Thematisches Investieren

Disruption in 4D

Thematisches Investieren verspricht Anlegern einen Zugang zu zukunftsorientierten Anlagethemen und liegt derzeit im Trend. Für Interessierte lohnt sich ein Blick auf die vier Dimensionen der allgegenwärtigen Disruption, ist Hans-Jörg Naumer von Allianz GI überzeugt.

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11:10 Uhr | 19. Oktober | 2023
Naumer-Kolumne für procontra

Dr. Hans-Jörg Naumer, Director Global Capital Markets & Thematic Research Allianz Global Investors.

| Quelle: Allianz

Thematisches Investieren, verstanden als Kapitalanlage, die über Länder- oder Branchenschwerpunkte hinaus auf die langfristigen Trends setzt, scheint in der Anlegergunst immer mehr an Momentum zu gewinnen. Das zeigen nicht zuletzt die Mittelzuflüsse bei den Publikumsfonds. Das ist nur allzu verständlich, geht es doch darum, die Entwicklungslinien der allgegenwärtigen Disruption konstruktiv im Portfolio abzubilden.

Eine Disruption, die in 4D – in vier Dimensionen – stattfindet: Die Deglobalisierung schreitet voran. Die geopolitische Plattenverschiebung drückt sich nicht nur in der Zerrüttung der Lieferketten aus, sondern wird auch von einem anderen, positiven Impuls verstärkt: der Digitalisierung. Wenn die Roboter immer preiswerter werden, wird das Produzieren in Übersee immer weniger vorteilhaft, die Rückverlagerung von Produktion dahin, wo die Abnehmer sind, einfacher und preiswerter.

Dazu die Demographie. Demographisch wächst die Welt zwar weiter, wird dabei aber älter. Weltweit nimmt der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung ab. Lohn-, und damit Inflationsdruck ist absehbar. Allein in Deutschland werden in den nächsten Jahren 400.000 mehr Menschen den Arbeitsmarkt verlassen, als neue dazu kommen. Gleichzeitig setzt sich der Trend zur Dekarbonisierung der Weltwirtschaft fort.

Deglobalisierung, Digitalisierung, Demographie und Dekarbonisierung sind die 4 großen Dimensionen, die sich auch in Entwicklungen wie einer steigenden Rohstoffnachfrage und einer zunehmenden Verstädterung (Urbanisierung) ausdrücken. Diese Entwicklungen verstärken sich gegenseitig. Der Übergang zur klimaneutralen Wirtschaft ist ohne KI in den Energienetzen kaum vorstellbar. Dem Fachkräftemangel kann die Digitalisierung abhelfen. Am Ende stehen wir vor langen, anhaltenden Treibern von Wachstum. Langfristig orientierte Anleger sollten sich diese Trends genauer anschauen.