Interview mit Immobilienexperten

„Prüfung von Fördergeldern ist Teil der Analyse“

Welche Rolle eine Immobilienbewertung für Käufer spielt und wie staatliche Förderungen berücksichtigt werden, darüber sprach Dieter Eimermacher, Geschäftsführer der Eimermacher Immobilienbewertungen in Frankfurt am Main, mit procontra.

Author_image
10:10 Uhr | 23. Oktober | 2023
Dieter Eimermacher

„Der Kauf einer selbstgenutzten Immobilie ist eng mit dem individuellen Lebensentwurf verbunden": Immobilienexperte Dieter Eimermacher spricht im procontra-Interview über den Erwerb von Wohneigentum.

| Quelle: Jens Braune

procontra:

Warum ist eine Immobilienbewertung für Käufer so wichtig?

Dieter Eimermacher:

In der aktuellen Marktphase mit stark gestiegenen Zinsen für Immobiliendarlehen beobachte ich eine große Verunsicherung. Und die Diskussion rund um die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes verunsichert die Käufer zusätzlich. Die Frage der Beheizung eines Gebäudes ist aber nur ein Teil der umfassenderen Überlegungen zur Nachhaltigkeit. Die Energieeffizienz des Gebäudes, die Barrierefreiheit, die Anpassung an den Klimawandel, die Erzeugung regenerativer Energie auf dem Grundstück, Wassereinsparung durch Grauwassernutzung und die Ladeinfrastruktur für die E-Mobilität sind weitere Aspekte, die in diesem Zusammenhang zu beachten sind. Eine Immobilienbewertung sollte auf die Qualitäten der Immobilie im Hinblick auf die Nachhaltigkeit ausführlich eingehen.

procontra:

Welche Kriterien sind entscheidend, ob sich ein Immobilienkauf lohnt?

Eimermacher:

Der Kauf einer selbstgenutzten Immobilie ist eng mit dem individuellen Lebensentwurf verbunden. Das lässt sich nicht auf rein wirtschaftliche Kriterien reduzieren. Soll eine in die Jahre gekommene Immobilie erworben werden, empfehle ich einen langfristigen Fahrplan zu erstellen, der aufzeigt, wie das Objekt zukünftig in Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte einmal aussehen soll.

procontra:

Berücksichtigen Sie bei einer Bewertung auch staatliche Förderungen?

Eimermacher:

Zu prüfen, welche Fördergelder in die Finanzierung einbezogen werden können, ist Teil der Analyse. Die Angebot ändert sich immer wieder. Die aktuellen und die geplanten Förderprogramme der Regierung werden vor allem den Markt für ältere Objekte beeinflussen.

Anzeige

procontra:

Deckt der Energieausweis den Informationsbedarf von Käufern ab?

Eimermacher:

Verkäufer müssen gemäß Gebäudeenergiegesetz dem Käufer einen Energieausweis vorlegen. In den aktuellen Ausweisen sind eine Menge Informationen enthalten. Die Art der Heizung, der Hauptenergieträger und die Warmwassererzeugung lassen sich ablesen. Aus dem angegebenen Endenergiebedarf kann man ableiten, mit welchen Heizkosten etwa zu rechnen ist. Die Einordnung in die Energieeffizienzskala von A+ bis H zeigt, wie sich die Immobilie relativ zum Gebäudebestand darstellt. Die Angabe über die Treibhausgasemissionen erlaubt Rückschlüsse auf die Höhe der CO2-Abgaben, die zukünftig zu zahlen sind. Außerdem werden vom Aussteller des Ausweises Vorschläge für Modernisierungsmaßnahmen gemacht. Aber: Der Energieausweis beschränkt sich auf das Thema Energie. Angaben zu den übrigen Nachhaltigkeitsthemen müssen sich die Käufer auf anderem Wege beschaffen.