Die Berufsunfähigkeitsversicherung der Condor wurde grundlegend überarbeitet – neuer Name, neue Struktur, neue Funktionen. Mit dem Tarif-Update hat der Anbieter sein BU-Portfolio modernisiert und um einige bemerkenswerte Features erweitert, die sowohl beim Preis als auch bei den Bedingungen spürbare Veränderungen bringen.
Im Produktcheck steht der Tarif comfort pro: die mittlere Tariflinie, die viele der neuen Verbesserungen aufgreift und sich als ausgewogene Lösung zwischen Leistung und Beitrag positioniert.
Was steckt im Tarif?
Der Tarif comfort pro gehört zu den neuen Berufsunfähigkeitstariflinien der Condor innerhalb des R+V-Konzerns. Kern des Versicherungspakets ist eine monatliche BU-Rente, die gezahlt wird, wenn die zuletzt ausgeübte berufliche Tätigkeit voraussichtlich dauerhaft zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausgeübt werden kann. Die Prüfung erfolgt immer bezogen auf den tatsächlichen, individuellen Beruf – so wie er vor der Erkrankung oder dem Unfall ausgestaltet war.
Zu den wichtigen Neuerungen gehört die flexible Nachversicherung: Es gibt keine feste Obergrenze mehr, bis zu der die BU-Rente insgesamt steigen darf. Erhöhungen sind jetzt jeweils in Schritten von 1.000 Euro möglich. Dadurch kann der Schutz leichter an steigende Einkommen, veränderte Lebenssituationen oder berufliche Entwicklungen angepasst werden – ohne erneute Gesundheitsprüfung, sofern die jeweiligen Voraussetzungen erfüllt sind.
Zusätzlich wurde die Möglichkeit einer Berufsgruppen-Überprüfung eingeführt. Nach fünf Jahren Vertragslaufzeit kann geprüft werden, ob der Beruf inzwischen günstiger eingestuft wird. Ist das der Fall, kann der Beitrag gesenkt werden – und zwar ohne erneute Risikoprüfung. Das schafft Planungssicherheit und eröffnet Chancen auf niedrigere Kosten im weiteren Vertragsverlauf.
Die Stärken
Der Tarif comfort pro bringt mehrere Punkte mit, die in Fachtests und Beratungspraxis positiv hervorstechen. Besonders deutlich wird dies bei den Vertragsklauseln: Die Condor war schon früh dafür bekannt, moderne Regelungen einzuführen – etwa den Verzicht auf eine verpflichtende Umorganisation bei Selbstständigen oder die Teilzeitklausel.
Als echter Fortschritt im Update der BU-Tarife gilt die überarbeitete Nachversicherung. Hier wurde die bisherige harte Obergrenze abgeschafft. Die BU-Rente kann nun beliebig oft und in Schritten von bis zu 1.000 Euro erhöht werden, ohne dass eine erneute Gesundheitsprüfung nötig wird. Dadurch lässt sich der Schutz leichter an steigende Einkommen oder neue Lebenssituationen anpassen.
Eine weitere Stärke ist die neu eingeführte Berufsgruppen-Überprüfung. Fällt die Einstufung nach fünf Jahren günstiger aus, kann der Beitrag reduziert werden, ebenfalls ohne Risikoprüfung. Gerade für dynamische Berufswege ist das ein praktischer Vorteil. Ebenfalls gerne hören wir natürlich grundsätzlich, dass die Beiträge für viele Berufsgruppen günstiger werden. 380 Berufe profitieren lt. Condor von der Besserstellung der Berufsgruppen: Bis zu 3.300 Berufe werden günstiger, die Prämien sinken um bis zu 40 Prozent.
Die Schwächen
Als Schwäche kann man auch die sinkenden Beiträge ansehen – und das natürlich nicht nur bei der Condor, sondern allgemein im BU-Markt: Immer besserer Schutz, der immer günstiger wird? Das ist in vielen Fällen heute am Markt nur noch schwer nachvollziehbar, und wir hoffen nur, dass die Kalkulation dauerhaft stabil steht und dem Kollektiv später nicht in Form steigender Beiträge auf die Füße fällt.
