Kolumne

Echte Altersabsicherung gelingt nur im Kollektiv

Sachwerte gelten als riskant für die Altersvorsorge. Doch der IVS-Vorsitzende, Dr. Friedemann Lucius, meint, man müsse sie nur richtig anpacken, um ihr Potenzial für die Rente zu heben.

13:03 Uhr | 05. März | 2024
Die Vorteile sachwertorientierter Altersvorsorge lassen sich nur im Kollektiv ausschöpfen

Sachwerte gelten als riskant für die Altersvorsorge. Doch der IVS-Vorsitzende, Dr. Friedemann Lucius, meint, man müsse sie nur richtig anpacken, um ihr Potenzial für die Rente zu heben.

| Quelle: IVS

An dieser Stelle wurde wiederholt dafür plädiert, für die Altersvorsorge die Ertragschancen einer sachwertorientierten Kapitalanlage zu nutzen. Wer diesem Rat folgt, steckt unweigerlich in einem Dilemma: Einerseits lassen sich mit Sachwerten wie z. B. Aktien oder Immobilien im langjährigen Durchschnitt höhere Erträge als mit festverzinslichen Anleihen erzielen.

Andererseits unterliegen diese Erträge in einzelnen Jahren starken Schwankungen. Insofern gilt: Je länger der Anlagezeitraum, desto höher die Chance, den Renditevorteil einer sachwertorientierten Anlage zu realisieren, weil Schwankungen umso weniger ins Gewicht fallen. Werden Leistungen im Alter aus einem Kapitalstock finanziert, sollte dieser zum Zeitpunkt der Zahlung insoweit überhaupt keinem Schwankungsrisiko mehr ausgesetzt sein. Genau das besagt eine der goldenen Regeln der kapitalgedeckten Altersvorsorge: „Stelle sicher, dass du niemals Vermögen mit Verlust verkaufen musst, um deinen Liquiditätsbedarf zu decken.“

Wie lässt sich dieses Dilemma in der Praxis lösen?

An erster Stelle steht eine Analyse des Vorsorgebedarfs. Bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung besteht der Vorsorgebedarf darin, die gesetzliche Rente so aufzustocken, dass die laufenden Lebenshaltungskosten bestritten und der Lebensstandard gehalten werden können. Das Versorgungziel ist demnach kein hoher einmaliger Kapitalbetrag bei Eintritt in den Ruhestand, sondern ein verlässlicher, monatlicher Zahlungsstrom bis zum Tod.

Dieser Zeitraum von mehreren Jahrzehnten ist lang genug, um von den Vorteilen einer sachwertorientierten Kapitalanlage zu profitieren. Denn der Anlagehorizont eines heute 37-Jährigen beträgt eben nicht 30 Jahre im Hinblick auf sein voraussichtliches Renteneintrittsalter mit 67, sondern erstreckt sich mit entsprechend kleineren Beträgen über die Restlebenszeit, also auf 31, 40, oder 57 Jahre, je nachdem, ob er 68, 77 oder 94 Jahre alt wird.

Für den einzelnen wird es zum Ding der Unmöglichkeit

Für die Anlage des Kapitalstocks, aus dem der lebenslange Zahlungsstrom finanziert werden soll, ist dieser Umstand von fundamentaler Bedeutung: Um der vorgenannten goldenen Regel der kapitalgedeckten Altersvorsorge zu entsprechen, müssen die Schwankungsrisiken nicht auf den Zeitpunkt des Renteneintritts hin reduziert werden, wie es etwa Fondsparpläne nach dem so genannten Life-Cycle-Modell vorsehen. Vielmehr reicht es aus, die Schwankungsrisken entlang eines langen Zeitraums sukzessive herauszunehmen. Die Folge: Ein sehr viel größerer Teil des Kapitalstocks hat die Chance, den Renditevorteil einer sachwertorientierten Kapitalanlage tatsächlich zu realisieren.

Das zu managen ist jedoch einfacher gesagt als getan. Die wenigsten dürften dazu in der Lage sein. Für den einzelnen wird es zum Ding der Unmöglichkeit, wenn es die Länge des Zeitraums abzuschätzen gilt, über den der Kapitalstock aufgezehrt werden soll. Denn niemand weiß, wie lange er oder sie leben wird.

Deshalb gilt: Echte Altersabsicherung gelingt nur im Kollektiv. Nur hier lassen sich die langen Anlagezeiträume organisieren, die benötigt werden, um die Vorteile einer sachwertorientierten Kapitalanlage voll auszuschöpfen und das Risiko der unvermeidlichen Fehleinschätzung der eigenen Lebensdauer aufzufangen. Und nur so lassen sich Zahlungsströme organisieren, die bei dem Einzelnen ein Leben lang halten.