Investments in Mikrofinanzfonds

„Man darf die soziale Rendite nicht vergessen“

Was müssen Anleger beim Investieren in Mikrofinanzfonds beachten? Wie werden die Investments gegen Währungsrisiken abgesichert und welche Renditen sind möglich? Das erklärt Edda Schröder, Gründerin und Geschäftsführerin von Invest in Visions.

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14:08 Uhr | 23. August | 2023
Edda Schröder

Mikrofinanzfonds bringen auch eine soziale Rendite, sagt Edda Schröder, Geschäfttsführerin von Invest in Visions.

| Quelle: Privat

procontra:

Sind Mikrofinanzfonds attraktiv? Seit Auflegung hat Ihr Fonds eine jährliche Rendite von 1,72 Prozent erwirtschaftet. Dabei kann man mit einer zehnjährigen Bundesanleihe 2,4 Prozent verdienen…

Edda Schröder:

Schaut man lediglich auf die finanzielle Rendite, erscheint dies im derzeitigen Umfeld ein valides Argument. Sie dürfen allerdings die soziale Rendite nicht vergessen und die Wirkung des Investments in den Ländern sowie den Mehrwert für die dortigen Endkreditnehmer. Außerdem eignet sich der Fonds durch die geringe Korrelation zu den Aktien- und Anleihemärkten insbesondere als Portfoliobeimischung und Stabilisator. Die geringe Volatilität, bei gleichzeitig positiver und vergleichsweise stabiler Wertentwicklung, wirkt sich positiv auf das Rendite-Risiko-Verhältnis aus.

procontra:

Woran wird der Erfolg des Fonds gemessen?

Schröder:

Mikrokredite können Tätigkeiten zur Einkommensgenerierung fördern oder einkommensschwache Menschen unterstützen, finanzielle Engpässe zu überstehen. Auch die Vergabe von Kleinstkrediten an Frauen in Entwicklungs- und Schwellenländern kann dazu beitragen, die wirtschaftliche Lage und den Status dieser Frauen zu verbessern. 2022 wurde die Hälfte unseres Refinanzierungsportfolios etwa in Ländern eingesetzt, die sich im unteren Einkommenssegment befinden. Somit leisten wir einen wichtigen Beitrag zu deren wirtschaftlicher Entwicklung sowie zu einer gesteigerten Lebensqualität für diese Menschen.

procontra:

Sind nicht die hohen Zinsen für Mikrokredite ein Risiko für die Kleinunternehmer, da sie sich zu sehr verschulden könnten?

Schröder:

Der durchschnittliche Zins kann 20-28 Prozent in der jeweiligen Landeswährung betragen. Für uns eine enorme Zahl, für die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern aber meist normal und bezahlbar. Allerdings sind die genaue Überprüfung der Mikrofinanzinstitute das A und O. Derzeit arbeiten wir mit 94 Finanzinstituten in 34 Ländern zusammen und jedes einzelne wird von uns akribisch überprüft. Unsere geringe Kreditausfallrate von 2 Prozent spiegelt dies wider.

procontra:

Wie werden die Investments gegen Währungsrisiken abgesichert?

Schröder:

Wir sichern mögliche Währungsrisiken zu nahe 100 Prozent ab. Da sich diese Absicherungskosten bei einer signifikanten Ausweitung der Zinsen zwischen US-Dollar und Euro erhöhen, wurde in den letzten Jahren der Darlehensanteil in US-Dollar zugunsten von Euro oder lokalen Währungen reduziert und somit die Abhängigkeit von der Entwicklung der US-Zinsen verringert. Aktuell haben wir über 53 Prozent in US-Dollar denominierte Darlehen und knapp 34 Prozent in Euro. Der Rest ist in Lokalwährungen.