Kein Schutz mehr für Sägewerke?

Versicherer kontern massive Kritik der Holzindustrie

Der Verband der Säge- und Holzindustrie hatte die Versicherer für zu hohe Auflagen beim Brandschutz, Preissteigerungen und Kündigungen kritisiert. Der GDV zeigt sich verwundert. Für Makler könnte der Zwist auch eine Chance bedeuten.

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15:01 Uhr | 12. Januar | 2024
Versicherer kontern massive Kritik der Holzindustrie

Laut dem Verband der Säge- und Holzindustrie soll bereits jedes vierte Unternehmen nicht mehr gegen Feuer versichert sein. Die Schuld dafür sieht der Verband bei den Versicherern.

| Quelle: Josef Mohyla

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) weist die jüngste Kritik des Deutsche Säge- und Holzindustrie Bundesverband e.V. (DeSH) entschieden zurück und spricht diesbezüglich von „erhobenen Behauptungen“.

Der DeSH hatte die Versicherungswirtschaft am Mittwoch öffentlich für zu hohe Auflagen bei Brandschutz, heftige Preissteigerungen und zunehmende Kündigungen von Verträgen kritisiert. Eine wachsende Zahl seiner Mitgliedsunternehmen, überwiegend Sägewerke und andere holzverarbeitende Betriebe, würden sich von der Versicherungsbranche im Stich gelassen fühlen. „Insbesondere für kleinere mittelständische Betriebe sind die Auflagen der Versicherer an technische Maßnahmen zur Brandmeldung und -bekämpfung nicht mehr realisierbar“, sagte DeSH-Hauptgeschäftsführer Lars Schmidt.

Jeder vierte Betrieb ist nicht versichert

Die Kritik fußt auf einer aktuellen Umfrage unter 75 Mitgliedsunternehmen des Verbands. Nur noch 77 Prozent von ihnen würden demnach über eine Brandschutzversicherung verfügen. Damit ist diese Quote von zuvor langjährig recht konstanten 92 Prozent in den letzten beiden Jahren deutlich gesunken. Holzverarbeitende Betriebe zählen versicherungsmathematisch zu denen mit dem größten Brandrisiko. Laut der Umfrage sind zudem bei 68 Prozent der Unternehmen die Versicherungsbeiträge im Jahr 2023 gestiegen.

„Doch ohne Versicherungsschutz gibt es weder Kredite noch Investitionen – mittelfristig droht vielen Unternehmen das Aus und damit die Gefahr von Lücken in der wichtigen Wertschöpfungskette von den Waldbesitzenden bis zu den holzverarbeitenden Betrieben im Handwerk und der Industrie“, klagte Schmidt. Zudem würden selbst Unternehmen mit hohen technischen Brandschutzstandards und bestehendem Versicherungsschutz eine Überbürokratisierung beklagen und stattdessen neue Versicherungskonzepte hin zur Brandvermeidung durch Gefahrenerkennung fordern. Schmidt kritisierte zudem, dass sich die Versicherer bislang gegen moderne KI-gesteuerte Brandvermeidungssysteme sperren würden.

GDV ruft Unternehmer zur Verantwortung

Vorwürfe, die man beim GDV auf procontra-Nachfrage nicht nachvollziehen kann. Man befinde sich seit Jahren im Austausch mit dem DeSH und habe aufgrund des besonders hohen Schadenaufwands der Holz- und Sägeindustriebetriebe 2019 einen gemeinsamen Maßnahmenkatalog für den Brandschutz in Sägewerken erarbeitet. Die Umsetzung der entsprechenden Präventionsmaßnahmen gehöre zum unmittelbaren Verantwortungsbereich eines Unternehmens, heißt es. Dieser Verantwortung gerecht zu werden, könne auch Investitionen erfordern.

„Nur eine konsequente Verbesserung des Brandschutzes ermöglicht hinreichenden Risikoschutz, der nach wie vor angeboten wird“, sagte eine GDV-Sprecherin. Hinsichtlich der Beitragserhöhungen seien die Versicherer als Risikoträger nicht zuletzt aus aufsichtsrechtlichen Gründen verpflichtet, eine risikogerechte Versicherungsprämie zu vereinbaren.

Für Gespräche mit Kunden aus dem Wirtschaftszweig „Forst und Holz“ ist die Situation für Makler aktuell wahrscheinlich heikel und erfordert viel Fingerspitzengefühl. Gleichzeitig könnte sie aber auch ein guter Anlass sein, um den Markt zu sondieren und ausgewogene Angebote für neuen Schutz zu unterbreiten. Der GDV empfiehlt Maklern zudem, vorab den Brandschutz eines solchen Betriebs mit dem Maßnahmenkatalog VdS 3250 zu analysieren.