Investments in Kryptowährung

„Bitcoins sind wie digitales Gold“

Die FTX-Pleite schreckte Krypto-Anleger weltweit auf, sie hinterfragen die Investitionsform nun noch stärker. Zu welchem Zweck Bitcoin & Co. im Depot liegen sollten – darüber sprach procontra mit Philipp Sandner, Professor an der Frankfurt School of Finance & Management.

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10:02 Uhr | 27. Februar | 2023
Philipp Sandner

"Es stimmt nicht, dass Bitcoin & Co. eine Nische sind und wenige nur den Markt manipulieren wollen": Philipp Sandner, Professor an der Frankfurt School of Finance, im procontra-Interview.

| Quelle: Frankfurt School of Finance & Management

procontra:

Kritiker vergleichen Bitcoin & Co. mit einem Schneeballsystem, bei dem sich nur wenige an etwaigen Neuzugängen bereichern wollen. Stimmt das?

Philipp Sandner:

Nein. Es gibt über 200 Millionen Menschen weltweit, die Krypto-Assets besitzen. Die Besitzverhältnisse sind ähnlich wie am Kapitalmarkt: Es gibt einige, die hohe Bestände an Krypto-Assets haben und mehrere mit weniger. Insofern stimmt es nicht, dass Bitcoin & Co. eine Nische sind und dass wenige nur den Markt manipulieren wollen. Hier handelt es sich um eine neue Assetklasse, in die je nach Anlageziel auch Privatanleger investieren können.

procontra:

Warum sollte der Privatanleger das tun?

Sandner:

Bitcoin ist wie digitales Gold. Wie Gold dienen sie als Absicherung gegen wirtschaftliche Risiken wie beispielsweise die Inflation. Der Schutz hat damit zu tun, dass die Anzahl von Bitcoins – genau wie das Goldvorkommen – beschränkt ist. Es gibt maximal 21 Millionen Bitcoins und sie sind damit ein Gegenentwurf zu anderen Wertaufbewahrungsmöglichkeiten wie dem US-Dollar oder dem Euro, bei denen immer mehr Geld einfach von der Zentralbank erzeugt werden kann. Solche Systeme können die Inflation schüren, wie wir in diesen Tagen erleben.

procontra:

Welche Sicherheit hat der Privatanleger, dass er nicht einen Totalverlust erleidet wie die FTX-Investoren?

Sandner:

Die Regulierung. FTX befand sich auf den Bahamas und war deshalb nicht so reguliert – und damit nicht so sicher – wie viele Leute glaubten. Hier in Europa dagegen haben wir eine Regulierung, die dafür sorgt, dass Kundengelder in Zukunft wie im Falle der FTX nicht veruntreut werden. Das liegt daran, dass die neue EU-Regulierung ab 2024 fordert, dass investiertes Geld nicht in der Bilanz der Börse liegen muss - wie bei FTX - sondern separat als Sondervermögen.

procontra:

Aber sind Kryptowährungen nicht zu volatil für Privatanleger?

Sandner:

Volatil sind Krypto-Assets durchaus und man braucht dafür viel Ausdauer. Doch der gesunde Menschenverstand verbietet es, dass man seine ganzen Ersparnisse in Bitcoin steckt. Es gibt aber gute Gründe, einen kleineren Anteil seiner Ersparnisse in Krypto-Assets – zum Beispiel vier bis sechs Prozent – zu investieren, damit man die Volatilität gut aushalten und gleichzeitig von den Chancen dieser Anlage profitieren kann.