Kaum ist die neue Bundesregierung im Amt, beginnt das altbekannte Spiel: Die Rentenfrage wird diskutiert, in Kommissionen verschoben – und am Ende wahrscheinlich auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner begraben. Wirtschaftsministerin Reiche (CDU) fordert öffentlich ein späteres Renteneintrittsalter. Die SPD hält dagegen – energisch. Gleichzeitig will die SPD die Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen. Das lehnt die Union rundweg ab. Beide Forderungen stehen nicht im Koalitionsvertrag. Und sie zeigen: Bei der ersten Säule ist man sich nicht einmal über die Grundrichtung einer Reform einig. Und dann kommen auch noch Querschüsse wie die Schnapsidee mit dem Boomer-Soli als Sahnehäubchen.
Was aber bedeutet das für die geförderte private Altersvorsorge, bei der schon seit Jahren Stillstand herrscht? Das Altersvorsorgedepot wurde beerdigt. Die Riester-Reform ist mindestens scheintot. Selbst bei der Frühstarter-Rente, die es in den Koalitionsvertrag geschafft hat, ist bis zur parlamentarischen Sommerpause nichts passiert. Wer auf einen großen Wurf gehofft hat, muss sich mit politischem Schweigen zufriedengeben.
Finanzbranche ist jetzt gefragt
Dabei wäre gerade jetzt ein klarer Reformplan nötig: verständlich, praktikabel und zukunftsfähig. Mindestens doch eine Kombination aus reformierter Riester-Rente und Frühstarter-Rente. Ohne neue Bürokratie, aber mit echtem Anreiz zum Sparen. Stattdessen: Taktieren, Blockieren, Schweigen. Die Menschen merken das. Sie verlieren das Vertrauen in die Politik – und in das Rentensystem insgesamt. Wer 2025 noch an eine durchdachte und mutige Altersvorsorgereform glaubt, glaubt wahrscheinlich auch noch an den Weihnachtsmann.
Umso mehr ist jetzt die Finanzbranche gefordert: Wir müssen informieren, erklären, überzeugen – und gleichzeitig nicht müde werden, unsere Expertise in die politische Debatte einzubringen. Denn nur mit dauerhaftem Druck, klaren Argumenten und praktischen Lösungen lässt sich ein Umdenken erreichen. Die Verantwortung dafür tragen wir – auch wenn andere sie gerade von sich schieben.