Finanzberater aufgepasst: Multi-Asset vor dem Comeback

Anleger haben viel Geld in Mischfonds investiert. Wenn – wie bisher 2022 – Aktien- und Anleihekurse fallen, funktioniert die Risikostreuung nicht. Das könnte sich jetzt ändern.

11:11 Uhr | 18. November | 2022
Dr. Torsten von Bartenwerffer. Bild: Fisch Asset Management

Dr. Torsten von Bartenwerffer, Co-Head Multi Asset Solutions bei Fisch Asset Management und mitverantwortlich für die Verwaltung der Absolute-Return-Strategien, sieht wieder zuversichtlich in die Zukunft der Mischfonds. Bild: Fisch Asset Management

Die Bundesbürger mögen Mischfonds. Rund 361 Milliarden Euro hatten Privatanleger Ende September in die auch Multi-Asset-Fonds genannten Produkte investiert; das ist zwar weniger als in Aktienfonds, aber deutlich mehr als in allen anderen Fondskategorien. Dies geht aus jetzt veröffentlichten Zahlen des Branchenverbandes BVI hervor. Mischfonds investieren bekanntlich flexibel in Aktien und Anleihen; je nachdem, was gerade gut leistet.

Mischfonds fließen 2022 reichlich Mittel zu

Dem Verband zufolge verzeichneten im bisherigen Jahresverlauf fast alle Fondskategorien einen Rückgang beim Netto-Mittelaufkommen: Aus Rentenfonds flossen 13,5 Milliarden Euro ab, aus Geldmarktfonds 9 Milliarden Euro, aus Aktienfonds 0,7 Milliarden Euro und aus sonstigen Fonds 4 Milliarden Euro. Lediglich offenen Immobilienfonds und vor allem Mischfonds sammelten bei Privatanlegern unter dem Strich mehr ein, nämlich 4 Milliarden Euro beziehungsweise 14,8 Milliarden Euro. Im dritten Quartal 2022 ging allerdings auch das Netto-Mittelaufkommen der Mischfonds leicht zurück; nur Immobilienfonds floss unterm Strich Geld zu.

Außergewöhnliche Lage an den Märkten

Dass aus Aktien- und Rentenfonds gleichzeitig so viel Geld abfließt, ist außergewöhnlich. Dieses Jahres kamen viele Faktoren zusammen, so dass beide Assetklassen schwer gelitten haben: Inflation, Krieg, Pandemie, Lieferkettenprobleme und so weiter. Auslöser des Rückzugs von Anlegern aus Aktien- und Rentenfonds war deren schlechte Performance. Der deutsche Aktienindex DAX liegt dieses Jahr trotz der jüngsten Erholungsrally immer noch rund 11 Prozent im Minus. Noch heftiger erwischte es die Rentenmärkte. In den ersten drei Quartalen brachen die Kurse von Bundesanleihen und US-amerikanischen Treasuries mit einer Restlaufzeit von zehn Jahren jeweils um fast 20 Prozent ein. „Für Staatstitel, die für Stabilität und Sicherheit stehen, ist das ein Blutbad“, wie Markteilnehmer berichten. Angerichtet haben es die Zentralbanken mit ihren zum Teil drastischen Leitzinserhöhungen in rascher Folge.

Künftig funktioniert Diversifikation wieder

Wenn Aktien- und Anleihekurse einbrechen, funktioniert die diesbezügliche Risikostreuung von Mischfonds nicht. In Zukunft sei aber genau das wieder der Fall, meint Dr.Torsten von Bartenwerffer, Co-Head Multi Asset Solutions bei Fisch Asset Management: „Wenn die Liquidität aus dem Markt genommen wird (gemeint sind Leitzinserhöhungen, Anmerkungen des Autors), sind alle Anlageklassen automatisch überkauft. Multi-Asset-Anlagen verlieren aus diesem Grund – zumindest kurzfristig – ihre inhärenten Diversifikationseigenschaften.“ Nun sei die Ausgangssituation aber wieder gut, meint Bartenwerffer. „Diversifikation funktioniert zukünftig wieder.“ Höhere Zinsen bedeuteten höhere Renditen und auch ein besseres Risikostreuungspotenzial bei sicheren Anlagen: Die Zinsen hätten in Krisenzeiten wieder die Möglichkeit zu fallen, so der Anlagestratege. Ergänzt werden muss, dass die Kurse von börsennotierten Zinspapieren steigen, wenn die Zinsen am Kapitalmarkt fallen. Sprich: Durch den Kauf- und Verkauf von Anleihen lassen sich wieder Gewinne erzielen. Auch deshalb ist von Bartenwerffer überzeugt, lohne sich der Einstieg in Mischfonds.