Ein Kritikpunkt ist die Absicherungshöhe im Hinblick auf die finanzielle Angemessenheit. Abgesichert werden können bis zu 80 Prozent des Nettogehaltes. Das fällt deutlich gegenüber den meisten Regelungen am Markt ab, die bei einer Absicherung des Bruttogehaltes von 60 Prozent liegen. In der Praxis kann das ein Riesenunterschied sein. Nehmen wir einmal einen Gutverdiener mit 120.000 Euro brutto im Jahr, der Single ist. Aus den 120.000 Euro brutto werden dann rund 68.000 Euro netto. Bei 60 Prozent Absicherungshöhe vom Brutto könnte er also 72.000 Euro BU-Rente absichern, bei der Nettovariante der Condor sind es lediglich gut 54.000 Euro. Das könnte ggf. zu wenig sein, wenn man Steuern, ggf. Krankenversicherungsbeiträge und auch Beiträge für die Altersvorsorge mit in die Überlegungen einbezieht.
Und vor diesem Hintergrund bleibt bei der unbegrenzten Nachversicherungsgarantie auch ein großes Fragezeichen, wenn die so ausgebremst wird. Vor allem Kammerberufe müssen hier sehr genau rechnen, weil ihre Rente aus dem Versorgungswerk ab 50.000 Euro privater BU-Rente zu 50 Prozent angerechnet wird. Bleibt oft der Kunstgriff über die Beitragsdynamik, um die Rente „durch die Hintertür“ weiter zu erhöhen. Aber auch hier hat das Produktmanagement einen Riegel vorgeschoben, denn die Beitragsdynamik endet, sobald eine BU-Rente von 5.000 Euro erreicht ist. Bei einem Vertrag mit einer Laufzeit von oft mehreren Jahrzehnten dürfte hier zu schnell das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Die Condor hat sich auf unsere Nachfrage leider nicht geäußert.
Für wen ist das Produkt geeignet?
Der Tarif comfort pro eignet sich besonders für Arbeitnehmer und Selbstständige, die eine verlässliche und solide Berufsunfähigkeitsabsicherung suchen und nicht in den Einkommensbereichen liegen, die durch die geschilderte Begrenzung von finanzieller Angemessenheit und Beitragsdynamik betroffen sind. Wer in eine der neu bewerteten Berufsgruppen fällt und von den verbesserten Einstufungen profitiert, kann hier oft ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis erzielen. Gerade in Berufen mit stabilen Tätigkeitsprofilen und ohne außergewöhnlich hohe Absicherungsbedarfe ist der Tarif eine gut passende Lösung.
Weniger passend ist der Tarif für Personen mit sehr hohem Einkommen oder für Berufsgruppen, die eine perspektivisch eine hohe BU-Rente benötigen. Auch Akademiker mit stark steigender Karriereperspektive oder Menschen mit komplexen Berufsrisiken stoßen unter Umständen schneller an die Grenzen der finanziellen Angemessenheit und der maximal darstellbaren Rentenhöhen. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, Alternativen zu prüfen oder ergänzende Lösungen einzuplanen.
Was ist in der Beratung zu beachten?
In der Beratung spielt die Bedarfsermittlung eine zentrale Rolle. Entscheidend ist, ob die mögliche Absicherungshöhe bei der Condor ausreicht. Das gilt ebenso für die Nachversicherungsmöglichkeiten. Zwar wurde die Obergrenze gestrichen und Erhöhungen sind nun in 1.000-Euro-Schritten möglich, trotzdem bleibt die Angemessenheitsgrenze bestehen. Für Berufstätige mit steilem Karriereverlauf kann das bedeuten, dass die gewünschte Höhe langfristig nicht vollständig über die Condor abgedeckt werden kann. Das müssen Vermittler im Hinterkopf haben und die Condor ggf. in eine Zwei-Vertrags-Lösung einbinden.
Das Fazit
Der Tarif comfort pro bietet eine moderne und solide Berufsunfähigkeitsabsicherung mit klaren Verbesserungen gegenüber früheren Condor-Tarifen. Gleichzeitig bleibt die finanzielle Angemessenheit ebenso wie der Deckel der Beitragsdynamik ein Schwachpunkt. Insgesamt ist die Condor-BU im Tarif comfort pro eine verlässliche BU-Lösung – besonders geeignet für Berufstätige mit mittlerem Einkommen oder als eine Vertragslösung in einer Zwei-Vertrags-Struktur.

