrzehnt wurde auf europäischer Ebene mit einer Verfünffachung im selben Zeitraum sogar noch weit übertroffen. 1,4 Billionen Euro haben die europäischen Anleger in ETF gesteckt, was einem Fondsmarktanteil von 13 Prozent entspricht, nach lediglich 5 Prozent im Jahr 2012.
Die Statistik gibt den ETF-Investoren insgesamt recht. Nur eine Minderheit der aktiv verwalteten Fonds schafft es, den jeweiligen Benchmark-Index zu schlagen. Wofür also einen Kostenzuschlag zahlen? Doch sollten Finanzberater ihren Kunden beim Aufsetzen einer Fondspolice deshalb pauschal ETFs ans Herz legen? So einfach ist es dann auch nicht; die Vor- und Nachteile gilt es differenziert zu betrachten und in Abgleich mit den jeweiligen Kundenvorlieben und -erwartungen zu bringen.
Die geringe Kostenquote ist zweifellos das Hauptargument für passive Fonds. Diese kommen in der Regel mit laufenden Kosten von 0,1 bis 0,5 Prozent aus, während aktive erst bei 1 Prozent beginnen, aber auch schon mal über 2 Prozent hinausgehen. Diese Mehrkosten für das Management müssen logischerweise als Überrendite erzielt werden, wenn sich das Investment für die Anleger lohnen soll – ein hoher Anspruch, an dem viele Managementteams scheitern.
Auch die Nachvollziehbarkeit der ETF-Funktionsweise spielt Indexfonds in die Karten. Während die Strategien aktiver Aktienfondsmanager für Laien oft ein Buch mit sieben Siegeln sind und auch nicht gern en détail kommuniziert werden, lässt sich jedem Vorsorgesparer in einer Minute erklären, wie die Abbildung eines Index funktioniert. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, da zahlreiche Anleger ungern in etwas investieren, das sie nicht komplett verstehen.
Zum ganzen Bild gehört indes auch die Tatsache, dass viele Fondsmanager ihre Gebühren durchaus überkompensieren, manche von ihnen mit hoher Zuverlässigkeit. Für tendenziell risikobereitere Anleger warten hier also Renditechancen, die ETFs nicht bieten können, da sie nun einmal auch die schwächeren Unternehmen eines Index „mitziehen“ müssen. So weisen die Spitzenreiter der Morningstar-Renditetabelle für 2023 ein Plus von über 30 Prozent aus, der Fonds ganz oben (aus dem Hause T. Rowe Price) kommt sogar auf mehr als 44 Prozent.
Zudem können aktive Fondsmanager den Drawdown reduzieren, wenn der breite Markt in die Tiefe rauscht – ein Szenario, das bei aller Dauer-Hausse nach wie vor realistisch ist. Mit ihrer flexiblen Titelauswahl genießen sie deutlich mehr Handlungs- und Reaktionsfreiheit als die starren ETFs. Wie gut ein Managementteam auch Krisenphasen meistert, lässt sich am Track Record ablesen, der ebenso wie die Erfahrung und Investmentphilosophie in die Auswahl einfließen sollte.
Je nach Kundentypus ist ein Fonds(policen)portfolio mithin dann optimal aufgestellt, wenn es die Vorzüge beider Fondskategorien kombiniert. Das zahlt auch auf die Diversifikation ein. Die kann zudem mit „aktiven ETFs“ erweitert werden, die in wachsender Zahl erhältlich sind und die Brücke zwischen Indexorientierung und aktiver Schwerpunktsetzung schlagen.